Carole Dieschbourg au sujet de la politique environnementale au Luxembourg et en Europe

Télécran: Kann man als Unternehmerin überhaupt eine glaubwürdige Umweltpolitikerin sein?

Carole Dieschbourg: In unserem Familienbetrieb, der Mühle in Echternach, verbinde ich seit Jahren nachhaltige Ziele mit wirtschaftlichem Denken. Den regionalen und den biologischen Produktionsbereich haben wir konstant ausgebaut. Wir beweisen, dass nachhaltiges Wirtschaften und ökologische Verantwortung keine Widersprüche sind. Ich bin froh über diese praktischen Erfahrungen. Aus dem Engagement in der Leader-Initiative, meiner Vernetzung mit anderen Produzentenkollegen aus Landwirtschaft, Handwerk und anderen Gruppen, sind mir zudem die Sorgen und Nöte von Bürgerinnen und Bürgern, Gemeinden, Umweltschützern und Unternehmern gut bekannt.

Télécran: Haben Sie am Abend des 20. Oktober, des Wahltags, erwartet, dass Sie sechs Wochen spater als Ministerkandidatin gehandelt würden?

Carole Dieschbourg: Nein, natürlich nicht. Hatte Jean-Claude Juncker am Wahlabend erwartet, jetzt Oppositionsführer zu sein? Die Entwicklungen in den vergangenen Wochen waren überraschend. Für Luxemburg ist der frische Wind aber gut. Das Land wird merken, dass die Grünen nun mit am Kabinettstisch sitzen - unabhängig davon, wer von uns ein Ministeramt bekleidet. Wir haben uns sowohl umwelt- als auch gesellschaftspolitisch hohe Ziele gesteckt. Die neuen Regierungsparteien werden auf eine aktive Verwaltung mit vielen engagierten Beamtinnen und Beamten zurückgreifen können.

Télécran: Es gibt mittlerweile in Europa keinen grünen Umweltminister. Ist die Zeit der Grünen schon abgelaufen? Schließlich gehören sowohl deutsche wie auch luxemburgische Grüne zu den Wahlverlierern.

Carole Dieschbourg: Es ist schwierig, Luxemburg mit Deutschland zu vergleichen, aber sollte sich die deutsche SPD-Basis der Großen Koalition verweigern, wird es schwarz-grün geben - natürlich mit einem grünen Umweltminister. Im Industrieland Baden-Württemberg stellen die Grünen den Ministerpräsidenten. In Belgien sind die Grünen zwar nicht Teil der Regierung, aber als einzige politische Gruppe tagen flämische und wallonische Grüne als gemeinsame Fraktion. In Österreich haben die Grünen bei den Wahlen Ende September zwei Prozentpunkte hinzugewonnen. Kurz zuvor gab es ähnliche Gewinne bei den Nationalwahlen in Norwegen. In Luxemburg gab es zwar Verluste, doch sind wir nun Teil der Regierung. Auf Gemeindeebene sind wir Grünen seit 2011 wesentlich stärker als je zuvor vertreten. Ich sehe viel Positives.

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