Europäische Zusammenarbeit für bessere Wertschöpfungsketten und Materialkreisläufe: Wie Interreg-Projekte mit Luxemburger Beteiligung innovative Lösungen erarbeiten

Claude Turmes, Minister für Raumentwicklung, hat sich vor Ort drei Interreg-Projekte angeschaut, die zum Ziel haben, (inter)regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen. 

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    (v. l. n. r.) Claude Turmes, Minister für Raumentwicklung und Minister für Energie ; n.c. ; Marc Feider, Schroeder et Associés SA ; Jean-Yves Marié, BIM-Y ; Annie Guerriero, Luxembourg Institute of Science and Technology ; n.c.
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    (v. l. n. r.) Claude Turmes, Minister für Raumentwicklung und Minister für Energie ; n.c. ; Marc Feider, Schroeder et Associés SA ; Jean-Yves Marié, BIM-Y ; Annie Guerriero, Luxembourg Institute of Science and Technology
  3. ©MEA

    Claude Turmes, Minister für Raumentwicklung, mit dem SeRaMCo-Team
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    (v. l. n. r.) n.c. ; Dr Torsten Bohn , Luxembourg Institute of Health ; Claude Turmes, Minister für Raumentwicklung und Minister für Energie ; Nicole Skirde-Vural, Ministerium für Energie und Raumentwicklung

In der Praxis bedeutet dies, dass Altmaterialien und Reststoffe z.B. aus Produktionsprozessen einer neuen möglichst hochwertigen Nutzung zugeführt werden. Abfälle werden so auf ein Minimum reduziert. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich im Wirtschaftskreislauf. Sie werden also immer wieder produktiv weiterverwendet, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren.

Claude Turmes zeigte sich erfreut über das hohe Maß an Innovation und Nachhaltigkeit bei den drei europäischen Kooperationsprojekten: "Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Interreg-Projekten zeigen das enorme Potenzial der Kreislaufwirtschaft und die damit verbundenen positiven Auswirkungen auf Wirtschaft und Umwelt. Ein weiterer Beweis für den Mehrwert europäischer Kooperationsprojekte, in denen öffentliche und private Partner aus unterschiedlichen Bereichen erfolgreich zusammenarbeiten."

BIOVAL: Herstellung neuer Produkte aus Brauereirückständen

Die Brauindustrie in der Großregion produziert gewaltige Mengen an organischen Nebenprodukten. Rund 90% davon werden derzeit ungenutzt und teuer entsorgt. Das BIOVAL-Projekt sucht nach einer innovativen Recycling-Lösung für diese Abfälle und untersucht deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Mittels Technologien aus der Grünen Chemie und der (weißen) Biotechnologie sollen neue Produkte und Rezepturen mit hoher Wertschöpfung für die Chemie-, Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie entwickelt werden.

Ziel des Interreg Projekts ist, eine grenzüberschreitende Wertschöpfungskette für Brauereirückstände aufzubauen. Für Luxemburg ist das Luxembourg Institute of Health (LIH) an dem Projekt beteiligt. Das LIH ist insbesondere für die Untersuchung der Verdaubarkeit, der Aufnahmefähigkeit potentieller Nährstoffe für den Körper und die entzündungshemmende Wirkung des in Brot verarbeiteten Biertrebers zuständig.

Digital Deconstruction: Wiederverwendung von Baumaterialien beim Rückbau von Gebäuden

Das Projekt zielt darauf ab, ein innovatives digitales System zur Entscheidungshilfe zu entwickeln, das verschiedene digitale Werkzeuge (3D-Scannen, 'Building Information Modelling' (BIM), eine digitale Material- und Gebäudedatenbank, Blockchain-Technologie) integriert und dabei hilft, die nachhaltigste und wirtschaftlichste Rückbau- und Wiederverwendungsstrategie für ein Gebäude zu definieren. Am Anfang steht die digitale Erfassung der Materialien nach Art, Qualität und Quantität in einer Gebäudedatenbank. Diese ermöglicht dann die Wiederverwendung und das hochwertige Recycling von Materialien, wie Fliesen, Türen oder Mauersteinen. Knappe Ressourcen werden auf diese Weise unmittelbar oder nach einem hochwertigen Recycling als Sekundärrohstoffe wiederverwendet. Der Einsatz von Primärrohstoffen wird so reduziert und die CO2-Emissionen der Bauindustrie entsprechend gesenkt.

Pilotprojekte, wie der Rückbau des Bahnhofs in Ettelbrück helfen den Forschern Open-Source-Software-Systeme zu entwickeln, die Ingenieure dann nutzen, um Materialien, die beim Rückbau von Renovierungs- und Abbruchprojekten in der Bauindustrie anfallen, wiederzuverwenden Drei von insgesamt 14 Partnern stammen aus Luxemburg: BIM-Y, Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) und Schroeder & Associés. Als Beobachter ist das Centre de Ressources des Technologies et de l'Innovation pour le Bâtiment (CRTI-B) in das Projekt eingebunden.

SeRaMCo: Ersatz primärer Rohstoffe bei der Produktion von Zement- und Betonprodukten durch hochwertige recycelte Materialien

Bau- und Abbruchabfälle werden bereits zu 70% recycelt, aber es handelt sich fast ausschließlich um eine minderwertige Nutzung, z. B. als Füllmaterial im Straßenbau. Der Anteil des qualitativ hochwertigen Einsatzes von recycelten Bau- und Abbruchabfällen im Bausektor liegt derzeit nur bei 4%.

Um Ressourcen zu schonen, zielt SeRaMCo darauf ab, primäre Rohstoffe durch hochwertige Materialien zu ersetzen, die aus Bau- und Abbruchabfällen recycelt werden, z.B. Beton, Ziegel, Fliesen und Keramik. Die erwarteten Ergebnisse von SeRaMCo sind Zement- und Betonprodukte aus bis zu 100% recycelten Material, die sowohl hinsichtlich der Kosten als auch der Qualität mit konventionellen Produkten vergleichbar und bereit für die Kommerzialisierung sind.

Die Universität Luxemburg ist einer von insgesamt 11 europäischen Projektpartnern. Das luxemburgische Betonunternehmen Contern SA ist als Beobachter im Projekt vertreten. Ein wichtiger Mehrwert der Kooperation liegt in der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftspartnern und Unternehmen, die gemeinsam mit Kommunen in Pilotprojekten zusammenarbeiten, um Produkte, wie Bänke, Bodenplatten oder auch Fassadenelemente aus recyceltem Beton zu entwickeln und zu testen.

 

Hintergrund zu den Interreg-Programmen 2014-2020

Insgesamt 114 Luxemburger Projektpartner beteiligen sich an 74 Interreg Projekten (aus den Programmen Interreg Großregion, North-West Europe und Europe). Das Gesamtbudget dieser Partner beläuft sich auf rund 61 Millionen Euro. Davon stammen etwa 31 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).

 

 

Pressemitteilung der Abteilung für Raumentwicklung und des Ministeriums für Energie und Raumentwicklung

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