"Topic of the Year" mit Jean-Claude Juncker

Am Donnerstag, den 17. Januar 2002, nahm Premierminister Jean-Claude Juncker, auf Einladung des "Group 20+1" und des Kreises internationaler Wirtschaftsjournalisten an der Jahreskonferenz "Topic of the Year" in Frankfurt/Main teil. Der luxemburgische Premierminister referierte zum Thema "Der Euro - einzige Währung ohne Regierung?".


Jean-Claude Juncker mit Herrn Dieter Balkhausen, Moderator von "Topic of the Year"

In der als Frage- und Antwortspiel konzipierten Podiumsdiskussion, die vom ZDF-Wirtschaftsjournalisten Dieter Balkhausen moderiert wurde, würdigte Jean-Claude Juncker den Maastrichter Vertrag als "gewaltigen Quantensprung in der Europäischen Union" dessen wahre Bedeutung den EU-Bürgern aber erst in den darauffolgenden Jahren durch die Politik erklärt werden musste.

Angesichts des Erfolgs der Euro-Einführung versteht Juncker die im letzten Jahrzehnt erzielten Fortschritte als überragende Leistung der Europäer. "Ohne Euro ginge es Europa schlechter als es ihm heute geht", so Juncker.

Premierminister Juncker bedauerte allerdings, dass die Koordinierung der Wirtschaftspolitiken in der Europäischen Union derzeit noch zu schwach ausgelegt sei. Daher sieht Jean-Claude Juncker, nach der Euro-Einführung, die Entwicklung von wirtschaftspolitischen Instrumenten auf europäischer Ebene als eine der wichtigsten Prioritäten der nächsten zwei oder drei Jahre.

Angesprochen auf den im "Handelsblatt" von heute erwogenen "blauen Brief" an die deutsche Regierung als Frühwarnung für ein zu hohes Haushaltsdefizit, antwortete Premierminister Juncker, er gehe davon aus, dass niemand einen solchen Brief erhalte, weil niemand einen solchen Brief verdiene. "Ich mache mir keine Sorgen, dass etwas aus dem Ruder gelaufen wäre", so Juncker. Der luxemburgische Premierminister hatte zuvor allerdings unterstrichen, dass der Euro eine kollektive Solidarität der Mitglieder der Eurozone verlange. Und es damit auch erlaubt sei ein Tabu zu brechen, nämlich jenes der Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten.

Jetzt wo die Euro-Einführung vollzogen ist, gelte es jene Substanzbereiche voranzutreiben - Juncker erwähnte die gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik (GASP) sowie die Terrorbekämpfung - in denen die EU-Bürger ein schnelleres Vorantreiben erwarten. Laut Juncker wäre die EU nicht zu integrationsfähigen Projekten fähig, wenn die einheitliche europäische Währung nicht bestünde, aber die einheitliche Währung als europäisches Projekt allein genüge auch nicht.

Der Premierminister warnte ebenfalls davor, dass Europa Gefahr laufe allzu sehr sich selbst zu genügen. Eine wichtige Aufgabe der nächsten Jahre sei daher eine grössere Öffnung nach aussen sowie ein sehr grosses Engagement in der Entwicklungshilfe.

Letztlich wies Premierminister Juncker auf die friedens- und identitätsstiftende Wirkung der einheitlichen europäischen Währung hin und würdigte das europäische Projekt als ein Friedensprojekt.

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