Contribution écrite du ministre de l'Education nationale, Anne Brasseur concernant la politique en matière d'éducation "Bildungsoffensive? - Bildungsoffensive!"

Als ich mein Mandat vor 4 Jahren antrat, wurde von meiner Partei und mir eine Bildungsoffensive erwartet. Dass politische Gegner glaubhaft machen wollen, es könne keine Rede sein von Bildungsoffensive, zeigt, dass alle Reformvorhaben, die bereits im Konsens durchgeführt wurden, ihnen ein Dorn im Auge sind. Bildungsoffensive, wie ich sie verstehe, muss in kleinen, pragmatischen Schritten durchgeführt werden. Das ist sicherlich nicht spektakulär. Aber mir kommt es vor allem darauf an, in der Praxis mit den Betroffenen diese Schritte dauernd zu überprüfen, um gegebenenfalls Kurskorrekturen vorzunehmen, um der Schule das zu geben, was sie unbedingt braucht: Ruhe und Gelassenheit. Wobei Entschlossenheit und Konsequenz als Sekundartugenden genau so wichtig sind. In der Bildung wie in der Erziehung schaden Hektik und blinder Aktivismus – auch wenn sie als Visionen verkauft werden – allen. Und nützen niemandem. Riesensprünge in eine möglicherweise falsche Richtung mögen zwar spektakulär sein, können aber sehr lange Umwege bedeuten, falls das Ziel verfehlt wurde.

Eine Anpassung der Schule an eine neue Zeit wurde erforderlich, weil über Jahre hinweg die Gesellschaft sich in ihrer sozialen Struktur verändert hat, der Arbeitsmarkt gewachsen ist und sich enorm diversifiziert hat. In einer Welt des schnellen Wechsels, der Migrationen, der rasanten Entwicklung von Wissenschaft und Technologie ist auch unser kleines Luxemburg nicht dasselbe geblieben.

Von der Schule wird heute wie damals erwartet, dass sie Wissen vermittelt, die Jugend auf Studium und/oder Beruf und das Leben vorbereitet. Mehr denn je soll sie durch angepasste Programme und Methoden eine größtmögliche Anzahl an Schülern und Schülerinnen zu einer möglichst guten Qualifikation verhelfen. Sie soll die Jugend auf das Leben vorbereiten, indem sie aus ihnen selbstständige, entscheidungsfähige, entscheidungswillige und auch kritisch denkende Bürger macht.

Die Schule soll aber auch integrieren und bei der Erziehung helfen. Dabei werden dem System unseres kleinen Landes enorme Leistungen abverlangt. Da unsere geographische Lage nicht geändert hat, können wir nicht auf den Erwerb der Sprachen unserer deutschen und französischen Nachbarn verzichten. In der heutigen Welt ist auch das Erlernen des Englischen im wahrsten Sinne des Wortes ein "Must". Das bedeutet aber nicht, dass nicht über die bisherige Art und Weise, sie zu lehren und zu lernen nachgedacht werden soll und muss. Im Primarunterricht ist der Deutschunterricht neu strukturiert worden. Im Enseignement technique werden deshalb die Sprachen in mehreren Musterversuchen nach neuen Methoden und Stundenplänen unterrichtet. Dort soll künftig zwischen l. und 2. Sprache gewählt werden können.

Doch vor dem Erlernen der Fremdsprachen steht der Erwerb von grundlegenden Fähigkeiten. Unter dem Motto "Back to basics" – das mittlerweile auch in Frankreich, wie in England und der Schweiz Beachtung findet – habe ich schon früh auf die Wichtigkeit des Fundaments allen Wissens hingewiesen. Lesen, Schreiben und Rechnen sind wohl nicht alles – das habe ich des öfteren betont -, was die Schule der Gesellschaft schuldet. Aber ohne "Basics" ist alles andere bloß Makulatur, schlimmer noch: unmöglich. Ohne Lesen und Schreiben, ohne mathematische Grundkenntnisse gibt es keine berufliche oder universitäre Karriere, keine gezielte Informationssuche im Internet, keinen sinnvollen Umgang mit dem Computer – und keine ansprechenden Arbeitsplätze.

Die PISA-Studie hat uns alle an weitere wichtige Dimensionen des Lernens erinnert: praktische Umsetzbarkeit des Gelernten und soziale Chancengerechtigkeit können und müssen in unserem Schulsystem noch verbessert werden. Zum Thema Chancen und Schule der Integration hat es eine spezifische Debatte in unserem Parlament gegeben mit einer anschließenden Entschließung, die 33 Punkte umfasste. Alle haben mittlerweile zu konkreten Schritten geführt. So wurde im Primarunterricht die Möglichkeit geschaffen, für den ersten Zyklus, falls erforderlich, drei statt zwei Jahre in Anspruch zu nehmen.

Auch wird ab Herbst 2003 ein Pilotprojekt betreffend die untere Stufe des Enseignement technique mehreren Schulen erlauben, auf freiwilliger und autonomer Basis neue Wege zwecks erhöhter Chancengerechtigkeit zu erproben. Weniger verschiedene Lehrer werden sich intensiver um die Schülerinnen und Schüler des Schulzweigs bemühen, den zwei Drittel unserer Jugendlichen besuchen. Der persönliche Kontakt zwischen Lehrern und Schülern wird intensiviert und zugleich wird der Unterricht, da ein Lehrer mehrere Fächer unterrichtet, fächerübergreifend. Die Schulen werden selbst, und unter eigener Verantwortung, mehr oder minder heterogene Klassen zusammenstellen können.

Dabei werden die Schulen nicht allein und sich selbst überlassen. Ihren Wünschen nach Weiterbildung ihrer Lehrer und an Entwicklung von Meßinstrumenten zur Evaluation ihrer Initiativen wird entsprochen. Zwei Dienste meines Ministeriums stehen ihnen dabei helfend zur Seite: das SCRIPT (Service de Coordination de la Recherche Pedagogique et Technologique), und, seit Januar 2003, das Observatoire des Statistiques et de l'Evaluation.

Alle diese Maßnahmen sind, zusammen mit oben erwähnter Änderung des Sprachunterrichts, Teil von Schritten, die wir vor PISA in die Wege geleitet haben, um an der Verbesserung des Bestehenden zu arbeiten. Seither haben sie an Bedeutung gewonnen. Dabei haben wir zur Anpassung der Infrastrukturen an unerwartet schnell gewachsene Schülerzahlen einen sektoriellen Plan erstellt, der es in Zukunft erlauben wird, allen Schülerinnen und Schülern des postprimären Unterrichts einen kurzen Schulweg zu einem kompletten Schulangebot zu ermöglichen. Das Erziehungsministerium hat seinen Beitrag zur Programmierung von sechs zukünftigen Projekten bereits geleistet: in einer ersten Phase Junglinster, Redingen, Esch Belval, in einer zweiten Phase jeweils eine Schule im Zentrum/Süden, im Süden und im Norden. Doch nicht nur die Anzahl an Bildungsanstalten wurde und wird erhöht, sondern ebenfalls die Anzahl von qualifizierten Lehrern. Erstens wurde eine zweite jährliche Examenssession eingeführt und zweitens wird auch eine Erweiterung des Zugangs zum Lehramt zur Behebung des akuten Lehrermangels, den ich bei Antritt meines Mandats vorfand, beitragen.

Das alles sind keine Kleinigkeiten, und die konsequente Steigerung des Budgets legt davon beredtes Zeugnis ab. Finanzielle Anstrengungen allein allerdings genügen nicht, um die Qualität unseres Erziehungs- und Bildungswesens zu steigern. Sie sind wohl notwendige, aber keinesfalls genügende Bedingungen. Ohne Willen zur Leistung und Anstrengung geht es nicht, weder beim Sport noch im Beruf. Die Schule macht da keine Ausnahme. Die Kompensationsbedingungen im Sekundarunterricht sind gestrafft worden und in so genannten "Branches fondamentales" ist die Kompensation hinfort überhaupt nicht mehr möglich. Was wiederum bedeutet, dass auch wenig spektakuläre Maßnahmen leistungsfördernd sein können. Und die Schülerinnen und Schüler auch durchaus bereit sind, Leistung zu bringen, wenn man sie denn fordert – und fördert.

Auch gute Umgangsformen gehören zu den Basics, wenn auch die Schule nicht der erste Ort ist, an dem sie gelehrt werden sollen. Die Eltern haben ihren Teil zum Gelingen des Erziehungs- und Bildungsprozesses zu leisten. Dafür haben sie allerdings dann auch ein Recht auf Beratung und Unterstützung der Lehrerschaft, das in einer "Loi generale" des Erziehungswesens zugrunde gelegt wird. Auf allen Stufen unseres Schulsystems gibt es Innovationen und Verbesserungen. Alle kommen im größtmöglichen Konsens mit allen Betroffenen voran: langsam, stetig, ohne Pauken und Trompeten.

Es gibt sie, die Bildungsoffensive!

Anne Brasseur, Ministerin für Erziehung, Berufsausbildung und Sport

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