"Die Zukunft des luxemburgischen Mittelstandes und die Förderungsmöglichkeiten des Unternehmergeistes in Luxemburg”. Fernand Boden lors d'une réunion du "Arbeitskreis Wirtschaft Luxemburg" au Musée du Vin à Ehnen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Es freut mich ausserordentlich Sie heute hier im Weinbaumuseum begrüssen zu können. Wie Sie sicherlich wissen, handelt es sich dabei um ein staatliches Gebäude das nicht nur dazu dient Touristen den Weinbau und die Weingegend Mosel zu veranschaulichen, sondern auch Empfänge und allerlei andere Veranstaltungen in seinen Mauern beherbergt. Als Mittelstands- und Weinbauminister freue ich mich also doppelt über Ihre Entscheidung heute hier zu feiern.

Das Thema zu dem mir aufgetragen wurde kurz zu referieren ist eng mit der Wirtschaft Luxemburgs verknüpft und es verwundert daher nicht, dass Sie als Arbeitskreis Wirtschaft ein direktes Interesse an diesem Thema haben. "Die Zukunft des luxemburgischen Mittelstandes und die Förderungsmöglichkeiten des Unternehmergeistes in Luxemburg" ist in der Tat auch für mich, in meiner Funktion als Mittelstandsminister, ein wichtiges Thema mit dem ich mich immer wieder zu befassen habe.

Doch bevor wir über die Zukunft sprechen können, müssen wir kurz die aktuelle Lage beleuchten: Der Mittelstand Luxemburgs besteht aus rund 15.000 Unternehmen die den Sektoren Handel, Handwerk und Gastronomie zugerechnet werden. Ausserdem gehören noch verschiedene freie Berufe dazu wie zum Beispiel die Steuerberater, die Architekten und die Ingenieure. Insgesamt beschäftigt der luxemburgische Mittelstand ungefähr 135.000 Menschen, also etwas mehr als 40% der nationalen Beschäftigung. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat der Mittelstand 30.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Diese für ein kleines Land beeindruckenden Zahlen sind natürlich nur möglich gewesen, weil Luxemburg eine ausserordentliche wirtschaftliche Entwicklung gekannt hat und die KMU dynamisch und flexibel auf die Anforderungen der Märkte und der Kunden reagiert haben. Wichtige Wirtschaftszweige unseres Landes haben immer wieder ermöglicht, dass die Dienstleistungsbetriebe, die im Umfeld benötigt wurden, sich auch prächtig entwickeln konnten.

Natürlich ist das nicht alles von allein vonstatten gegangen. Nicht nur das Wissen und Können der Betriebsleiter oder der Einsatz der umtriebigen Mitarbeiter in den Betrieben hat zu Wachstum und Beschäftigung in den KMU’s beigetragen, sondern auch das überlegte und gezielte Vorgehen der öffentlichen Hand. In der Tat ist es auch den jeweiligen Regierungen zu verdanken, dass das gesetzliche und reglementarische Umfeld eine gesunde Entwicklung der Wirtschaft erlaubt hat und dies durchwegs besser als in unseren direkten Nachbarländern. Natürlich wissen wir alle, dass man es immer noch besser machen kann und genau das wollen wir. Deshalb haben wir ein offenes Ohr für konstruktive Vorschläge, deshalb haben wir einen ausgeprägten Dialog mit den Wirtschaftskreisen aus allen Wirtschaftsbereichen und deshalb haben wir zum Beipiel auch seit nun fast 10 Jahren einen immer wieder aktualisierten Aktionsplan für kleine und mittlere Unternehmen, der wesentlich zur Verbesserung des Umfeldes dieser Unternehmen beigetragen hat und weiter beiträgt. Die mittlerweile rund 200 Massnahmen dieses Aktionsplans, die zum Teil kleine, und zum Teil ganz grosse Mosaiksteinchen des wettbewerbsfähigen Umfeldes darstellen, haben in der Tat dem luxemburgischen Mittelstand und dessen spezifischen Bedürfnissen und Anliegen viel gebracht. So ist das Niederlassungsrecht stark reformiert und das fiskalische Umfeld wesentlich verbessert worden, die Finanzierungsmöglichkeiten sind ganz erheblich ausgebaut und wichtige Massnahmen zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit der KMU ergriffen worden.

Besondere Aufmerksamkeit wird gegenwärtig der Vereinfachung verwaltungstechnischer Prozeduren erteilt. Auch wenn punktuelle Erfolge schon in der Vergangenheit erzielt werden konnten so ist es jedoch ein ganz besonderes Anliegen der aktuellen Regierung auf diesem Gebiet voran zu kommen. Viele Vorschläge wurden schon eingereicht und das nationale Komitee, das sich mit diesen Vorschlägen befasst, arbeitet emsig an deren Umsetzung. Allerdings sind auch noch weitere Verbesserungsvorschläge herzlich willkommen und vielleicht kann ich auch von Ihrer Seite noch den einen oder anderen hilfreichen Vorschlag erhalten, der in das bis zum Herbst nächsten Jahres zu erstellende Programm zur Verminderung der administrativen Belastungen der Betriebe einfliessen könnte. Sie sehen, wir sind also bestrebt das Umfeld und insbesondere auch das administrative Umfeld der Unternehmen zu verbessern um somit auch die Zukunft des Mittelstandes bestens abzusichern und ihm nicht die notwendige Luft zum Atmen zu nehmen.

Einen direkten Zusammenhang zwischen der Verbesserung des Umfelds der Unternehmen und dem Unternehmergeist kann niemand leugnen. Dessen sind wir uns bewusst und daher haben das Wirtschafts- und das Mittelstandsministerium im Jahre 2004 das sogenannte "Comité national pour la promotion de l’esprit d’entreprise" gegründet. Dieses Comité hat etliche Initiativen ergriffen um den Unternehmergeist in Luxemburg zu fördern und auch zu thematisieren. Bekannteste Massnahme ist die Werbekampagne "trau Dech". Diese Kampagne hat vor allem den Vorteil, dass das Thema in vieler Munde ist, und dass vielerorts darüber diskutiert wird. Das Comité hat aber auch Internetseiten und ganz gezielte Massnahmen wie zum Beispiel den Wettbewerb der "Mini-entreprises" in den Sekundarschulen und eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen einzelnen Schulen und der Berufswelt verwirklicht. Bei dem Thema Unternehmergeist ist eine gewisse Vorsicht angesagt. Einerseits sind wir uns alle einig, dass er gefördert werden soll und die Statistiken einen niedrigen Wert an Selbstständigen in Luxemburg ausweisen, einen Wert der jedoch ungefähr auf dem Niveau von anderen relativ wohlhabenden Ländern wie Schweden und Dänemark liegt, andererseits führen wir aber die Hitparade der Länder an, die am meisten Neugründungen von Unternehmen verzeichen im Verhältnis zur Zahl der bestehenden Unternehmen dies nicht zuletzt auch durch ein unternehmerfreundliches Umfeld und eine grosszügige Unterstützung bei Betriebsgründungen und Betriebsübernahmen. Es sieht also nicht so schlecht aus, wie es vereinzelt dargestellt wird.

Mit dieser Erkenntnis will ich zum Schluss kommen. Ich bin überzeugt, dass wenn die makroökonomischen Gegebenheiten nicht komplett umschwenken, was ja kaum zu erwarten ist, und unter der Bedingung dass wir alle zusammen, jeder auf seinem Gebiet, die Zukunft gut vorbereiten, zum Beispiel mit Aktions- und Verbesserungsprogrammen, dann muss uns nicht bange um den luxemburgischen Mittelstand sein. Sie merken, ich strahle keinen blanken Optimismus aus, aber ich bin auch kein allzu grosser Pessimist. Wir müssen arbeiten, von selbst geht es sicherlich nicht, aber das kann und darf nicht zuviel verlangt sein. Es war es ja auch bisher nicht.

Nun stehen uns aber die Weihnachtsfeiertage und Silvester bevor und dies ist immer ein Anlass sich auch einmal etwas zurückzulehnen und Bilanz über das vergangene Jahr zu ziehen. Ich hoffe Sie alle können eine positive Bilanz ziehen und wünsche Ihnen auch für 2006 alles Gute, Gesundheit und viel Erfolg!

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