Fernand Boden: Die Fünfjahrespläne haben bis dato viel zur touristischen Entwicklung in Luxemburg beigetragen

LW: Herr Minister, morgen Donnerstag wird in der Abgeordnetenkammer über den siebenten Fünfjahresplan betreffend die Unterstützung touristischer Infrastrukturen in Luxemburg befunden. Können Sie uns kurz die Schwerpunkte dieses neuen Fünfjahresplanes erläutern?

Fernand Boden: Zuerst möchte ich nochmals auf die vier "touristischen Standbeine" Luxemburgs hinweisen: Kongresstourismus, Kulturtourismus, Tourismus im ländlichen Raum und Binnentourismus. Es gilt, diese Standbeine weiter auszubauen und alle diesbezüglichen Initiativen zu fördern. Deshalb ist in dem neuen Fünfjahresplan Kontinuität angesagt und doch beinhaltet das 31 Seiten starke Dokument manche Neuerung. Insgesamt sind 37,5 Mio. € für die Unterstützung touristischer Infrastrukturen in Luxemburg vorgesehen, was ein Plus von 28 Prozent im Vergleich zum sechsten Fünfjahresplan darstellt. Dieser Betrag ist übrigens zehn Mal so hoch wie die finanzielle Unterstützung beim ersten Fünfjahresplan (1973 bis 1977).  Zusammenfassend kann man im neuen Projekt, das den Empfehlungen aus der im Jahre 2001 vom Europäischen Tourismus Institut Trier (ETI) gemachten Impaktstudie Rechnung trägt, acht Schwerpunkte erkennen:

– Eine substanzielle Unterstützung der Gemeinden sowie der lokalen und regionalen Verschönerungsvereine beim Ausbau touristischer Infrastrukturen mit regionalem Charakter. In Frage kommen etwa Promenaden, Schwimmbäder, Fahrradpisten, Jugendherbergen, usw. Die Initiative soll von den Gemeinden, bzw. von den Verschönerungsvereinen ausgehen, und die anschließende Verwaltung der Infrastrukturen muss garantiert sein.

– Die Modernisierung und der Ausbau von Beherbergungsbetneben. Hier kommt es vornehmlich darauf an, weitere spezialisierte Betriebe – etwa im Wellness- oder Sportbereich – sowie in neuen, noch nicht vorhandenen Bereichen – wie Familien-, bzw. Kinderhotels – zu fördern.

– Die Modernisierung der Campingplätze, wobei ein besonderer Wert auf Kriterien wie Einbettung in die Natur, Verbesserung der Sanitäranlagen und Schaffen eines Wellness-Bereiches gelegt wird. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass wir dabei sind, ein sogenanntes "ökolabel" für die Luxemburger Campingplätze auszuarbeiten.

– Die Valorisierung des kulturellen Erbgutes. Unter diesen Punkt fallen Stadtmauern, ländliche Museen, usw. Es gilt, dieses Erbgut instand zu setzen und es dann auch touristisch zu nutzen.

– Das Fördern modemer und einladender Tourismusbüros. In diesen Büros muss der Dienst am Kunden groß geschrieben werden. Natürlich stellt sich dann die Frage nach flexibleren Öffnungszeiten. Auch hier sind wir dabei, ein besonderes Label aus für jene lokalen und regionalen Büros auszuarbeiten, die einen optimalen Service anbieten.

– Ein verstärkter Professionalismus im Tourismusbereich, wobei das Benevolat keineswegs untergraben werden darf. Neu im siebenten Fünfjahresplan ist z.8., dass bei größeren Strukturen mit regionalem Charakter nun auch die Verwaltungskosten übernommen werden können.

– Das Subventionieren von Konzepten und Studien betreffend wichtige touristische Neuerungen. Unter diesen Punkt fallen beispielsweise das Einführen einer Kurtaxe, Studien über die Notwendigkeit spezifischer Betriebe wie Kinder- oder Familienhotels ...

LW: Nach diesen Erläuterungen erübrigt es sich fast zu fragen, warum ein Fünfjahresplan in Sachen Tourismus wichtig ist...

Fernand Boden: Das ETI stuft das Konzept "Fünfjahresplan" als wesentliches Konzept für die Entwicklung des Tourismus in Luxemburg ein und hat anhand von Studien nachgewiesen, dass gerade die Fünfjahrespläne unserem Tourismus einen wesentlichen Aufschwung gegeben haben.

LW: Welche Verwirklichungen im Tourismusbereich würden Sie, Herr Minister, als die wichtigsten der vergangenen fünf Jahre bezeichnen?

Fernand Boden: Ich würde vor allem den "Ausbau" der Vor- und Nachsaison erwähnen. Wir konnten dadurch vielerorts den aktuellen Trend zu Kurzferien nutzen. Dann würde ich unbedingt die LuxembourgCard ins Fenster stellen. Es handelt sich bei diesem Schlüssel zu den touristischen Sehenswürdigkeiten Luxemburgs um einen Pass, der noch ausbaufähig ist. Schließlich würde ich auf die wesentliche Verbesserung der touristischen Infrastrukturen und auf die bemerkenswerte Verschönerung unserer Ortschaften hinweisen.

LW: Eine letzte Frage, Herr Minister: Was halten Sie vom Preis-Leistungsverhältnis in unseren touristischen Betrieben?

Fernand Boden: Unsere Vision ist, dass gesteigerte Lebensqualität auch gesteigerte Tourismusqualität bedeutet. Qualität heißt aber keineswegs Elitismus. Das Preis-/Leistungsverhältnis soll unbedingt stimmen und mir scheint, es stimmt in der Regel auch. Worauf es wirklich ankommt, ist, einen Qualitätstourismus für jeden Geldbeutel zu bieten und den Dienst am Kunden groß zu schreiben.

LW: Herr Minister, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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