Lies dech duerch d'Liewen. Anne Brasseur au sujet d'une campagne de promotion de la lecture.

TELECRAN: Das Schuljahr 2003/2004 steht ganz im Zeichen der Leseförderung: Welche Initiativen plant das Unterrichtsministerium in diesem Zusammenhang?

ANNE BRASSEUR: Das Unterrichtsministerium hat ein umfassendes Programm erarbeitet. Bei dieser vom Europarat und von der Europäischen Kommission organisierten Initiative geht es darum das Erlernen von zwei Sprachen neben der eigentlichen Muttersprache zu fördern. Luxemburg hat dieses Anliegen ja bereits umsetzt und setzt deshalb in diesem Rahmen mehr auf die Förderung der luxemburgischen Sprache. Das Unterrichtsministerium hat auch eine Reihe von Lesebüchern, auch in luxemburgischer Sprache, herausgegeben, um den Kindern den Spaß am Lesen zu vermitteln.

TELECRAN: Warum ist Lesen für Kinder so wichtig?

ANNE BRASSEUR: Lesen kann eine gewisse Chancengleichheit schaffen. Nicht allein durch das Lesen von Büchern, sondern auch durch den Kontakt mit dem gedruckten Wort – zum Beispiel in Zeitschriften, auf Internetseiten – erschließt sich dem Kind eine ganz neue Erfahrungswelt. Wichtig ist, den Kindern zu vermitteln, dass Lesen keine Pflicht ist, sondern auch Spaß machen kann.

TELECRAN: Wie versuchen Sie als Unterrichtsministerin dem Buch den Weg in die Schulen zu ebnen?

ANNE BRASSEUR: Wir versuchen auf verschiedenen Wegen, Eltern, Kinder, Jugendliche und Lehrer zu sensibilisieren. Im letzten Schuljahr zum Beispiel schenkte das Unterrichtsministerium allen Vorschülern und Erstklässlern das Kinderbuch "Lisa lacht". In diesem Jahr ist es das Buch "Der rote Max". Wir organisieren auch Informationsversammlungen für die Eltern, um sie dazu anzuregen, mit gutem Beispiel voran zu gehen und dem Buch im eigenen Haushalt einen gewissen Stellenwert zu geben. Darüber hinaus verteilen wir am Schulanfang die Broschüre "Bücher gibt's" an alle Eltern von Kindern, die den Kindergarten und die ersten vier Schuljahre der Primärschule besuchen. Dort bekommen sie Tipps für interessante Kinderbücher. Bei Jugendlichen werden wir durch gezielte Aktionen das Interesse am "Gedruckten" aufrechterhalten und weiter fördern.

TELECRAN: Wie steht es um die luxemburgische Literatur im Unterricht? Wird das Lesen in luxemburgischer Sprache in den Schulen gefördert?

ANNE BRASSEUR: Dieses Schuljahr gibt es erstmals ein Lesebuch mit luxemburgischen Texten für das dritte und vierte Schuljahr. Vorher ist es wenig sinnvoll, die Kinder an das Luxemburgische heranzuführen, da sonst Probleme mit dem Erlernen des Deutschen auftreten. Man kann nicht alles gleichzeitig umsetzen, sonst kommt wieder der Vorwurf auf, die Kinder würden überfordert. Trotzdem sollen die Schüler in der Tat langsam dazu angeregt werden, sich intensiver mit dem Luxemburgischen zu beschäftigen.

TELECRAN: Ist es nicht so, dass der Leistungsdruck die Zeit und vor allem die zum Lesen notwendige Ruhe abhanden kommen lässt?

ANNE BRASSEUR: Objektiv betrachtet stehen die Kinder heute nicht mehr unter Druck als früher. Es ist auch nicht wünschenswert, den Schülern jeglichen Druck zu nehmen. Alles ist eine Frage der Organisation und der Prioritäten.

TELECRAN: Aber ist nach einem anstrengenden Schultag inklusive Hausaufgaben der Kopf nicht zu müde zum Lesen?

ANNE BRASSEUR: Das ist meiner Meinung nach eine Ausrede. Natürlich ist es einfacher, sich an den Computer zu setzen oder Fernsehen zu schauen, als sich in ein Buch zu vertiefen. Aber wer sich die Zeit zum Lesen nehmen will, der kann das auch.

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