Kooperation auf lange Sicht. Interview avec le ministre de la Coopération et de l'Action humanitaire, Jean-Louis Schiltz

Luxemburger Wort: Herr Minister, wenn Sie ein Fazit Ihrer ersten Reise als Verantwortlicher der Kooperationspolitik der Luxemburger Regierung ziehen würden, wie würde dieses aussehen?

Jean-Louis Schiltz: Es war kein Zufall, dass meine erste Dienstreise mich auf die Kapverden führte. Bewusst habe ich darauf gehalten, hierhin zuerst zu kommen, weil dieses Land ein wichtiger Partner Luxemburgs im Bereich unserer Kooperationspolitik darstellt. Hier wurde bereits in der Vergangenheit vieles in die Wege geleitet, und, wie ich nun feststellen konnte, auch schon Erhebliches zum Positiven gewendet. Es bleibt jedoch noch viel zu tun. Das logische Fazit kann deshalb nur lauten, dass die Kapverden auch in Zukunft ein bevorzugtes Zielland unserer Kooperationspolitik sein werden.

Heißt das, dass auf dem in der Vergangenheit eingeschlagenen Weg fortgefahren wird? "Business as usual", zumindest was die Kapverden anbelangt? Im Koalitions-Programm wurden aber doch gewisse Neuorientierungen angedeutet...

Jean-Louis Schiltz: Zukünftige Politik kann man nur definieren oder ändern, indem man von den bestehenden Fakten ausgeht. Die notwendige Analyse haben wir vorgenommen und festgestellt, dass auf den Kapverden wichtige Fortschritte erzielt wurden. Wir freuen uns darüber, dass wir zu dieser positiven Transition beitragen konnten, bleiben uns aber bewusst, dass das Land noch sehr anfällig bleibt. Die Finanzmittel der Kapverden kommen weitgehend aus dem Ausland, sei es im Rahmen der Kooperation oder von der kapverdischen Diaspora. Andere Geberländer haben sich zurückgezogen. Die Armut ist noch immer weit verbreitet. All dies führt dazu, dass wir den Kapverden, mit denen uns eine lange Freundschaft verbindet, weiterhin zur Seite stehen wollen. Vor allem wird es aber nun darauf ankommen, die Langfristigkeit und Nachhaltigkeit der Entwicklung zu garantieren.

Was heisst das genau?

Jean-Louis Schiltz: Luxemburg hat in der Vergangenheit auf den Kapverden viel in Infrastrukturen investiert. Es wurden Schulen und Krankenhäuser gebaut, Internate errichtet. Das war wichtig. Und ich würde es als einen der größten Erfolge auch unserer bisherigen Entwicklungshilfe bezeichnen, dass mittlerweile 95 Prozent der kapverdischen Kinder eingeschult sind. Der Analphabetismus ist deutlich gesunken. Nun gilt es, aus den neuen Potenzialitäten langfristige Resultate anzupeilen. Mehr denn je soll auf die Langzeitwirkung und die Qualität von Projekten gesetzt werden, z. B. durch Bildungsinitiativen, d. h. die Ausbildung von Formateuren nicht nur im technischen und praktischen Bereich, die Optimierung der Entwicklungsmöglichkeiten neuer Wirtschaftszweige, mehr sanitäre Lebensqualität usw. Dadurch dass wir z.B. ein Bildungsprogramm für Formateure in die Wege leiten oder auch die Schaffung einer Hotelschule planen, soll langfristig gesehen eine soziale und wirtschaftliche Dynamik gefördert werden, aus der sich dann das bestehende Umfeld weiter entwickelt. Ich bin beeindruckt von der Entschlossenheit der kapverdischen Regierung, in dieser Hinsicht ihre Verantwortung zu übernehmen.

Mehr Hilfe zur Selbsthilfe also ...?

Jean-Louis Schiltz: Ich mag diesen Ausdruck nicht. Es geht um Partnerschaft zwischen Luxemburg und den Kapverden. Was die Programme anbelangt, so sind Infrastrukturen wichtig. Doch zumindest ebenso wichtig ist es, zusammen mit der Partnerregierung in die individuellen Kompetenzen der Menschen zu investieren und diese somit zu fördern.

Die Nachhaltigkeit der von Luxemburg finanzierten Projekte setzt aber auch den politischen Willen vor Ort voraus.

Jean-Louis Schiltz: Der ist vorhanden. Das habe ich bei meinen Gesprächen mit Premierminister Neves und Außenminister Borges deutlich gespürt. Das stimmt mich mehr als zuversichtlich und bestärkt uns in dem Vorhaben, dem kapverdischen Volk bei seinem schweren und langen Weg aus der Not beizustehen. Sein Erfolg wird dann auch der unsere sein.

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