Le ministre des Affaires étrangères Jean Asselborn au sujet des funérailles de Yasser Arafat au Caire

Ich bin jetzt verbunden in Kairo mit Jean Asselborn. Er ist der luxemburgische Außenminister und wird an der Trauerfeier für Jassir Arafat teilnehmen. Guten Morgen, Herr Asselborn.

Jean Asselborn: Guten Morgen.

Manchmal sagt die Liste der Teilnehmer einiges über die Wertschätzung und Bedeutung eines Menschen aus? Gibt es an der Teilnehmerliste etwas für Sie Auffälliges?

Ich glaube es ist nicht zufällig, dass die Feier hier in Ägypten, in Kairo, ist. Ich glaube, dass vor allem all die Länder der Arabischen Liga und auch die Länder hier in der Region verstehen, dass der Eckpfeiler der Friedenspolitik auf der Welt ohne eine Lösung des Konfliktes zwischen Israel und Palästina nicht zu bewältigen ist. Das ist hier in Ägypten - glaube ich - trotzdem ein Zeichen, dass viele Länder der ganzen Welt hier vertreten sind. Das ist für mich ein gutes Zeichen.

Natürlich ist das Anlass, den Verstorbenen zu würdigen. Was bei der Trauerfeier nicht sein wird - aber wir können es hier tun: Was sehen Sie denn als das historische Verdienst Arafats an?

Sie haben schon recht, heute ist trotzdem der Tag der Würdigung. Arafat ist eine Persönlichkeit, die in sich selbst wirklich zerrissen war. Das zeigt auch die Zerrissenheit des Nahen Ostens. Für die einen ist er ein Held, für die anderen ist er Rebell, der Gewalt nie verabscheute. Fakt ist, dass Arafat ein Symbol des palästinensischen Befreiungskampfes war. Er war auch - wie Koffi Annan gesagt hat - eine unverwechselbare Persönlichkeit auf der Weltbühne.

Was waren seine historischen Fehler?

Ich glaube, dass der historische Fehler war, dass er diese Chance nach Oslo und Camp David nicht wahrgenommen hat und nicht alles getan hat, um diese Chance wahrzunehmen. Sein Traum war ein palästinensisches Land, ein Land, wo die palästinensischen Menschen, die Menschen, die sich mit ihm identifizieren, ein Recht auf eine sichere Heimat gefunden hätten. Da war man so nahe daran. Das auffliegen zu lassen, glaube ich, war trotzdem - die Geschichte wird es zeigen - ein Fehler seinerseits. 

Stichwort Chance. Was meinen Sie ist jetzt konkret möglich?

Ich glaube jetzt ist - Sie haben es in der Einleitung gesagt - Hoffnung, Neubeginn, Chance (angesagt), ich glaube, dass der Tisch wieder gedeckt wird, dass die Road Map wieder auf die Tagesordnung kommt. In Israel hat man jetzt keine Ausrede mehr, dass es keine palästinensische Autorität gibt. Die Palästinenser müssen natürlich zeigen, dass sie einen geordneten Übergang bewältigen, dass kein Vakuum entsteht, dass Wahlen auch die Legitimation der neuen Autorität herbeiführen, dass mit dem Beschluss vom Rückzug aus Gaza ein erster Schritt getan wird. Das kann nicht sein, dass Gaza first, Gaza last, dass dieses Prinzip zählt. Jetzt ist die Chance glaube ich für beide Seiten gegeben, dass man die Road Map erfüllt. 

Nun ist das zweifellos so, dass die Europäer mit ihren guten Beziehungen zu den arabischen Staaten und insbesondere auch zu den Palästinensern diesen Prozess stützen können. Auf der anderen Seite gibt es große Erwartungen an George W. Bush, dass er wirklich wieder aktiv in das Nahost-Quartett aus USA, Europäischer Union, Vereinten Nationen und Russland zurückkehrt. Die haben ja diese Road Map entwickelt. Sehen Sie dafür Chancen?

Ich sehe wirklich Chancen. Ich will Sie nicht verbessern, aber die Road Map ist ein Produkt der Europäischen Politik. Das muss man immer wieder wiederholen. Das ist ein Produkt, das in Europa ausgearbeitet wurde. Dann hat Colin Powell Worte gefunden, die zeigen, dass er aber eine große Sensibilität hat, dass auch die Palästinenser ein Recht auf Frieden haben, ein Recht auf eine Heimat haben. Ich sehe schon große Chancen, wenn - das haben wir jetzt zur Zeit in dieser Frage in Europa - die 25 solidarisch sind. Wenn die transatlantische Brücke zu Amerika eine neue Dimension bekommen sollte - und die muss sie bekommen - dann glaube ich, dass wenn beide Partner mit den Russen, mit Koffi Annan zusammenarbeiten, dass wir wieder Bewegung in die Bestrebungen bekommen, dass sich Israel und Palästina an einen Tisch setzen müssen. Es sind die Vertreter der beiden Völker, die zusammen eine Lösung finden müssen. Aus Europa, aus Amerika kann man Druck machen in die eine oder andere Richtung, aber der Wille muss bestehen, hier in der Region, in Israel und in Palästina, um das zu bewältigen.

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