Le ministre de la Coopération et de l'Action humanitaire Jean-Louis Schiltz au sujet du raz-de-marée en Asie du Sud-Est et de la situation dans la région de Banda Aceh

Elke Hübner-Bette: Frau Käsmann, ich höre gerade, dass wir jetzt am Telefon den luxemburgischen Entwicklungshilfeminister haben, Jean-Louis Schiltz. Herr Schiltz, hallo, können Sie uns hören?

Jean-Louis Schiltz: Ja, sehr gut. Danke.

Elke Hübner-Bette: Herr Schiltz, Sie sind unterwegs in Aceh. Sind Sie schon dort angekommen?

Jean-Louis Schiltz: Wir waren heute in Aceh. Ich bin dort als EU-Ratspräsident gewesen und wir haben uns vor Ort ein Bild der Lage gemacht. Ich muss sagen, wir haben eine total zerstörte Stadt vorgefunden. Was wir gesehen haben ist eigentlich kaum mit Worten zu beschreiben. Am Meer ist kilometerweit wirklich alles zerstört - dem Boden platt gemacht. Man glaubt eigentlich, es wären auf kilometerweite Riesenmähdrescher oder Bagger darüber gefahren. Es ist fast nicht zu beschreiben und das Stadtzentrum ist auch sehr zerstört. Also in Aceh ist die Lage wirklich katastrophal.

Elke Hübner-Bette: Es hieß ja auch, dass Aceh eine der Regionen ist, in die bislang ganz wenig Hilfe gekommen ist, weil sie so schwer zu erreichen ist. Gestern war, glaube ich, der Flughafen dann für die Hilfstransporte kurze Zeit gesperrt wegen eines Unfalls. Kann man denn jetzt auch die Menschen, die bislang noch überhaupt keine Hilfe erfahren, erreichen in den nächsten Tagen? Haben Sie die Hoffnung, dass das funktionieren wird?

Jean-Louis Schiltz: Also der Flughafen funktioniert wieder. Wir haben das beschädigte Flugzeug gesehen. Das ist von der Piste weggeräumt worden. Die UNO-Leute sind auch vor Ort jetzt. Es sind auch einige Nicht-Regierungsorganisationen vor Ort. Es sind so viele Ausländer in Aceh wie nie zuvor, weil nämlich vor der Katastrophe eigentlich keine oder fast keine Ausländer dort waren. Die Hilfe setzt sich in Bewegung. Es ist natürlich sehr schwierig, die Hilfe dort zu koordinieren im Moment, wenn man weiß, dass die Telekommunikationsmittel nur teilweise funktionieren und die UNO-Leute vor Ort haben uns gesagt, gut, wir möchten gerne koordinieren, aber im Moment fehlt uns ein Büro, das groß genug ist, um alle hineinzubekommen um das zu koordinieren. Also es ist in sehr schwierigen Umständen, wo dort gearbeitet wird. Hinzufügen möchte ich auch noch vielleicht, dass das indonesische Militär auch vor Ort präsent ist.

Elke Hübner-Bette: Was brauchen denn die Menschen jetzt am Dringendsten?

Jean-Louis Schiltz: Am dringendsten, glaube ich, ist der Bereich sanitation abzudecken. Wir haben zum Beispiel ein Camp besucht von 3000 Leuten, wo man uns gesagt hat, es würden nur drei sanitation facilities geben. Das ist bei weitem ungenügend. Das hat auch etwas mit dem Epidemierisiko zu tun und dann natürlich muss zuerst mal aufgeräumt werden, dass man uns gesagt hat, heute den ganzen Tag, also die Leute die schon einige Tage dort sind, wir müssen uns jetzt um die Lebenden kümmern, wir müssen die Toten hinter uns lassen. So hart das auch klingen mag, aber wenn wir uns jetzt nicht schnell und massiv um die Lebenden kümmern, dann riskieren wir eine zweite Katastrophe.

Elke Hübner-Bette: Sie haben es schon gesagt: es ist sehr schwierig die Arbeit zu koordinieren. Im Moment hat man den Eindruck alle möglichen Regierungen und auch Privatleute bieten ihre Hilfe an, reisen zum Teil auch in das Krisengebiet. Wie teilt man sich denn da jetzt innerhalb der Europäischen Union die Arbeit auf. Gibt es da schon so eine Art Arbeitsteilung?

Jean-Louis Schiltz: Also die Koordination vor Ort soll unseres Erachtens nach über die UNO laufen. Meines Erachtens nach ist das auch in Aceh dabei zu geschehen. Was die Aufteilung in Europa anbelangt, so glaube ich, spricht Europa mit einer Stimme. Richtig ist, dass auch in Aceh und anderwärtig die zweite Phase schnell anlaufen muss, das heißt die Phase der Rehabilitation, des Wiederaufbaus. Wir müssen verhindern, dass es ein Loch zwischen der ersten und der zweiten Phase gibt und in der zweiten Phase müssen wir auch darauf achten zu koordinieren. Es kann meines Erachtens nach nicht sein, dass zum Beispiel alle ihre Hilfe im Rahmen des Wiederaufbaus, alle europäischen Staaten einem Land oder einer Region die Hilfe zur Verfügung stellen und dass andere dann da eigentlich nicht in den Genuss irgendeiner Hilfe kommen. So, also es wird schon eine seriöse Koordinationsaufgabe, auch im Hinblick auf die zweite Phase.

Elke Hübner-Bette: Herr Schiltz, Sie sind ja als Entwicklungshilfeminister wahrscheinlich viele schreckliche Bilder gewöhnt auch aus nächster Nähe, weil Sie ja auch viel gereist sind. Wie würden Sie das beschreiben, was Sie jetzt in Aceh erleben?

Jean-Louis Schiltz: In einem Wort - unbeschreibbar. Ich habe am Anfang des Interviews gesagt, dass es kaum Worte gibt, die das wiedergeben. Wenn man sich in einem Ort befindet wo man nach rechts schaut, nach vorne schaut, nach links schaut und überall ist einfach nichts, dann kann man das nicht beschreiben. Ich stelle mir so die Apokalypse vor.

Elke Hübner-Bette: Herr Schiltz, vielen Dank, dass Sie für uns ein paar Minuten Zeit hatten. Ich hoffe, Sie können viele mit der europäischen Hilfe jetzt dort auch erreichen und wünsche Ihnen in diesem Sinn auch noch einen guten Aufenthalt in Aceh. Vielen Dank und Wiederhören.

Jean-Louis Schiltz: Vielen Dank.

Elke Hübner-Bette: Das war Jean-Louis Schiltz, der luxemburgische Entwicklungshilfeminister hier im Tagesgespräch.

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