Jeannot Krecké au sujet de la place du sport dans l'Union eurpéenne

Pierre Gricius: Herr Minister, Sie empfangen an diesem Donnerstag und Freitag Ihre Kollegen, die Sportminister der EU-Länder, zu einem informellen Treffen. Warum hat diese Zusammenkunft lediglich informellen Charakter?

Jeannot Krecké: Dieses Treffen ist informell, weil derzeit keine Grundlage besteht, dass der Sport zum EU-Bereich gehört. Die Zusammenkunft war eigentlich nicht geplant, ich habe aber bei der Sportministerkonferenz unter der niederländischen Präsidentschaft gemerkt, dass die Themen, so wie sie behandelt wurden, nicht nahe genug an der heutigen Realität waren. Ich habe mit meinen Mitarbeitern darüber gesprochen, weil ich der Auffassung war, Luxemburg könnte die Diskussion um den Sport in Europa neu orientieren. Es geht um den Stellenwert des Sports, dieses Anliegen gibt es übrigens auch in Luxemburg, ebenfalls aus wirtschaftlicher Sicht. Zahlreiche Aktivitäten entwickeln sich um den Sport herum, der Sport bewegt sich nicht mehr in einem Rahmen, wo er eine Nebensache ist. Bei allem, was den Leistungssport betrifft, geht es hin in Richtung wirtschaftliche Aktivitäten. Der Sport muss sich an gewisse Regeln halten, sowohl in Zusammenhang mit dem Binnenmarkt wie auch was die allgemeinen Regeln der EU betrifft.

Das beste Beispiel ist der Fußball, dessen Sorge es ist, wie auch in anderen Sportarten, in der Meisterschaft selektionable Spieler einzusetzen, dass er diese also schützt und gewissermaßen privilegiert, im Interesse der Nationalmannschaft. Diese Regel ist aber nicht mehr in Einklang mit der Nichtdiskriminierung aufgrund der Nationalität.

Solche Regeln darf es nicht mehr in den Statuten geben, die FLF hat von der EU-Kommission einen "Avis motive" erhalten, der erste Schritt einer Prozedur, die von der Kommission eingeleitet wird, wo man vor Gericht verklagt wird wegen Diskriminierung aufgrund der Nationalität.

Pierre Gricius: Ein Verband muss solche Regelungen nicht unbedingt in den Statuten festschreiben, eine Möglichkeit ist die eines Gentlemans Agreement?

Jeannot Krecké: Das wird nicht mehr akzeptiert. Es ist ja auch nicht zu befürworten, dass Personen, die lange Zeit hier im Land wohnen, am sportlichen Geschehen nicht teilnehmen dürfen. Diese Probleme gibt es auch in anderen Ländern, dort geht man leichter darüber hinweg. Arsenal hat schon gespielt mit keinem einzigen englischen Spieler, Kritik hat es keine gegeben. England hat dafür keine Probleme, eine Nationalmannschaft zusammenzustellen, in Luxemburg ist dies schwerer vorstellbar.

Pierre Gricius: Gerade die FLF will bei der Generalversammlung im Juni vorschlagen, eine bestimmte Anzahl solcher selektionabler Spieler im Regelwerk festzuschreiben. Das ist mit dem EU-Recht nicht vereinbar?

Jeannot Krecké: Hier wird es meiner Auffassung nach Schwierigkeiten geben, meiner Meinung nach müssen andere Vorschläge vorgelegt und mit der EU-Kommission abgesprochen werden, was annehmbar ist und was nicht. So weit sind wir aber noch nicht.

Pierre Gricius: Der Sport und auch die Sportpolitiker sind in den letzten Jahren stark in die Defensive geraten, teils haben Richter bestimmt, nach welchen Regeln Sport praktiziert wird, Stichwort Bosman-Urteil. Nun soll erstmals ein Passus über den Sport in den Vertrag für die europäische Verfassung eingebaut werden. Ist zu erwarten, dass damit der Handlungsspielraum für die Akteure des Sports größer wird?

Jeannot Krecké: Es wird einfacher, manches zu bewirken, aber es wird nicht einfacher, einzuwirken auf europäisches Recht, das auf Sportaktivitäten angewandt wird. Hier gibt es einige Prinzipien, die auch in Zukunft Bestand haben werden. Wird hier geklagt, dann wird danach geschaut, ob es Texte gibt, die diese Aktivitäten regeln. Diese Texte gibt es zumeist nicht auf europäischer Ebene, so dass dies zuerst eingeschrieben werden muss, damit es geregelt ist. Die Verfassung gibt die Mittel dazu, allerdings sind wir hier in einem Bereich, wo die Subsidiarität übergeordnet ist.

Die Verfassung führt erst einmal dazu, dass der Stellenwert des Sports ein anderer wird, es gibt eine eigene Gemeinschaftspolitik. Die EU-Kommission kann wohl einige Richtungen beeinflussen, die Kommission weiß aber auch, dass so wie in der Kultur die nationalen Bereiche wichtiger sind.

Pierre Gricius: Die Glücksspiele angesprochen, die zum Beispiel einen großen Teil der Einnahmen der FLF darstellen. Eine Liberalisierung hätte hier wohl verheerende Effekte?

Jeannot Krecké: Wir haben uns bereits geöffnet, wir kennen kein Monopol. Der nächste, der kommt, aufgrund welcher Argumente verbietet man ihm dies? Wir haben die Nationallotterie, deren Gewinne sozialen Zwecken zugeführt werden. Wenn jemand kommt mit einer Nationallotterie bis, mit welchem Recht verbieten wir dies, wenn wir andere zugelassen haben? Die beste Lösung wäre, dies innerhalb einer Direktive zu regeln, wo die einzelnen Länder entscheiden können, ob sie ein Monopol wollen oder nicht, und auch, was mit den Einnahmen geschieht. Das ist im Moment nicht der Fall. Im Moment will jeder dies aus der Bolkestein-Direktive heraus bekommen, dann ist es aber wieder vogelfrei. Dann spielen die Regeln des Binnenmarktes.

Eine legale Basis muss geschaffen werden, damit das viele Geld, das dem Fußball, aber auch allgemein dem Sport über die Oeuvres Grande-Duchesse Charlotte zufließt, abgesichert wird. Wenn hier keine legale Basis geschaffen wird auf Gemeinschaftsebene, dann spielt die allgemeine Regel und die ist sehr liberal.

Pierre Gricius: Gibt es in diesen Fragen einen Konsens unter Ihren Kollegen Sportministem der EU, oder muss Überzeugungsarbeit geleistet werden?

Jeannot Krecké: Es muss enorme Überzeugungsarbeit geleistet werden. Die meisten geben sich mit Sportpolitik aus ihrer nationalen Sicht ab, auch weil es keine Gemeinschaftsangelegenheit ist. Sie besitzen auch nicht die Erfahrung, sich mit den Fragen des Binnenmarktes abzugeben, weil sie dies in ihrem Land nicht benötigen.

Wenn man aber wie ich konfrontiert ist mit der Präsidentschaft eines Wettbewerbsrats, der diese Fragen beinhaltet, dann fallen diese Probleme eher auf. Die Fragen, über die wir diskutieren, haben handfeste wirtschaftliche Impakte. Es geht darum, meine Kollegen auf die Gefahren aufmerksam zu machen und auch die Richtung zu bestimmen, wie die weitere Entwicklung sein wird. Hier ist Bewusstseinsbildung anzustreben. Ich profitiere von der Luxemburger Präsidentschaft, um eine andere Richtung als bisher anzudeuten. Ich hatte den Eindruck, dass bisher auf den Sportmmisterkonferenzen vor allem darauf hingewiesen wurde, wie wichtig der Sport sei und was zu tun sei, um ihn noch wichtiger werden zu lassen. Das Handfeste, das Legislative, der Gemeinschaftsaspekt sind bisher zu kurz gekommen. Die Zeit drängt, eine andere Richtung einzuschlagen, uns mit solchen Themen zu befassen. Wenn wir es nicht tun, dann werden wir morgen damit befasst, so wie wir es jetzt erleben.

Dernière mise à jour