Eine Brücke zwischen dem Elternhaus und der Schule. Marie-Josée Jacobs au sujet du concept des maisons-relais

Dani Schumacher: Frau Jacobs, worum handelt es sich eigentlich bei den maisons-relais?

Maris-Josée Jacobs: Bei den maisons-relais handelt es sich um Auffangstrukturen für Schulkinder im Alter zwischen drei, respektiv vier und zwölf Jahren. Die Idee an sich ist nicht neu. Alles, was im Bereich "Accueil" in der Vergangenheit existierte, wurde integriert. Wir haben das Ganze lediglich flexibler gestaltet. So empfehlen wir den Gemeinden, die in diesem Fall unsere Hauptpartner sind, die Öffnungszeiten so gut wie möglich an die Bedürfnisse der Familien anzupassen. Die maisons-relais betreuen die Kinder an fünf oder sechs Tagen in der Woche, von morgens sechs bis acht Uhr abends, je nach Bedarf der Familien.

Doch die maisons-relais beschränken sich nicht allein auf die Betreuung. Die Kinder werden auch verköstigt und sie werden bei ihren Hausaufgaben unterstützt. Wenn nötig, erhalten sie auch eine Sonderförderung. Selbstverständlich können die einzelnen Träger ihr Angebot je nach Bedarf erweitern. Ein Beispiel: Es kann die Möglichkeit geschaffen werden, die Kinder auch dann zu betreuen, wenn sie krank sind, oder umgekehrt, wenn die Tagesmutter krank wird, können die Kinder in die maison-relais kommen.

Des Weiteren können die maisons-relais Freizeitangebote für Eltern und Kinder anbieten sowie eine Art Elternschule, die konkrete Hilfe bei Problemen in der Kindererziehung leistet. Sie können auch mit den existierenden gesellschaftlichen Institutionen zusammenarbeiten, beispielsweise sind Gemeinschaftsaktionen mit den Vereinen möglich.

Die maisons-relais sind eine Brücke zwischen dem Elternhaus und der Schule. Sie sind komplementär und sollen keinesfalls die Familie oder die Schule ersetzen. Die Ganztagsschule ist übrigens kein Ersatz für die maisons-relais, da diese die Ferienzeit nicht abdeckt.

Dani Schumacher: Wie viele maisons-relais gibt es zur Zeit und wie viel Plätze stehen zur Verfügung?

Maris-Josée Jacobs: Zur Zeit gibt es in 48 Gemeinden eine maison-relais, mit insgesamt 154 verschiedenen Einrichtungen. Sie bieten Platz für 8 000 Kinder. Bis 2008 sind weitere 54 Projekte für 5 321 Kinder geplant. Träger sind Gemeinden und Gemeindesyndikate, aber auch gemeinnützige Vereinigungen.

Dani Schumacher: Wie steht es mit der Finanzierung?

Maris-Josée Jacobs: Was die Infrastrukturen anbelangt, so beteiligt sich der Staat mit 50 Prozent an den Kosten, mit einem Maximum von 10 000 Euro pro Betreuungsplatz. Die Eltern müssen sich selbstverständlich an den Unkosten beteiligen. Wir schlagen für die ersten beiden Stunden eine Beteiligung von drei Euro pro Stunde vor, für jede weitere Stunde fallen 2,5 Euro an. Es ist den einzelnen Gemeinden allerdings freigestellt, weitere Zuschüsse zu gewähren. Für sozial schwächere Familien sind außerdem spezielle Bedingungen vorgesehen.

Dani Schumacher: Werden durch die 50-prozentige Beteiligung der Gemeinden die kleinen und finanzschwächeren Kommunen nicht benachteiligt?

Maris-Josée Jacobs: Das ist in der Tat ein Problem, aber ärmere Gemeinden konnten auch vor der Schaffung der maisons-relais keine Kinderbetreuung garantieren. Besonders für die kleinen Gemeinden, wo auch die Nachfrage wesentlich geringer ist, bietet sich daher eine Lösung im Verbund mit den Nachbarkommunen an. Dafür gibt es bereits zahlreiche gute Beispiele wie etwa Hosingen, wo im früheren Wildpark eine exemplarische Einrichtung geschaffen wurde.

Dani Schumacher: Wie sieht es nun mit der Erfahrung in der Praxis aus?

Maris-Josée Jacobs: Wir haben bislang sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich bin überrascht, welch große Nachfrage seitens der Gemeinden besteht, und nicht nur seitens der großen Kommunen, auch die ländlichen Gemeinden schaffen mehr und mehr Betreuungsplätze. Vor allem seit dem Jahr 2000, seit der Staat sich an der Finanzierung beteiligt, engagieren sich die Gemeinden immer mehr.

Die große Nachfrage ist sicherlich auf die veränderten gesellschaftlichen Begebenheiten zurückzuführen. Es gibt immer mehr Familien, wo beide Elternteile berufstätig sind, und auch die Zahl der Alleinerziehenden wächst kontinuierlich.

Die maisons-relais werden den Kindern und den Eltern gerecht. Wenn der Staat und die Gemeinden keine Betreuungsstrukturen schaffen, werden die Kinder anderswo untergebracht, wo sie womöglich nicht so gut betreut werden.

Dernière mise à jour