François Biltgen et Octavie Modert au sujet de l'Université du Luxembourg

Kurz vor der Sommerpause unterbreitete Rektor Rolf Tarrach der Regierung ein Budget mit einer satten, 52 prozentigen Steigerung gegenüber 2005, auf das er sich mit dem Conseil der gouvernance der Universität einigen konnte. Erschrecken Sie die hier aufkommenden Finanzforderungen?

Zunächst einmal gibt es in der Buchhaltung eine grundsätzliche Schwierigkeit, insofern die Universität ihren Haushalt nach dem akademischen Jahr verbucht, die Regierung aber nach dem Rechnungsjahr, so dass die zusätzlichen Forderungen sich zum Teil aus dieser Sachlage erklären.

Andererseits befand sich Rektor Rolf Tarrach bei seinem Amtsantritt unter den bekannten traurigen Umständen in einer misslichen Lage und musste sich zunächst einen Überblick verschaffen. Er ist jetzt dabei, das Schiff auf volle Touren zu bringen. Dass der Haushalt wachsen würde, war auch den politisch Verantwortlichen bewusst. Aber der Rektor geht davon aus, dass dieser Budgetposten sich in etwa auf dem jetzt von ihm veranschlagten Niveau stabilisiert.

Gewusst ist auch, dass die Universität mit dem anstehenden akademischen Jahr zum ersten Mal auf Hochtouren arbeiten wird. Allerdings sind noch eine Reihe Baustellen geöffnet. So muss die Universität ihren Platz im Luxemburger Umfeld und im Bildungswesen genauer definieren, und es fehlen angesichts der Studentenzahlen schlicht noch Professoren. Die universitäre Forschung muss selbstverständlich ausgebaut werden. Schade ist in dieser Hinsicht, dass der im Universitätsgesetz vorgesehene mehrjährige Entwicklungsplan der Hochschule noch nicht hat erstellt werden können ... wegen des erklärlichen Zeitdrucks, unter dem der Rektor arbeiten muss. In dieser Entwicklung wichtig ist auch die Entscheidung über die Standorte, die nicht vor Herbst fallen dürfte. Diese Entscheidung wird der Universität ihre definitive Perspektive geben.

Die Regierungspolitik wird allerdings an einem ausgeglichenen Haushalt gemessen. Eine definitive Entscheidung über die der Universität zur Verfügung gestellten Mittel fällt also erst während der Debatten über den Staatshaushalt im Dezember.

Das Luxemburger Universitätsprojekt war von Anfang an nicht unumstritten und wurde heiß diskutiert...

 ... aber eine Universität ist für Luxemburg unerlässlich. Sie dient als wichtiges Element einer eigenständigen Forschungspolitik auch dazu, die Landeswirtschaft besser zu positionieren.

Eines der Hauptziele der Schaffung einer nationalen Hochschule ist freilich, die Zahl der Uni-Absolventen hierzulande zu erhöhen. Diese liegt nämlich trotz der ausgezeichneten Fördermöglichkeiten, die der Staat bereithält, unter dem europäischen Durchschnitt, ist gar eine der niedrigsten in Europa.

Dabei ging es dem Gesetzgeber nicht darum, die Luxemburger Abiturienten im eigenen Land zu halten. Mobilität wird im Hochschulgesetz ausdrücklich gefördert – so sind in Artikel 3 der internationale Charakter der Ausbildung und die Mobilität der Studenten, Professoren und Forscher als Grundprinzipien festgeschrieben. So gesehen strebt Luxemburg auch nicht ein komplettes Universitätsangebot an, sondern will auch hier die Mobilität fordern, genau wie es nicht gewillt ist, die staatliche finanzielle Unterstützung für Studien im Ausland zu beschränken.

Luxemburg will nicht eine weitere Universität in der Großregion haben, sondern eine kleine aber feine Universität, die auch Nischen bedient, in denen das Land über besonderes Wissen oder besondere Interessen verfügt. Die Universität von Luxemburg soll beileibe nicht alles anbieten, sondern gezielte Studien ermöglichen.

Damit keine Missverständnisse entstehen: Dies betrifft nicht ausschließlich die Großregion sondern Europa, wie auch die Eingliederung in den Bologna-Prozess zeigt.

Aber auch in der Öffentlichkeit wird die Akzeptanz für die Universität größer, die Kontroversen haben in den vergangenen Monaten, als das Projekt über den politischen Willen hinaus Gestalt anzunehmen begann, spürbar nachgelassen. Überflüssig finden eine Uni in Luxemburg nur noch die wenigsten.

Nischen finden ist aber bei der Konkurrenz nicht so einfach, und gerade das langjährige universitäre Vakuum im Großherzogtum scheint in den Nachbarländern Angebote wachsen zu lassen, die spezifisch luxemburgische Themen umfassen – Immigrationsforschung in Trier etwa...

Wie gesagt, das Uni-Schiff nimmt Fahrt auf, und mit Rolf Tarrach ist, was das Studienangebot angeht, ein roter Faden erkennbar. Die Uni vergibt bereits heute eine ganze Reihe hochspezialisierter Master, die auch in enger Abstimmung mit den Erfordernissen der Luxemburger Gesellschaft und Wirtschaft geschaffen wurden. Was bei der Lehre bereits erreicht ist, gilt nicht im gleichen Maße für die Forschung, die ja als gleichberechtigtes zweites Standbein vom -Gesetzgeber gewünscht ist. Die Definition der Forschungsachsen wird eine der Prioritäten des Rektorats für die kommenden Wochen und Monate sein.

Stichwort Rektorat: Während seiner ersten öffentlichen Aussagen war Rolf Tarrach recht kritisch mit den Uni Strukturen und fühlte sich vom Conseil de gouvernance eingeengt. Das klang im Sommer plötzlich sehr viel einvernehmlicher ...

Der plötzliche Tod des ernannten Rektors Francois Tavenas schuf eine äußerst schwierige Übergangssituation, in der das vom Großherzog auf Vorschlag des Ministerrats ernannte Leitungsgremium Verantwortungen übernehmen musste, die eigentlich nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fielen. Das Zusammenspiel mit dem neuen Rektor musste nach einer fast einjährigen Vakanz des Postens erst einmal optimiert werden, klappt aber jetzt immer besser. So waren die internen und externen Assisen der Universität sehr wichtig für den Zusammenhalt. Die Autonomie des Rektors und das Vertrauen, das er genießt, zeigen sich unter anderem in der Rolle, verbunden mit entsprechendem finanziellem Handelsspielraum, die er bei der Anwerbung von Lehrpersonal spielt.

Der Conseil de gouvernance hält andererseits den Rektor aus der Schusslinie und bildet einen Puffer zwischen diesem und der Regierung, was eine Politisierung dieser Funktion verhindern soll. Auch wenn einzelne seiner Aussagen in den Medien vielleicht hochgespielt wurden, das Kommen Tarrachs hat die universitätsinternen Diskussionen beruhigt. Auch in der Zeit ohne Rektor wurde viele und gute Arbeit geleistet, aber eine Führungspersönlichkeit war gerade bei so einem neuen Projekt unerlässlich.

Sie definieren selbst die Forschung als eine der Hauptprioritäten der Universität. Das Land verfügt über mehrere Centres de recherche publics, die sehr spezialisierte Arbeit leisten. Diese Zentren wurden über das Hochschulgesetz aber nicht der Uni angegliedert, wie das bei den meisten postsekundären Ausbildungszentren der Fall war.

Die CRPs bewahren ihre Eigenständigkeit. Zum einen erreicht die Forschung an der Universität in einer Anlaufzeit einfach nicht die nötige kritische Masse, auch in personeller Hinsicht. So ist die Rolle der in enger Verzahnung mit der Wirtschaft funktionierenden CRPs weiter gegeben. Ohne Zweifel ist eine Annäherung dieser bewährten Forschungseinheiten an die Uni erwünscht, aber diese hält nicht das Monopol der Forschung hierzulande. Sind die Uni-Forschungslinien erst einmal klar definiert, wird sich das Kräftespiel ausgleichen, aber einen Big Bang wird es im Forschungssektor nicht geben.

Richtig ist auch, dass an der Uni für das Land zukunftsweisende Forschung betrieben werden wird. Im Hinblick auf den Bankenplatz kommt hier der Luxembourg School of Finance besondere Bedeutung zu. Luxemburg lebt zwar zu einem guten Teil vom Bankenwesen, aber spezifische Forschung fehlte bisher. Ein Finanzplatz von der Bedeutung Luxemburgs braucht diese aber, um eigene, eigenständige Produkte entwickeln und anbieten zu können.

Politische Brisanz birgt die Uni allemal. Zum ersten Mal voll zum Tragen kommen dürfte diese beim Thema Lehrerausbildung. Kurz vor den Sommerferien veröffentlichte die Uni ihren Plan, einen erweiterten Master mit 240 ECTS, den Lernkrediten des Bologna-Prozesses zu schaffen...

Aber wieder scheinen es die Medien zu sein, die hier Brisanz wittern. Von gewerkschaftlicher Seite gibt es keine uns bekannten Forderungen. Das Uni-Projekt geht über die ursprünglichen Vorstellungen dieses Ministeriums hinaus. Die Entscheidung von Rektorat und Conseil de gouvernance ist trotzdem logisch und wünschenswert, sowohl mit Hinblick auf Luxemburg als auch im Rahmen des Bologna-Prozesses. Sie wird keine Reform des Primärschulwesens nach sich ziehen und keine Karriereprobleme stellen.

Die Einstellung von Lehrpersonal wird weiter über Concours erfolgen, unabhängig ob der Kandidat sein Diplom in vier Jahren an der Universität Luxemburg oder in drei Jahren verschiedenenorts im Ausland, genauer in Belgien erwarb.

Genau hier liegt die Herausforderung für die Fakultät. Die Qualität ihrer Arbeit und der Wert des von ihr vergebenen Diploms werden sich erst zeigen, wenn erste an der Uni ausgebildete Kandidaten sich dem Concours stellen. Die Studiendauer dürfte allerdings für manche Studenten ein Argument und deshalb eine Herausforderung an sich sein. Man sollte wissen, dass für äquivalente Diplome die Studienzeit in Österreich und Belgien bei drei, in Frankreich und Deutschland bei fünf und in der Schweiz bei drei bis vier Jahren liegt.

Was sind für dieses Hochschulprojekt die größten Herausforderungen, und wo muss sie ihre Attraktivität zu steigern suchen?

Die Universität wurde ja nicht ausschließlich für Luxemburger konzipiert. Unser Land hat über Jahrzehnte gute Erfahrungen damit gemacht, seine Studenten ins Ausland zu schicken. Diese traditionelle Mobilität ist, wie bereits erwähnt, im Gesetz festgeschrieben. Neu ist, dass wir nicht nur nehmen, sondern auch geben wollen. Luxemburg will auch ausländische Studenten nach Luxemburg locken. Die Universität von Luxemburg zählt heute etwa 3 000 Studenten, dürfte aber einmal 5 000 bis 8 000 Studierende betreuen.

Dabei ist einer ihrer Hauptanziehungspunkte sicher das einmalige Prinzip der Mehrsprachigkeit, das im Hochschulgesetz ebenfalls verankert ist. Als fester Bestandteil einer Gesellschaft erzeugt eine Hochschule natürlich bei Studenten und Lehrkräften eine Erwartungshaltung.

Entgegen einer weit verbreiteten Angesicht sind die Gehälter des Lehrpersonals dabei kein großes Problem, denn der Luxemburger Standard ist hoch. Für Professoren, Lehrbeauftragte und Forscher zählt vielmehr das Arbeitsumfeld: Bibliothek, Forschungsstätten, personelle Unterstützung. Als Wohn- und Arbeitsort ist Luxemburg durchaus attraktiv und besonders das hierzulande manchmal verkannte kulturelle Angebot kann überzeugen. Für die Studenten sind außer der Qualität des Studiums und des Studienangebots das Freizeit und Wohnungsangebot wichtig. An Studentenwohnungen wird mit Hochdruck gearbeitet, denn im Augenblick ist das Angebot unbefriedigend. Aber es gibt auf staatlicher und kommunaler Ebene Initiativen ...

Wagnis Uni: Wie ist vor dem ersten vollen Studienjahr die Stimmung?

Die Entwicklung ist trotz widriger Umstände zufrieden stellend. Die Devise muss jetzt lauten: "Wait and see!" Denn die Nagelprobe wird die Universität erst mit der Ausstellung der ersten Diplome erleben, wenn die früheren Studenten sich auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen müssen. Aber das Maß der bereits geleisteten Arbeit ist überwältigend, so dass Optimismus angebracht ist. 

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