"Kein russisches Roulette". Mars Di Bartolomeo au sujet de la préparation contre une éventuelle épidémie de la grippe aviaire

Thorsten Fuchshuber: Welche Vorsichtsmaßnahmen hat die Regierung getroffen, um sich auf eine mögliche Vogelgrippe-Pandemie einzustellen?

Mars Di Bartolomeo: Bereits nach den ersten Warnungen der WHO, als in Vietnam Verdachtsmomente bestanden, dass die Vogelgrippe auf den Menschen übertragen wird, haben wir angefangen, unseren Vorrat an antiviralen Medikamenten aufzustocken. Wir haben bisher etwa 10.000 Dosen vorrätig und haben jetzt mit den Produzenten verhandelt, um unsere Vorräte bis spätestens Anfang nächsten Jahres mehr als zu verzehnfachen. 25 Prozent der Bevölkerung können damit beim Ausbruch einer Vogelgrippe behandelt werden.

Dieser Prozentsatz entspricht in etwa dem Anteil der Bevölkerung, der von einer Grippeepidemie betroffen sein wird.

Thorsten Fuchshuber: Um was für Medikamente handelt es sich?

Mars Di Bartolomeo: Um das Präparat Tamiflu in Pillen- und in Puderform.

Thorsten Fuchshuber: Luxemburg steht also bei Roche in der Schweiz auf der Warteliste?

Mars Di Bartolomeo: Die Liefertermine stehen fest. Der größte Teil wird Ende des Jahres bereit stehen. Roche ist der einzige Produzent von Tamiflu und die Kapazitäten zur Herstellung sind begrenzt. Wenn weltweit solche Mengen bestellt werden, ist es normal, dass man warten muss.

Thorsten Fuchshuber: Verfügt Luxemburg über ein Pandemie-Frühwarnsystem?

Mars Di Bartolomeo: Wir haben vor einiger Zeit das so genannte Sentinel-System aufgebaut, damit wir schnelle Rückmeldungen bekommen, wenn auf unserem Territorium Infektionen auftreten. Das erlaubt uns, je nach Gefährlichkeit der Infektionskrankheit in verschiedenen Stadien einen Krisenplan auszulösen.

Thorsten Fuchshuber: Ist auch eine eigene Produktionsstätte für Impfstoffe geplant?

Mars Di Bartolomeo: Für die Vogelgrippe gibt es heute noch keinen Impfstoff, dieser muss erst nach dem Ausbruch der Grippe gefunden und produziert werden. Da wir in Luxemburg keine eigene Impfstoffproduktion haben, sind wir im vergangenen Jahr in Verhandlungen mit unseren deutschen Kollegen getreten, um uns am Aufbau einer solchen Produktionsstätte zu beteiligen. Diese Gespräche stehen kurz vor dem Abschluss. Ich werde in den nächsten Tagen den Regierungsrat mit den konkreten Vorschlägen konfrontieren. Wir müssen auf den Fall, dass eine Pandemie ausbricht, vorbereitet sein. Wenn wir von der Pandemie verschont bleiben, was wir hoffen, haben wir zwar Geld investiert, ohne dass die Impfstoffe zur Anwendung kommen. Würden wir uns jedoch nicht auf die Eventualität einer Weltgrippe vorbereiten, dann würden wir russisches Roulette spielen.

Thorsten Fuchshuber: Luxemburg wäre diesem Plan nach wieder auf die Zulieferung aus Deutschland angewiesen. Beim Robert-Koch-Institut in Berlin wird jedoch sogar bezweifelt, dass die einzelnen Bundesländer sich im Ernstfall ohne Weiteres aushelfen werden. Ist es da ratsam, sich auf Garantien aus Deutschland zu verlassen?

Mars Di Bartolomeo: Das tun wir nicht. Wir versuchen uns am Aufbau von Produktionsmöglichkeiten zu beteiligen. Natürlich werden wir die Zulieferung auch auf anderen Ebenen absichern. Wenn man selbst nicht Produzent ist, macht es doch Sinn, dass man nicht nur darauf spekuliert, im Ernstfall von jedem Nachbarn beliefert zu werden.

Außerdem haben wir auch während unserer EU-Präsidentschaft immer dafür plädiert, dass auf europäischer Ebene gemeinsame Vorräte aufgebaut werden. Diese Idee kommt nun auch dank der WHO, mit der wir sehr eng zusammengearbeitet haben, langsam zum Tragen.

Thorsten Fuchshuber: Was tut Luxemburg, um die Entwicklungsländer in ihren vorbeugenden Maßnahmen zu unterstützen?

Mars Di Bartolomeo: In diesem Punkt unterstützen wir die Haltung der WHO. Die Vogelgrippe ist kein lokales Problem, sondern wir brauchen ein internationales Gesamtkonzept. Falls nötig, sind wir selbstverständlich bereit, auch finanziell einzugreifen. Die Verhandlungen der WHO mit der Pharmaindustrie laufen darauf hinaus, Vorräte für jene Problemregionen anzulegen, in denen die Pandemie womöglich zum Ausbruch kommt.

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