Jeannot Krecké: Vorrang für die Wirtschaft

Tageblatt: Sie sind der Lissabon-Beauftragte der Regierung. Die Lissabon-Strategie beruht bekanntlich auf drei Säulen. Welcher Komponente würden sie den Vorrang geben?

Jeannot Krecké: Als Wirtschaftsminister gebe ich klar der Wirtschaft den Vorrang. Die Menschen müssen wissen, was sie wollen. Es gibt eine Reihe von Betrieben mit Problemen; einige riskieren, aus Kostengründen zu schließen. Wenn wir uns für teure Energie entscheiden, weil sie wertvoll ist, ist das ein Ansatz, der uns vielleicht eine bessere Umwelt beschert, man muss aber wissen, dass eine Reihe von Betrieben dann nicht mehr an Luxemburg interessiert sein werden.

Das ist das Dilemma. Sicher können wir nicht alles akzeptieren, was die Industrie verlangt; wir können es aber auch nicht einfach ignorieren. Wenn man es tut, hat man einen Wettbewerbsnachteil.

Wollen wir noch Industriepolitik in Luxemburg oder nicht? Diese Frage habe ich aufgeworfen. Angesichts der Arbeitslosenzahlen haben Wirtschaft und Beschäftigung für mich absoluten Vorrang.

Tageblatt: Nun hat es zwischen Ihnen und Umweltminister Lux einen Interessenkonflikt in Bezug auf die Nicht-Genehmigung der Sotel-Leitung gegeben. Können Sie mit etwas Abstand die Entscheidung ihres Regierungskollegen nachvollziehen?

Jeannot Krecké: Ja, er hat die Entscheidung aufgrund des Naturschutzgesetzes genommen und ist damit seiner Aufgabe nachgekommen.

Tageblatt: Es gibt noch andere Aspekte, wo sich Wirtschafts- und Umweltpolitik ins Gehege kommen können. Ich denke dabei an den Klimawandel und Emissionshandel. Wenn Ökologie und Ökonomie nicht Hand in Hand gehen, dürfte es für Luxemburg teuer werden?

Jeannot Krecké: Das ist ein reelles Problem. Der Berechnungsmodus ist absurd. Wenn wir Strom importieren, wird uns das in Zusammenhang mit dem Kioto-Protokoll nicht angerechnet. Folglich müsste ich alle Menschen auffordern, elektrische Heizungen anzuschaffen, weil wir in der Kioto-Logik viel einsparen würden. Das wäre aber absurd, weil wir wissen, dass Strom nicht von Pflanzen herrührt, sondern produziert werden muss.

Den Hauptanteil am Problem hat nicht die Industrie, die bislang mehr als ihren Obolus geleistet hat. Das Hauptproblem liegt beim Privatkonsum und Verkehr; hier gibt es das größte Einsparpotenzial. Wir müssen Energie einsparen und effizienter damit umgehen.

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