François Biltgen: Frühe Restrukturierungen sichern Standort Luxemburg

Arne Langner: Herr Minister, der Luxemburger Arbeitsmarkt muss sich noch stärker den Herausforderungen der Wettbewerbsfähigkeit stellen. Mehr Innovation und Forschung sind dafür notwendig. Was können und wollen Sie tun, um die Situation zu verbessern?

François  Biltgen: Seit zwei Jahren schon bemühe ich mich, die Diskussion über die "intelligenten Restrukturierungen" in Gang zu bekommen. In der globalisierten post-industriellen Gesellschaft muss ein Hochlohnland wie Luxemburg auf dauerndes Produktivitätswachstum (und nicht auf Billiglohn) setzen. Restrukturierungen werden auch in Zukunft notwendig sein. Sie herauszuzögern wäre falsch! Sie rechtzeitig zu antizipieren und sie sozialträchtiger gestalten ist richtig. Durch Forschung und Innovation neue Produkte und Dienstleistungen zu schaffen, die überholte Dienstleistungen und Produkte ersetzen, ist eine wichtige Voraussetzung dazu.

Außerdem hat der Arbeitsminister vor fast einem Jahr den Sozialpartnern ein neues Maßnahmenpaket zur Begutachtung unterbreitet (Sozialaudit, sektorieller Arbeitnehmerverleih, Outplacement, temporäre Freistellung von der Arbeit, unter anderem um sich Umschulungen und Weiterbildungen zu unterziehen). Leider haben die Sozialpartner ihre Antwort noch immer nicht abgeliefert. Der Arbeitsminister wird aber nicht länger warten und ein Gesetzespaket vorlegen.

Was erwarten Sie dabei von den Unternehmern, was von den Arbeitnehmern?

François  Biltgen: Die Sozialpartner können einzeln und zusammen vieles erreichen. Die Unternehmen müssen sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sein. Es kann nicht sein, dass dauernd neues Personal eingestellt wird und ältere Mitarbeiter ausgemustert werden, wenn ihre Fähigkeiten nicht mehr den Anforderungen der Arbeitsfeld enstprechen. Es muss mehr Fortbildung und Umschulung in den Betrieben angeboten werden, die der Staat finanziell begleitet. Die Sozialpartner haben ein Abkommen über den individuellen Zugang der Arbeitnehmer zur Fortbildung unterzeichnet, das Gesetzeskraft erhalten wird. Allerdings könnte noch viel mehr in diesem Sinn in den Kollektiwerträgen geschehen. Schließlich müssen sich alle aktuellen und zukünftigen Arbeitnehmer bewusst sein, dass es ohne Fortbildung nicht mehr geht.

Wie kann man durch erhöhte Wettbewerbsfähigkeit die Arbeitslosigkeit reduzieren?

François  Biltgen: Wir stellen fest, dass Betriebe, die in Forschung und Innovation investieren, besser auf Restrukturierungen vorbereitet sind und somit ihr Standort stärker abgesichert ist. Deshalb wird das Wirtschaftsministerium auch weiterhin die Betriebe in ihrer Forschungstätigkeit begleiten. Darüberhinaus wird der Forschungsminister verstärkt die öffentliche Forschung sowohl an den Forschungszentren als auch auf der Universität unterstützen, um mittel- und langfristig neue wirtschaftliche Entwicklungsbereiche in Luxemburg anzuregen. Dies wird auch neue Arbeitsplätze schaffen. Deshalb bin ich sehr froh, dass die Forschungsmittel im nächsten Staatshaushalt beträchtlich ansteigen. Um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, muss aber die Ausbildung der jungen Leute auch auf diese Entwicklung ausgerichtet sein. Arbeits- und Schulministerium wollen in diesem Sinn die schulische Orientierung besser mit der beruflichen Ausbildung verzahnen. In den technischen Berufen fehlt es in den Betrieben an diplomierten Schulabgängern. Ich hoffe, dass das anstehende "Science festival" einigen jungen Menschen vielleicht Lust auf technische und wissenschaftliche Berufe machen wird.

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