Tageblatt: Warum sind Sie mit der Wirtschaftsdelegation in den Mittleren Osten gereist?
Luc Frieden: Diese Mission reiht sich ein in eine ganze Reihe von Wirtschaftsmissionen (z.B. in die USA oder nach Russland), die als Ziel haben, den Finanzplatz Luxemburg weiter zu entwickeln. Erstens geht es mir darum, zu erklären, was der Finanzplatz Luxemburg darstellt. Zweitens geht es darum, neue Kunden und neue Geschäfte ausfindig zu machen. Und in dieser Gegend waren wir - als Finanzplatz - noch nie. Aber es ist eine Region mit starkem Wirtschaftswachstum, und da wollen wir uns dran beteiligen.
Der Fakt, dass Dexia eine Filiale in Bahrain eröffnet, ist ein klares Zeichen, dass hier in der Region Geschäfte zu machen sind. Als Regierungsmitglied werde ich bei der offiziellen Eröffnung präsent sein, denn solche Initiativen wollen wir als Regierung unterstützen.
Wie reagieren die Emiratis auf den Besuch aus Luxemburg?
Also, ich bin beeindruckt über die große Anzahl von Leuten, die gekommen waren, um sich das Seminar über den Luxemburger Finanzplatz anzuhören. Diese Anzahl von Zuhörern (etwa 250 Personen) ist ein Beweis, dass unser Finanzplatz hier auf großes Interesse und Neugier stößt. Schon alleine deshalb hat sich diese Reise jetzt schon gelohnt.
Wie steht es in Luxemburg mit islamischen Banking?
Wir entdecken die moderierte islamische Welt erst jetzt so langsam. In Luxemburg haben wir mittlerweile sechs islamische Fonds, die etwa 100 Millionen Dollar darstellen. Zudem bekunden verschiedene islamische Banken Interesse an Europa zu expandieren. Vielleicht können wir sie überzeugen nach Luxemburg zu kommen - und nicht etwa in die Schweiz.
Welches Potenzial haben wir für Firmen aus dieser Region?
Wichtig ist unsere flexible und liberale Gesetzgebung, in einem stabilen politischen Umfeld. Über uns können ausländische Firmen Zugang zum EU-Markt erhalten. Für mich ist der Vertrag gegen die Doppelbesteuerung - den wir morgen unterzeichnen werden - der wesentliche Punkt, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Luxemburg in Gang zu bringen.