Jean-Claude Juncker au sujet de la cohésion sociale au Luxembourg

Tageblatt: Wie kann die soziale Kohäsion in Luxemburg gewährleistet werden?

Jean-Claude Juncker: Die soziale Kohäsion ist in Luxemburg kompletter als sonst wo, aber sie ist nicht optimal. Es gibt auch bei uns Menschen, die nicht in vollem Umfang vom sozialen Zusammenhalt profitieren können. Sie haben sehr oft keine Stimme. Sie haben keine Stimme, weil sie sich nicht beklagen. Oder sie haben keine Stimme, weil sie nicht zur Wahl gehen. Aber auch der, der keine Stimme hat, muss Gehör finden.

Der soziale Zusammenhalt ist nicht nur eine Frage des Geldes, d.h. staatlicher Unterstützung und öffentlich finanzierter Transfer- und Ersatzleistungen. Er ist mehr als das: und zwar eine allgemeine Einstellung zum Menschen in all seinen gesellschaftlichen Dimensionen. Niemand darf alleine gelassen werden: Dafür hat nicht nur der anonyme Staat zu sorgen, sondern auch der Einzelne in seinem persönlichen Umgang mit anderen. Solidarität kann nicht exklusiv beim Staat abgeladen werden, praktische Solidarität ist die Aufgabe aller. Feuerwehr und andere freiwillige Helfer stellen sich ihr.

Soziale Kohäsion setzt sichere Lebensverhältnisse voraus. Ein brüchiges Arbeitsrecht beispielsweise, prekäre Arbeitsbeziehungen, Erpressbarkeit am Arbeitsplatz rauben den arbeitenden Menschen Planungs- und Gestaltungssicherheit. Deshalb wird es in Luxemburg keinen Abbau der Arbeitnehmerrechte geben.

Soziale Kohäsion soll Bestand haben. Deshalb muss sie auf Dauer angelegt sein. Damit sie auch morgen noch für die wirksam sein kann, die sie brauchen werden. Über ihren dauerhaften Umbau im Interesse aller werden wir 2006 sprechen. In der Tripartite – denn sie ist die Fabrik der sozialen Kohäsion. In der Gesellschaft – denn für ihren Zusammenhalt ist sie wichtig.

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