Alex Fohl: Dem Luxemburger Schulsystem wird oft vorgeworfen, nicht ausreichend auf die Berufswelt vorzubereiten. Teilen Sie diese Ansicht?
Mady Delvaux-Stehres: Eine schwierige Frage. In diesem Fall haben wir gezeigt, dass die Schule schnell auf eine Nachfrage reagieren kann. Im Juni 2004 hatte die Handelskammer eine Umfrage bei Unternehmen durchgeführt. Im September 2006 bieten wir eine neue Ausbildung in Logistik an. Das ging also relativ schnell. Ich hoffe, dass das Beispiel Schule macht und die Reaktionsfähigkeit des Bildungssystems zunimmt.
Alex Fohl: Worauf zielt der berufsbildende Lehrgang zum Fachlogistiker ab?
Mady Delvaux-Stehres: Die dreijährige Berufslehre zum Fachlogistiker, die in sich äußerst vielseitig ist, soll eine Alternative zu anderen Handelslehrgängen sein, die vielleicht nicht immer angemessen auf den Beruf vorbereiten. Im Logistik-Sektor geschieht viel. Dort gibt es viele Arbeitsplätze.
Alex Fohl: Ist es ein Zufall, dass auch Wirtschaftsminister Krecké künftig verstärkt auf den Logistik-Bereich setzen will?
Mady Delvaux-Stehres: Eine Absprache hat es nicht gegeben. Es zeigt aber, dass eine konkrete Nachfrage besteht. Wir sind von einer Umfrage bei Unternehmen ausgegangen. Heute Morgen haben bereits drei Betriebe angekündigt, Schüler ausbilden zu wollen. Es gibt die Nachfrage. Luxemburg eignet sich im Grunde gut für den Logistik-Bereich.
Alex Fohl: Wie viele Schüler sollen in den kommenden Jahren zum Fachlogistiker ausgebildet werden?
Mady Delvaux-Stehres: Das ist die große Frage. Ohne Arbeitgeber gibt es keinen Zugang zur Ausbildung. Vieles hängt also davon ab, wie die Betriebe auf das Angebot reagieren werden. Vorgesehen ist ein französischsprachiger Lehrgang. Wir sind aber flexibel genug, die Lehre auch in deutscher Sprache anzubieten. Wir wollen mit einer Klasse starten. Wenn die Nachfrage groß genug ist, können wir nachlegen.