Universität mit großem Entwicklungspotenzial. Octavie Modert au sujet de la REEL 2006, de l'Université du Luxembourg et du décret Simonet

Tageblatt: Sind Sie mit der bisherigen Umsetzung des Bologna-Prozesses zufrieden?

Octavie Modert: Der Bologna-Prozess hat zwei Seiten, die uns interessieren. Natürlich interessiert uns jene Seite am meisten, bei der wir aktiv mitarbeiten können: die Umsetzung hier bei uns in Luxemburg. Die Universität hat den Bologna-Prozess voll integriert. Die Regelungen für die Diplome stehen. Auch die Mobilität - das Uni-Gesetz verpflichtet uns mehr noch als der Bologna-Prozess dazu - ist seit diesem Jahr organisiert. Zwischen Universität und Student wird ein Vertrag abgeschlossen. Damit bin ich sehr zufrieden.

Eine Arbeitsgruppe befasst sich auch mit der Anpassung der Berufskarrieren im öffentlichen Dienst. Wir arbeiten daran.

Bleibt also die ausländische Ebene, wo es Unterschiede bei der Umsetzung gibt. Die einen haben ihre Studiengänge bereits umgestellt. Belgien zu einem großen Teil. Auch Frankreich hat Fortschritte gemacht. In Deutschland dauert es ein bisschen länger, obwohl man denken konnte, dass sich das deutsche System hierfür besser eignen würde. Das ist die eine Seite von Bologna; die Mobilität ist die andere.

Eigentlich wird die Mobilität immer größer. Studenten haben vielleicht weniger Probleme damit als Universitäten, die mobile Studenten aufnehmen müssen.

Tageblatt: Wie muss man sich den Vertrag zwischen Universität und Student vorstellen?

Octavie Modert: Die Universität bietet Studienplätze an der Uni x an, über den Vertrag wird die Betreuung des Studenten geregelt. Der Auslandsaufenthalt wird quasi vollständig von der Universität organisiert. Das heißt aber nicht, dass Studenten sich keine andere Universität aussuchen können. Das Studium muss nur vereinbar mit dem ECTS-System sein.

Tageblatt: Gibt es auch Spielraum für exotische Studienwünsche?

Octavie Modert: Theoretisch, ja. Der Studienwunsch muss mit dem Programm übereinstimmen. Natürlich können Studenten auch etwas anderes - jenseits ihres Fachbereichs - studieren, nur bekommen sie dies dann nicht unbedingt angerechnet. Das ist eine bewusste Entscheidung, die eine Studienverlängerung nach sich ziehen kann. Verboten ist das nicht. Wer über das ECTS-Plansoll hinausgehen möchte, kann dies natürlich tun.

Tageblatt: Die Entscheidung der wallonischen Regierung, den Zugang zu verschiedenen Studienrichtungen zu begrenzen, hat auch in Luxemburg für Wirbel gesorgt. Haben sich die Wogen inzwischen geglättet?

Octavie Modert: Ja, wir hatten Aufregung in dem Sinne, dass die belgischen Behörden vergessen hatten, uns in Kenntnis zu setzen. In der Öffentlichkeit haben wir darüber erfahren und gleich darauf reagiert. Das war nicht immer leicht, weil Belgien u.a. über ein kompliziertes institutionelles Gefüge verfügt und auf zwei Ebenen verhandelt werden muss: auf der Ebene der französischsprachigen Gemeinschaft und auf föderalem Niveau. Diese Ebene hat immer mitgespielt.

Wir haben die Luxemburger Studenten umgehend informiert und ihnen gesagt, dass wir alles versuchen. Gleichzeitig haben wir Orientierungshilfe angeboten und nach Alternativen gesucht.

Für das zweite Studienjahr im Fachbereich Medizin haben wir mit Belgien eine Einigung erzielt. Luxemburger Studenten stehen 15 Studienplätze zur Verfügung, die sich auf fünf französischsprachige Medizin-Fakultäten verteilen.

Mit dem sogenannten Simonet-Dekret, das den Zugang für ausländische Studenten im ersten Jahr in verschiedenen Studienrichtungen begrenzt, hatten unsere Studenten weniger Schwierigkeiten als befürchtet. Es hat lediglich zwei Absagen gegeben. Nur zwei Studenten wurden infolge des Losentscheids abgelehnt. Über offizielle Zahlen verfügen wir derzeit noch nicht.

Tageblatt: Und wie sieht es mit einer Lösung aus?

Octavie Modert: Die Atmosphäre hat sich entspannt. Wir haben weiterhin Kontakte und bemühen uns um Lösung. Die Bereitschaft ist vorhanden. Wir müssen die entsprechenden juristischen Formen finden. Das fängt auch aufgrund des institutionellen Gefüges an, kompliziert zu werden. Natürlich wollen sie ihr Dekret nicht zurückziehen. Wir müssen folglich andere Hängebrücken finden, um rüberzugehen. Juristisch wird das schwieriger, als es vorher war. Deshalb dauert es auch länger.

Tageblatt: Wie viele Studenten waren vom Dekret betroffen?

Octavie Modert: Ca. 40 Studierende. In der Hauptsache ist der Kinesiotherapie-Studiengang betroffen, weil der auf die Luxemburger Situation zugeschnitten ist.

Tageblatt: Die REEL bietet jedes Jahr eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich mit den Studenten auszutauschen und gegebenenfalls über Probleme zu diskutieren. Was ist derzeit Ihr größtes Problem?

Octavie Modert: Diesmal bin ich zum ersten Mal auf der anderen Seite. Davor war ich als Student auf der REEL. In diesem Sinne wechsle ich die Seiten. Probleme sehe ich derzeit eigentlich nicht direkt.

Für mich ist die REEL als Austauschforum wichtig. Dort kann man einerseits die Forderungen - auch Kritiken - der Studenten entgegennehmen. Lob nehmen wir selbstverständlich auch an, sofern es welchen gibt. Andererseits kann man auch Botschaften vermitteln und in Diskussionen für Klarstellungen sorgen. Folglich ist es wichtig, dass Studenten sich mit den politisch Verantwortlichen dort treffen und austauschen.

Ich muss sagen, dass es derzeit eigentlich keine Knackpunkte gibt. Wir pflegen ja - über die REEL hinaus - einen engen Kontakt mit den Studenten. Das gilt insbesondere für die ACEL, die unser privilegierter Ansprechpartner ist. Wenn sich Fragen ergeben, werden die sofort besprochen. Wie bereits gesagt, Knackpunkte gibt es nicht. Meinungsverschiedenheiten aber schon - wenn jemand uns sagen würde, die Studienbeihilfen seien nicht hoch genug, sie müssten verdreifacht werden, dann hätten wir einen Dissens.

Das ist klar. Denn die Studienbeihilfen sind im Vergleich zum Ausland hoch. Mit unserer Zusammenarbeit und unseren Kontakten sind wir eigentlich sehr zufrieden.

Tageblatt: Kommen wir zur Universität Luxemburg. Dort herrscht bekanntlich Raumnot. Esch-Belval soll voraussichtlich 2010/2011 den Betrieb aufnehmen können. Welche Zwischenlösungen werden in dieser Übergangsphase angestrebt?

Octavie Modert: 2010 als Horizont für Belval ist eigentlich ein kurzer Zeitraum, wenn man das Bauvolumen bedenkt. Neben der Universität kommen ja auch Forschungseinrichtungen neu hinzu. Der Architektenwettbewerb ist dabei, ausgeschrieben zu werden.

Daneben wird es auch Übergangslösungen auf Limpertsberg geben. Derzeit gibt es zwei Optionen, die umsetzbar sind. Wir arbeiten zusammen mit dem Bautenministerium daran. Die Weichen sind gestellt, damit dort schnell etwas aufgerichtet werden kann.

Tageblatt: Um welche Optionen handelt es sich konkret?

Octavie Modert: Es geht unmittelbar um den Standort Limpertsberg - die International School auf der einen Seite und den Südflügel des 'Lycee technique Michel Lucius' auf der anderen. Die erste Option wäre schneller umsetzbar, während die andere Lösung nachhaltiger wäre.

Tageblatt: In der Forschung liegt die Zukunft. Sie könnte Luxemburg nicht nur wirtschaftlich neue Perspektiven bieten. Was wollen Sie tun, um den Forschungsstandort Luxemburg attraktiver zu machen?

Octavie Modert: Es gibt Forschung ohne Universität, doch mit ihr macht sich Forschung noch besser.

Dort wo es bereits Forschung in Luxemburg gibt, genießt sie in den gegebenen Fachrichtungen auch einen guten Ruf im Ausland. In den letzten beiden Jahren haben wir zudem Fortschritte gemacht. Das hat uns auch die OECD-Studie bescheinigt. Neben einigen Kinderkrankheiten wurde Luxemburg in der verhältnismäßig kurzen Aufbauzeit gute Arbeit bescheinigt.

Neben dem jungen Forschungsbereich haben, wir eine Universität, die sogar noch jünger ist, dafür aber über ein umso größeres Entwicklungspotenzial verfügt. Universität und Forschung werden zusammen für einen Auftrieb sorgen, insbesondere was die Interdisziplinarität angeht. Wenn wir Forschung entwickeln wollen, brauchen wir selbstverständlich auch Forscher. Es gibt inzwischen einige Initiativen, um Forschungsstipendien neu zu orientieren und somit junge Forscher anzuziehen. Auch der Nationale Forschungsfonds (FNR) möchte ein Programm auflegen, das bewusst auf junge, hochwertige Forscher abzielt. Wir wollen natürlich auch, dass Forscher hier bleiben und Fuß fassen. In diesem Sinne brauchen wir eine gewisse Nachhaltigkeit und Planung.

Daneben haben wir natürlich die 'Cité des sciences' als solche. Durch sie können wir Forschung attraktiver gestalten.

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