2007 wird Jahr der Gesundheitstechnologie. Jeannot Krecké au sujet des perspectives économiques du Luxembourg

Andreas Holpert: Herr Minister, Sie sind 2004 mit dem Ziel angetreten, die Abhängigkeit der Luxemburger Wirtschaft vom Finanzplatz zu verringern. Sind Sie Ihrem Ziel nach zwei Jahren näher gekommen?

Jeannot Krecké: Das ist mir noch nicht so weit gelungen, wie ich es mir gewünscht hatte. Wir haben jedoch Fortschritte gemacht, vor allem der Dienstleistungsbereich konnte ausgeweitet werden. Darüber hinaus gibt es andere Industriezweige, in denen wir gut vorangekommen sind. Beim Ausbau der Logistikbranche sind wir sichtbar weitergekommen. Im Bereich der Biotechnologie wurden wichtige Anpassungen vorgenommen. Wir konzentrieren uns künftig auf die Felder, in denen wir etwas vorweisen können und in denen wir Glaubwürdigkeit besitzen. Es wird auch eher von Gesundheitstechnologie gesprochen und nicht mehr nur von Biotechnologie.

Andreas Holpert: Was verstehen Sie unter Gesundheitstechnologie?

Jeannot Krecké: Mit Hilfe einer Studie haben wir uns einen Überblick verschafft. Wir definieren jetzt genau, was wir machen wollen und können. Das bedeutet, dass z.B. Luxemburg im Vergleich zu anderen Ländern kein geeigneter Standort für die Medikamentenentwicklung ist. Dafür gibt es andere Bereiche, in denen unser Land durchaus wettbewerbsfähig ist, z.B. Medizintechnik, Therapie oder in der Forschung. In Düdelingen soll eine spezielle Zone für den ganzen Bereich Gesundheitstechnologie entstehen. Ein entsprechender "Plan d'action" steht. Wir hören auf mit reden und fangen an zu arbeiten.

Andreas Holpert: Wann beginnen die Arbeiten auf dem WSA-Gelände?

Jeannot Krecké: Wenn die Kommodo/Inkommodo-Prozeduren abgeschlossen sind, kann es losgehen. Die Pläne auf dem WSA-Gelände sehen vor, dass ein Großteil der Hallen abgerissen werden muss. Die Umgestaltung des Geländes ist in vier Baustufen eingeteilt. Ich bin zuversichtlich, dass die Logistik zu einer wichtigen Branche in Luxemburg wird. Ich hatte in den letzten Tagen noch Besuch von zwei Unternehmen, die ihre Logistikaktivitäten ausbauen wollen.

Andreas Holpert: Ist das ausreichend, um die luxemburgische Wirtschaft so weit zu diversifizieren, dass sich die Abhängigkeit vom Finanzplatz verkleinert?

Jeannot Krecké: Wir können nicht alles auf einmal machen. Dafür fehlen uns einfach die Leute. Mit den Konzepten für den Flughafen und das WSA-Gelände war 2006 das Jahr der Logistik. 2007 soll das Jahr der Gesundheitstechnologien werden. Und ich hoffe, dass wir auch den dritten Bereich - Umwelttechnologien - weiterentwickeln können. Am Ende haben wir im Vergleich zu 2004 mehr Aktivitäten - selbst im Produktionsbereich. Allerdings muss man festhalten, dass sich der Finanzplatz schneller entwickelt hat als die eben angesprochenen Bereiche. Daher hat sich an der Abhängigkeit wenig geändert.

Andreas Holpert: Der Wirtschaftsminister war wie schon in den Vorjahren viel im Ausland unterwegs. Was bringen diese Reisen und gibt es konkrete Ergebnisse?

Jeannot Krecké: Ich reise nicht nur, um neue Aktivitäten nach Luxemburg zu holen. Die Besuche dienen vor allem auch dafür, um luxemburgischen Betrieben neue Absatzmärkte zu erschließen. Damit festigen sie auch ihre Position hierzulande. Außerdem dienen die Reisen dazu, gute Kontakte zum Management derjenigen Unternehmen zu pflegen, die in Luxemburg aktiv sind, und diese gegebenenfalls dazu zu bewegen, hier auszubauen. Ein anderer Schwerpunkt der Reisen liegt auf politischen Gesprächen, um zu erfahren, was läuft.

Andreas Holpert: Sie sind zuständiger Minister für Energie. Anscheinend wurde dem Energiesektor bislang wenig Beachtung geschenkt. Was tut sich auf diesem Gebiet?

Jeannot Krecké: Energiefragen werden für den Standort Luxemburg immer wichtiger. Gleich zu Beginn meiner Amtszeit war ich z.B. mit dem Blackout konfrontiert. Die Diskussionen rund um den Emissionshandel zeigen ebenfalls deutlich, dass wir eine aktivere Energiepolitik machen müssen. Vieles scheitert leider an einer unzureichenden Zahl an Fachkräften in den Ministerien. Wir haben personelle Engpässe. Dennoch wurde viel geleistet: die Gas- und die Elektrizitäts-Direktiven sind im Begriff umgesetzt zu werden. Die Wärmeschutzverordnung liegt beim Staatsrat und seit einem Jahr arbeite ich an der Restrukturierung des Energiesektors in Luxemburg. Wir sind auch dabei eine langfristige Energiestrategie für Luxemburg auszuarbeiten.

Andreas Holpert: Was bedeutet Restrukturierung des Energiesektors?

Jeannot Krecké: Der Staat ist Aktionär bei den meisten Energieanbietern in Luxemburg, z.B. bei der Cegedel, der SEO, Soteg usw. Ich will das Stromnetz unter staatliche Kontrolle stellen. Die Netze sind von der Liberalisierung ausgeschlossen. Luxemburg hat einen hohen Standard was die Versorgungsleistung und Sicherheit angeht. Um den regelmäßigen Ausbau und die Instandhaltung der Infrastrukturen garantieren zu können, sollten die Netze in öffentlicher Hand bleiben.

Andreas Holpert: Welche Rolle spielt der Ausbau des SEO-Pumpspeicherkraftwerks in Vianden im Rahmen einer künftigen Energiestrategie?

Jeannot Krecké: Der Ausbau in Vianden ist eines der wesentlichen Elemente. Luxemburg wird aktiver im Bereich Stromproduktion und nutzt seine Möglichkeiten besser. Vianden hat jahrelang nur einem Partner geholfen. Das ist jetzt vorüber. Wir erhalten ein wertvolles Energiepaket, das es in Luxemburg zu verwerten gilt.

Andreas Holpert: Dass Luxemburg in Vianden über eine Perle verfügt, ist schon seit vielen Jahren bekannt. Warum hat es dennoch solange gedauert, bis sich das Land seinen Anteil sichert?

Jeannot Krecké: Ich bin viel für meine Personalentscheidungen kritisiert worden. Die Praxis wird zeigen, ob in der Vergangenheit viel unternommen wurde, oder ob jetzt etwas passiert.

Andreas Holpert: Sie haben mit Etienne Schneider einen neuen Verwaltungsratspräsidenten und "administrateur délégué" bei der SEO eingesetzt. Vorgänger Jean-Paul Hoffmann hatte seinen Stuhl nicht freiwillig geräumt und sogar Klage gegen den Wirtschaftsminister eingereicht. Wollen Sie dazu Stellung nehmen?

Jeannot Krecké: Das Mandat des bisherigen Verwaltungsratspräsidenten war ausgelaufen. Ich hatte die Wahl, es zu verlängern oder nicht. Herr Hoffmann stand kurz vor seiner Pension. Ich habe mich für einen neuen Mann an der Spitze entschieden, der neue Wege geht. Für die künftige Strategie der SEO waren neue Leute notwendig. Das habe ich gemacht. Mit den ersten Resultaten bin ich sehr zufrieden. Über Gerichtsverfahren rede ich nicht.

Andreas Holpert: TDK entlässt über 300 Mitarbeiter. Die finden jedoch im Finanzsektor, der stetig neue Stellen schafft, keine Verwendung. Wie kommt Luxemburg an dringend benötigte Industriearbeitsplätze?

Jeannot Krecké: Luxemburg muss vor dem Hintergrund der Produktionsverlagerungen großer Unternehmen nach China und Indien sowie nach Osteuropa das konsolidieren, was es hat. Wir hatten mit TDK und Villeroy & Boch Einbrüche. Auf der anderen Seite konnten wir auch Betriebe halten. Die Größenordnung von Firmen, die sich in Luxemburg ansiedeln, liegt bei 40 bis 60 Arbeitsplätzen. Umso wichtiger ist ein Sektor wie die Logistik. Da werden hunderte von Stellen für gering qualifizierte Arbeitskräfte geschaffen.

Andreas Holpert: Wo liegen die Schwächen des Standorts Luxemburg?

Jeannot Krecké: Die Probleme insbesondere bei den Kostenstrukturen sind ähnlich gelagert wie in den Ländern um uns herum. Hohe Grundstückspreise sind das eine, relativ hohe Löhne, die allerdings durch niedrige Lohnnebenkosten kompensiert werden, das andere. Wir haben nicht die Möglichkeit, regionale Hilfen zu geben wie andere Länder. Wir haben unsere besten Chancen, wenn wir in die Endauswahl bei der Standortentscheidung kommen.

Andreas Holpert: Es gibt einen Minister, der zuständig ist für den Finanzplatz, ein weiterer ist Transportminister, ein dritter ist verantwortlich für den Mittelstand und noch einer für Forschung. Dem Wirtschaftsminister bleibt anscheinend nicht viel. Wie sehen Sie Ihre Rolle?

Jeannot Krecké: Es gibt Reibungsverluste, die jedoch z.B. auf dem Gebiet der Forschung ausgeräumt werden konnten. Ich war in den Koalitionsverhandlungen für die Zusammenlegung von Wirtschaft und Mittelstand. Die Tätigkeit ist ressort-übergreifend. Ich sehe mich als Koordinator der verschiedenen Aufgaben.

Andreas Holpert: Was ist für Sie die wirtschaftspolitische Herausforderung 2007?

Jeannot Krecké: Wir müssen innovativ bleiben. Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern. Die zentrale Anlaufstelle für Betriebe sollte endlich Realität werden. Der "Plan sectoriel" für Aktivitätszonen soll erlauben, dass neue Gewerbegebiete schneller entwickelt werden können. Im Energiebereich müssen wir uns gegenüber dem Ausland besser aufstellen durch verstärkte bilaterale Abkommen. Wir müssen den Engpass bei der Nachfrage nach Fachkräften lösen. Das sind wesentliche Herausforderungen.

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