Jean-Claude Juncker: "Warnung vor Devisen-Spekulationen". Le président de l'Eurogroupe au sujet de la réunion des ministres des Finances du G7

d'Wort: Sind Hedge Fonds und ihre Regulierung ein Thema, das auch die Eurogruppe beunruhigt?

Jean-Claude Juncker: Schon seit längerer Zeit erörtern die Finanzminister der Eurogruppe das Phänomen der Hedge Fonds. Unsere Analyse ist aber noch nicht weit gediehen. Weder die Hedge Fonds noch die kolossalen Geldsummen, die sie transportieren, sind an sich eine Gefahr für das Finanzsystem. Unter den Teilnehmern des G7-Treffens herrschte Einvernehmen, keinen Angriff gegen die Hedge Fonds zu führen, wohl aber auf mehr Transparenz zu drängen.

d'Wort: Sieht die Eurogruppe dies ähnlich wie die Finanzminister der G7 -Länder?

Jean-Claude Juncker: Wir teilen die Ansichten des deutschen Finanzministers. Unsere Vorstellungen sind jedoch nicht deckungsgleich mit denen der Amerikaner und der Engländer. Doch auch im angelsächsischen Raum wächst der Druck, sich mit den Gefahren von Hedge Fonds auseinanderzusetzen. Das ist ein Fortschritt, denn früher hieß es dort immer, es gäbe keine Gefahr.

d'Wort: Im Abschlusskommunikee des Gipfels wird die Schwäche des japanischen Yen nicht ausdrücklich erwähnt. Den Chinesen wird jedoch nahe gelegt, die Aufwertung ihrer Währung zuzulassen. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?

Jean-Claude Juncker: Seit über einem Jahr hat der G7 eine klare Sprachregelung bezüglich der chinesischen Währung, mit der auch Peking einverstanden ist. Sie betrifft nicht nur die chinesische, sondern auch andere asiatische Währungen. Der japanische Yen stellt ein Problem dar, das wir in den letzten zwei Woche thematisiert haben. Die Abwärtsbewegung des Yen im Verhältnis zum Euro ist beträchtlich. In zwei Jahren ist die japanische Währung um 35 Prozent gefallen. Allein im vergangenen Jahr verlor sie zehn Prozent im Vergleich zum Euro. Das macht die europäischen Exporte - besonders Automobile - um 35 Prozent teurer, schafft Absatzprobleme, und verstärkt das Phänomen des "Carry Trade".

d'Wort: Ist diese Anlagestrategie auf dem Devisenmarkt in ihren Augen eine Gefahr?

Jean-Claude Juncker: Der so genannte "Currency Carry Trade" ist die größte Gefahr, die es im Währungssystem gibt. Es besteht darin, größere Mengen "billige" Yen zu leihen, wobei die Zinsen in Japan sehr niedrig sind, und sie in Euro mit vergleichsweise hohen Zinsen zu investieren. Sollte diese Blase eines Tages platzen, dann haben wir eine Katastrophe im internationalen Währungssystem, so wie wir sie 1998 schon einmal erlebt haben. Darüber machen wir uns Sorgen.

d'Wort: Sie haben sich als Präsident der Eurogruppe optimistisch zu den Wachstumsaussichten des Euroraums geäußert. Worauf gründet Ihr Optimismus?

Jean-Claude Juncker: Wir hatten im Jahr 2006 ein Wachstum im Euroraum von 2,6 Prozent. Für dieses Jahr gehen wir von 2,0 bis 2,3 Prozent aus. Diese Steigerung liegt nahe am Wachstumspotenzial der Eurozone. Die Arbeitslosigkeit sinkt, während die Beschäftigungsquote steigt. Auch die Produktivität ist gestiegen. Zudem wurden in den letzten fünf Jahren seit Einführung des Euro als Bargeld 11 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, weit mehr als in Amerika im gleichen Zeitraum. Zwar bleiben die Inflationsrisiken wegen der Entwicklung der Erdölpreise bestehen. Da wir aber von einer gewissen Lohnzurückhaltung ausgehen, sind die Aussichten insgesamt sehr günstig.

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