"Ein guter Zeitpunkt". Le ministre de l'Agriculture, de la Viticulture et du Développement rural, Fernand Boden, au sujet de la politique agraire de l'UE

d'Wort: Was erwarten Sie sich vom Besuch der Agrarkommissarin?

Fernand Boden: Das Treffen mit Mariann Fischer Boel bietet Bauern und Winzern die Gelegenheit, im direkten Gespräch mit der EU-Kommissarin ihre Bedenken und Sorgen darzulegen und selbst Einfluss auf deren Haltung zu nehmen.

d'Wort: Sorgen bereitet den Winzern die Weinmarktreform. Bis zu 400.000 Hektar sollen dieser Reform EU-weit geopfert werden.

Fernand Boden: Wenn wir die Qualität zum Maßstab nehmen, dann darf an der Mosel kein Hektar gerodet werden. Dort, wo diese Qualität jedoch nicht mehr gewährleistet ist und wo die Weinberge nur mehr zur kostspieligen Destillierung bewirtschaftet werden, macht die Rodung durchaus Sinn.

d'Wort: Wobei die Destillierung Luxemburg nicht betrifft ...

Fernand Boden: ... weil sie hier zu Lande nie praktiziert wurde. Wir müssen aber darauf achten, dass wir bei der Finanzierung nicht zu kurz kommen.

d'Wort: Und was bedeutet das konkret?

Fernand Boden: Nun, weniger Destillierung bedeutet, dass die dafür aufgebrachten Gelder anders eingesetzt werden können, z. B. in der Vermarktung. Das darf aber nicht bedeuten, dass Luxemburg, das nicht destilliert, am Ende mit leeren Händen da steht. Hier erwartet uns eine harte Auseinandersetzung.

d'Wort: Überzeugungsarbeit muss auch in der Önologie geleistet werden, wo die Anreicherung mit Saccharose verteidigt werden muss.

Fernand Boden: Das ist ein ewiger Streitpunkt zwischen den süd- und den nordeuropäischen Weinbaugebieten. Tatsache ist, dass wir den Gebrauch der Saccharose benötigen, um beispielsweise ungünstigere klimatische Bedingungen auszugleichen. Es handelt sich um ein traditionelles Verfahren, das zur Wettbewerbsfähigkeit beiträgt. Und um die Wettbewerbsfähigkeit muss es doch letztlich bei der Weinmarktreform gehen.

d'Wort: Die Agrarreform aus 2003 soll einem "health check" unterzogen werden. Vor dem Hintergrund der tief greifenden Halbzeitbewertung von Franz Fischler befürchten die Bauern erneut einschneidende Folgen.

Fernand Boden: Dazu wird es nicht kommen. Anpassungen sind indes notwendig. In den laufenden Diskussionen um die Gemeinsame Agrarpolitik müssen wir zweigleisig fahren. Zum einen die Politik innerhalb des bestehenden Finanzrahmens bewerten. Zum anderen die Weichen über 2013 hinaus stellen.

d'Wort: Die EU-Kommission zieht bis 2013 eine Verdoppelung der Modulation zugunsten des ländlichen Raumes auf zehn Prozent in Erwägung, was wenig Begeisterung bei Luxemburgs Bauern hervorruft.

Fernand Boden: Wir können uns dieser Diskussion nicht entziehen. Vergessen wir nicht, dass die Kommission 2003 eine Modulation von 20 Prozent wollte. Durch eine Umschichtung zugunsten des zweiten Pfeilers wird der ländliche Raum gestützt und gefördert. Wir dürfen nicht übersehen, dass hier europaweit Nachholbedarf besteht. Und dieses Geld geht der Landwirtschaft ja nicht verloren. Es dient vielmehr dazu, das europäische Landwirtschaftsmodell, so wie wir es 1997 definiert haben, in seiner Gesamtheit zu erhalten. Ich plädiere indes dafür, bis 2013 erst einmal alles beim Alten zu belassen.

d'Wort: Gedanken machen sich die Landwirte auch um die Milchquoten. Was kommt nach 2015?

Fernand Boden: Die Argumente, mit denen die Quoten eingeführt wurden, sind heute nicht mehr gegeben. Die Kommission könnte also für klare Verhältnisse sorgen und ein Ende der Regelung nach 2015 verkünden. Wir müssen uns schließlich bewusst sein, dass durch den Quotenhandel viel Geld verloren geht und die Konkurrenzfähigkeit dadurch Schaden erleidet. Bis dahin müssen wir sehen, wie wir unliebsame Nebenwirkungen vermeiden.

d'Wort: Etwa durch die Abschaffung der so genannten Superabgabe im Fall einer Überproduktion?

Fernand Boden: Nicht unbedingt die Abschaffung. Zumindest aber ihre Senkung. Auch könnte man hingehen und die Quoten aufstocken.

Dernière mise à jour