"Der Vorwurf, dass es zu viel war, ist eigentlich ein ganz großes Kompliment". Octavie Modert tire le bilan de "Luxembourg et Grande Région, capitale européenne de la culture 2007"

d'Wort: Sie haben "2007" bereits mehrmals als Erfolg bezeichnet. Worauf basieren Sie Ihre positive Bilanz?

Octavie Modert: Erstens auf das allgemeine Gefühl, das man bei den Veranstaltungen verspüren konnte. Zweitens konnten wir immerhin, einer ersten, groben Schätzung nach, rund zwei einhalb Millionen Besucher bei den verschiedenen Ereignissen begrüßen. Der Besuch der Ausrichter zukünftiger Kulturhauptstädte, die den Weg nach Luxemburg angetreten sind, um sich hier zu informieren und inspirieren, aber auch das positiv-überraschte Echo der internationalen Presse zeugen ebenfalls vom hohen Ansehen, das unser Kulturjahr, durch seine Quantität, und vor allem seine Qualität, im Ausland genossen hat.

d'Wort: Der letzte Wort-Politmonitor hat jedoch ergeben, dass ein Viertel der Befragten nichts vom Kulturjahr mitbekommen hat ...

Octavie Modert: Genau, aber auch hier liegt das Wesentliche in der Interpretationsweise. Denn wenn 25 Prozent der Befragten nichts von den Veranstaltungen mitbekommen haben, heißt dies auch, dass drei Viertel davon wussten oder daran teilgenommen haben. Rein statistisch gesehen ist das ein überwältigendes Resultat.

d'Wort: Ein oft vorgebrachter Kritikpunkt war die Vielzahl der Veranstaltungen und die damit verbundene Schwierigkeit, den Überblick zu behalten ...

Octavie Modert: In der Tat gab es eine Fülle von Veranstaltungen, deren Angebot sehr weit gefächert war. Der Kulturinteressierte musste also schon aktiv seine Wahl zwischen den vorgeschlagenen Konzerten, Ausstellungen, Theaterstücken u.s.w. treffen. Wir haben aber versucht, ihm dies thematisch, unter anderem mittels des monatlichen Programms, zu erleichtern. Im Übrigen ging Quantität stets Hand in Hand mit Qualität, deshalb empfinde ich die von manchen als Vorwurf formulierte Aussage, dass es zu viel war, eigentlich als ganz großes Kompliment.

d'Wort: Sie haben anlässlich der Eröffnung des Kulturjahres behauptet, es "beginnt am 1. Januar 2008". Was wird von "2007" erhalten bleiben?

Octavie Modert: Im Grunde ist es wunderlich über das "Danach" zu sprechen, wo das Kulturjahr doch noch nicht abgeschlossen ist ... Aber es gibt einen dreifachen Entwicklungsansatz. Auf politischer Ebene streben die Verantwortlichen eine engere Zusammenarbeit an, daher unsere Entscheidung, uns regelmäßig zu treffen. Des Weiteren wird auch das Projekt einer zentralen "Agentur", die ein Knotenpunkt zwischen den bestehen bleibenden Regionalkoordinationen sein wird, weiterentwickelt. Manche der entstandenen Initiativen werden natürlich auch nach dem Kulturjahr weitergeführt. Es soll einen fließenden Übergang zu 2008 geben. Hierzulande bleiben einige der Infrastrukturen erhalten, werden jedoch neuen Bestimmungen zugeführt und erhalten eine neue Ausrichtung, so beispielsweise die Rotunden oder die Anciennes Fonderies in Düdelingen, deren Konzept in der Finalisierungsphase ist. Mehr hierzu werden wir am 12. Dezember bekannt geben ...

d'Wort: War "2007" auch ein internationales Aushängeschild für Luxemburg und die Großregion?

Octavie Modert: Zweifelsohne. Denn es hat einerseits zu dem notwendigen Künstler- und Publikumsaustausch in der Region selbst geführt, andererseits aber auch die internationale Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Damit konnten wir Vorurteilen wie "Kulturprovinz" oder "nur Finanzplatz" unser wahres, multikulturelles Bild entgegensetzen. Das Kulturjahr hat Menschen erstmals nach Luxemburg gebracht, die Schönheit des Landes wird sie sicher zur Wiederkehr bewegen. Diesen Langzeiteffekt darf man nicht vernachlässigen. Unser Konzept, eine ganze Region und eine Stadt aus einem neuen Mitgliedstaat in die Kulturhauptstadt mit einzubinden, hat auch Melina Mercouris Idee neues Leben eingeflößt.

d'Wort: 1995 und 2007 - zwei gänzlich unterschiedliche "Crus" also ...

Octavie Modert: Es gibt ganz klar einen "Mythos 1995", da wir damals erstmals Kulturhauptstadt waren. Die zweite Auflage sollte auf keinen Fall ein "Bis" hierzu werden, deshalb auch die klare, thematische Ausrichtung. 1995 war die Kulturszene noch im Keim und profitierte vom damaligen Sprungfedereffekt, deren Wirkung vor allem intern war. 2007 hat uns nun Gelegenheit geboten, auch der Außenwelt zu zeigen, welch beeindruckende Entwicklung sich hierzulande vollzogen hat.

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