Lucien Lux: "Die reichen Länder müssen zahlen". Le ministre de l'Environnement au sujet de la conférence des Nations unies sur les changements climatiques

Tageblatt: Luxemburg will die Treibhausgase gemäß Kioto-Protokoll bis 2012 um 28 Prozent senken. Ist dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen?

Lucien Lux: Wir hatten 1997 während der Kioto-Phase eine ambitionierte EU-Präsidentschaft und wollten mit gutem Vorbild vorangehen.

Das Ziel schien auch realistisch, wenn unsere Industrie ihren Energiebedarf statt mit Kohle mit Strom deckt. Was wir nicht bedacht haben, ist eben der Benzintourismus. Ohne diesen Einfluss liegen wir jetzt bei fast 20 Prozent Emissionsreduktion und sind damit auf einem guten Weg. Nun ist real eine Zunahme von 0,7 Prozent zwischen 2000 und 2005 zu verzeichnen und wir stehen als schwarzes Schaf da.

Tageblatt: Kann ein kleines Land wie Luxemburg Einfluss auf die globale Klimapolitik nehmen?

Lucien Lux: Wir hatten 2005 mit dem EU-Vorsitz erneut großen Einfluss auf den Nachfolge-Prozess des Kioto-Protokolls. Luxemburg kann oft Brückenfunktionen übernehmen. Sowohl innerhalb der EU als auch nach außen. Wir können - wie ich es schon im Klimafragen im Falle der USA gemacht habe - sehr deutlich werden. Die Minister von größeren Ländern müssen vorsichtiger sein. Wichtig für mich ist, dass die EU auch hier auf Bali mit Sprache, also geeint, auftritt.

Tageblatt: Es gibt einen öffentlichen Druck auf starke Vorgaben nach Ablauf des Kioto-Protokolls 2012. Die Welt schaut auf Sie und Ihre Kollegen und wünscht, dass Sie hier die Rahmenbedingungen schaffen, damit es mit der Emissionsreduktion vorwärts geht.

Lucien Lux: Die Experten und die Wissenschaft haben eine sehr verdienstvolle Arbeit geleistet und sie wurden mit dem Nobelpreis an den Weltklimarat zu Recht gewürdigt. Nun müssen aber die Politiker das Heft in die Hand nehmen und den Prozess der Treibhausgasreduktion beschleunigen. Ich bin optimistisch, dass nach den Präsidentschaftswahlen in den USA Washington eine ganz neue Dynamik in die Gespräche bringen wird.

Tageblatt: Spielen die USA nicht schon jetzt auf Bali eine konstruktivere Rolle als bisher?

Lucien Lux: Wenn ich an die vergangene Klimakonferenz denke, haben Sie absolut recht. Al Gore sagte mir kürzlich während eines Gesprächs, dass man sich vorstellen könne, dass der nächste amerikanische Präsident die 20 größten Emittenten einlädt. Diese 20 Länder produzieren 80 Prozent des Treibhausklimas. Sie könnten sehr schnell markante Ziele erreichen.

Tageblatt: Die EU und damit Luxemburg präsentieren auch hier ehrgeizige Ziele. Muss dafür nicht auch die Gesetzgebung in Luxemburg verschärft werden?

Lucien Lux: Darauf stellen wir uns ein. Doch wir möchten dann innerhalb der EU auch neu über die Lastenverteilung diskutieren. Es geht nicht an, dass bei uns getankt und das Benzin dann vor allem auf der anderen Seite der Grenze verbraucht wird, die Emissionslasten jedoch uns angerechnet werden. Natürlich sind wir bereit, einen Preis zu zahlen, schließlich profitieren wir auch davon.

Tageblatt: Müssten neue Maßnahmen nicht noch weiter gehen?

Lucien Lux: Wir haben ein Problem. Wir bekommen eine Emissionsmenge zugeteilt, aber wir haben Mühe, sie innerhalb Luxemburgs weiterzugeben.

Wir haben nur eine Stahlfirma, von der wir glauben, dass sie mit der Energie effizient umgeht. Aber hätten wir zwei, könnten wir eine belohnen, nämlich jene, die mehr Energie spart, und die andere bestrafen.

Tageblatt: Obwohl die Wissenschaft nun eine beinahe wasserdichte Grundlage für den Klimawandel liefert, wird noch immer kleinlich über Detailfragen gestritten. Überrascht Sie das?

Lucien Lux: Ehrlich gesagt bin ich bei solchen Konferenzen immer wieder enttäuscht, wie egoistisch sich manche Landesvertreter geben. Obwohl ich anerkenne, dass jedes Land seine eigenen Probleme hat.

Tageblatt: Die Entwicklungsländer kämpfen für die Einrichtung eines Fonds für Technologietransfer. Fast scheint es, als wittern sie eine neue Geldquelle.

Lucien Lux: Wissen Sie, wenn man hier als reiche Nation auftritt und glaubt, nicht zahlen zu müssen, ist man am falschen Ort. Natürlich müssen die reichen Länder zahlen. Sie sind ja auch für den Klimawandel verantwortlich, dessen Kosten vor allem in Entwicklungsländern anfallen.

Tageblatt: Wird es eine Einigung bis Freitagnacht geben?

Lucien Lux: Wir werden hart kämpfen und uns wie immer einigen. Freitagnacht so zwischen 23.30 und 1.30 Uhr. Glauben Sie mir.

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