"Politischer Schwung". Lucien Lux au sujet de la Conférence internationale sur les changements climatiques à Bali

d'Wort: Herr Minister, mit welchen Hoffnungen kamen Sie nach Bali?

Lucien Lux: Mit sehr großen Hoffnungen. 2007 war ein entscheidendes Jahr: wissenschaftlich durch die Arbeit des IPCC-Klimarates und politisch durch die Entscheidungen des EU-Rats, dann Heiligendamm mit der G8, die Nobelpreisverleihung an IPCC und AI Gore. Für mich war klar, dass 2007 den definitiven Bescheid an die Welt gab, dass Klimawandel stattfindet, dass er durch Menschenhand verursacht wird. Für mich war hier der Übergang zum Jahr 2008 das Jahr der Aktionen, der politischen Entscheidungen. Doch hier in Bali den Schwung aus der wissenschaftlichen Einsicht zu nehmen. Wir liegen jetzt in diesem Sprung zwischen der wissenschaftlichen Überzeugung und der politischen Aktion. Ich hoffe, wir schaffen den Sprung.

d'Wort: Kehren Sie enttäuscht zurück?

Lucien Lux: Wenn ich mich an Nairobi und Buenos Aires erinnere, hatte ich gedacht, dass es einfacher sein würde. Diverse Diskussionen hier hätten wir nicht gebraucht. Um 25 bis 40 Prozent, die noch immer auf der Kippe stehen. Oder welche Qualität der Dialog 2008 und 2009 nehmen soll. Diesmal war der Graben zwischen Debatten im Plenum - alle gaben sich überzeugt in den offiziellen Ansprachen - und hinter den Türen relativ stark.

d'Wort: Was ist aus Bali zu lernen?

Lucien Lux: Man muss den Rahmen der Gespräche in die Hände der 20 wichtigsten Länder geben. Diese sind für 80 Prozent der Emissionen auf der Welt verantwortlich. Die stehen unter Druck, wirklich dafür zu sorgen, dass hier etwas passiert. 190 Länder und 10.000 Delegierte zusammenbringen, das ist alles schön und gut. Doch wenn 2008 wirklich ein Frühling für Klimaschutz werden soll, dann muss das wirklich in die Hände dieser Länder kommen. Man muss jetzt auf hoher Ebene im kleinen Rahmen verhandeln.

d'Wort: Sehen Sie eine Annäherung/Sensibilisierung der Rolle der USA?

Lucien Lux: Zu den Amerikanern, es gehört jetzt wirklich endlich gewählt in Amerika. In diese Klimafrage wird mit einer Bush-Administration keine Bewegung kommen. Die reden etwas besser als noch in Buenos Aires. Die Sprache ist runder geworden, ich habe jeden Respekt für Paula Dobriansky, doch wir kommen nicht weiter. Wir werden sehen, ob sich ein neuer Präsident - ob Demokrat oder Republikaner - von der Aufbruchstimmung tragen lässt. Vielleicht lässt sich dann schon früher als 2012 etwas machen. Amerika wird Kioto nie ratifizieren. Also müssen wir ein neues Abkommen beschleunigen. Mit kleineren Gesprächen auf höherer Ebene.

d'Wort: Was überhaupt kann Luxemburg zu einem internationalen Klimaregime beitragen?

Lucien Lux: Wir haben in unserer EU-Präsidentschaft im Jahr 2005 schon einiges mitgeholfen, damals wurden die wichtigsten Entscheidungen genommen. Ich glaube, dass wir in der Rolle eines kleinen Landes auch immer eine Vermittlerrolle spielen und spielen werden. Es ist wichtig, dass wir reden können. Ich kann mich erinnern, dass mir Paula Dobriansky in Washington sagte, so kann nur ein Luxemburger mit mir reden. Dieses direkte Ansprechen ist wichtig, und natürlich sind wir auch in europäische Solidarität eingezogen. Wir sind auch ein Land, das einen Wohlstand hat und mit höherem Energieverbrauch. Wir müssen zeigen, dass wir national bereit sind, unsere Bürger, unsere Industrie, jedes Potential zu nutzen, um unseren Ausstoß von CO2 zu reduzieren. Das ist eine auch moralisch ethische Aufgabe, weil wir ja größtenteils Schuld am Klimawandel sind.

d'Wort: Wie erachten Sie die Rolle der Schwellenländer wie China und Indien hier in Bali?

Lucien Lux: Das Konvergenzmodell ist das einzig gerechte. Jeder Bürger hat die gleiche Menge an Ausstoß zugute. Doch weltweit liegt der Durchschnitt bei vier Tonnen pro Jahr. Wir liegen über 20. Die Chinesen liegen bei zwei Tonnen, Burkina Faso zum Vergleich bei nicht mal bei einer Tonne. Wir sind also weit weg von dieser idealen Welt. Das zeigt: Klimaschutz ist mehr. Es geht um weltweite Entwicklungszusammenarbeit, die Schonung von Ressourcen, Klimaschutz eben, Armut beheben. Früher waren das alles eigene Welten. Heute rückt alles zusammen. Bisher haben wir immer nur in Kriterien der Armut diskutiert. Jetzt kommt Wasser dazu, Energie und vieles mehr. Die nächsten Kriege werden nicht wegen Boden oder Gebieten geführt, sondern wegen Wasser, wegen Energie.

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