"Es gibt noch gute Nachrichten". Le ministre de l'Economie au sujet de la situation économique

Andreas Holpert: Wie steht es um die Luxemburger Wirtschaft zu Beginn dieses Jahres?

Jeannot Krecké: Wir haben den Einbruch vor allem in den exportabhängigen Sektoren zu spüren bekommen. Wir haben Schwierigkeiten in der Automobilindustrie und zum Teil in der Konstruktion, weil diese Bereiche auch im Ausland Probleme haben. Bestimmte Produkte z.B. Stahl oder Glas sind weniger gefragt. Es hat einen Schock gegeben, den andere Länder auch verkraften müssen. Ich denke aber, dass die Dramatik nachgelassen hat. Ich gehe derzeit verstärkt in die Betriebe, um ihnen den Rücken zu stärken und sie möglichst davon abzuhalten, gleich mit Entlassungen auf eine rückläufige Auftragslage zu reagieren.

Andreas Holpert: Kommt die Botschaft des Ministers an?

Jeannot Krecké: Ja, ich denke schon. Es gibt eine ganze Reihe von Unternehmen, die gar nicht daran denken, Leute zu entlassen und die noch gut funktionieren. Beispiele dafür ist die Firma Procap oder Tontarelli Lux, die ihre Aktivitäten sogar ausbauen wollen. Derzeit ist es allerdings in den Medien interessanter, Probleme darzustellen. Es gibt aber auch noch gute Nachrichten.

Andreas Holpert: Wie ist die Situation auf dem Luxemburger Binnenmarkt?

Jeannot Krecké: Der Konsum in Luxemburg hält sich, das Weihnachtsgeschäft ist ebenso wenig eingebrochen wie das Urlaubsgeschäft. Ich hoffe, dass sich auch das Automobilgeschäft halten kann. Es werden sicherlich andere Fahrzeuge gekauft, dagegen haben wir allerdings nichts einzuwenden. Im Handwerk müsste die Beschäftigungslage kein Problem darstellen, da die Regierung eine ganze Reihe von Projekten vorziehen wird. Wir wollen zudem Anregungen geben, dass die Bürger von sich aus energiesparende Maßnahmen ergreifen, was die Aktivitäten der Betriebe auch in der Großregion beleben kann.

Andreas Holpert: Und der Finanzplatz?

Jeannot Krecké: Wenn wir es schaffen, dass die Situation bei der BGL stabil bleibt und es im Fondsbereich nicht zu einem dramatischen Einbruch kommt, können wir die schwierige Phase verkraften. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Luxemburg weniger geschröpft wird als andere Länder, weil wir verschiedene Maßnahmen früher getroffen haben.

Andreas Holpert: Es mag gute Nachrichten geben aber Fakt ist, dass das Wachstum rapide nachlässt, die Arbeitslosigkeit steigt und letztlich die Steuereinnahmen sinken werden. Mit welchen Maßnahmen reagiert die Regierung?

Jeannot Krecké: Erstens werden Investitionen der öffentlichen Hand vorgezogen z.B. in Luxconnect. Auch die Post plant zusätzliche Investitionen. Wir verstärken die Innovationsförderung, es gibt eine Verbesserung im Bereich Kurzarbeit, Hilfestellung für Betriebe in Form von konkreten vom Staat initiierten Projekten. Es gibt Steuererleichterungen für Firmen, Prämien beim Kauf umweltfreundlicher Autos oder dem Kauf eines neuen Kühlschranks. Diese Maßnahmen können dazu führen, dass der Haushalt stärker belastet wird.

Andreas Holpert: Ist das zusammengefasst das Luxemburger Konjunkturpaket?

Jeannot Krecké: Zumindest ein wesentlicher Teil davon.

Andreas Holpert: Welches Volumen hat das Paket?

Jeannot Krecké: Ich habe etwas dagegen, mit irgendwelchen Summen um mich zu werfen. Es sind viele Einzelmaßnahmen, das lässt sich nicht in einem Total ausdrücken. Wir gehen gezielt vor und investieren so viel wie nötig.

Andreas Holpert: 2009 läuft die Vereinbarung der Tripartite zur Steuerung der automatischen Lohnanpassung aus. Muss angesichts der wirtschaftlichen Situation jetzt bereits über eine Verlängerung oder einen neuen Vertrag nachgedacht werden?

Jeannot Krecké: Wir haben einen Vertrag unterzeichnet, der bis Ende dieses Jahres läuft. Es ist schwer abzusehen, wie die Situation im Herbst bzw. Anfang 2010 sein wird. Dann wird Bilanz gezogen und neu entschieden. Wir können nicht schon im Januar entscheiden, was wir im Dezember machen werden. Aus heutiger Sicht steht der Wiedereinführung des Automatismus nichts entgegen.

Andreas Holpert: Der Wirtschaftsminister hat in den vergangenen Jahren versucht, die Luxemburger Wirtschaft zu diversifizieren. Welchen Stellenwert haben diese Anstrengungen vor dem Hintergrund der trüben Aussichten?

Jeannot Krecké: Der Schock hat einmal mehr deutlich gemacht, dass es nicht gut ist, wenn man nur von einem Sektor abhängt. Einige werden vielleicht noch einmal nachdenken, ob sie verschiedene Initiativen zur Ansiedlung neuer Betriebe, deren Aktivitäten hier und da eine Belastung darstellen könnten, nicht doch akzeptieren wollen. Es ist heute ein großer Kraftakt, neue Unternehmen anzuziehen. Auf dem Servierteller bekommt man nichts angeboten.

Andreas Holpert: Wo konnte Luxemburgs Wirtschaft erfolgreich diversifiziert werden?

Jeannot Krecké: Es gibt eine Reihe von Aktionsplänen z.B. Für die Logistik, oder im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie. Dazu gehört der Bau von Datencentern oder die Erweiterung des Glasfaserkabelnetzes. Für die Gesundheitstechnologie läuft ein Aktionsplan. Es bedarf jedoch noch einer Reihe von gesetzlichen Anpassungen. Es liegen ein ganze Reihe Anfragen vor, weil im Ausland erkannt wird, dass sich in Luxemburg etwas tut.

Andreas Holpert: Gerade der Transportsektor spürt die konjunkturelle Flaute. Ist die Logistikplattform in Luxemburg in Gefahr, schon vor dem eigentlichen Start zu scheitern?

Jeannot Krecké: Es gibt einen kleinen Rückschlag im Transport- und Logistiksektor. Für das Projekt besteht jedoch keine Gefahr, denn morgen ist die Krise vorbei, und dann muss man aufgestellt sein.

Andreas Holpert: Vor gut einem Jahr ging die neue Agentur LuxembourgforBusiness an den Start. Wie hat sich das neue Instrument entwickelt?

Jeannot Krecké: Gut. Das Wirtschaftsministerium hat eine Reihe seiner Initiativen der Agentur überlassen und verzichtet damit auf die eigene Darstellung. Das müssen andere auch machen. Außerdem kam insgesamt ein neuer Wind ins Haus.

Andreas Holpert: Im Sommer wird ein neues Parlament gewählt. Ist der alte auch der neue Wirtschaftsminister?

Jeannot Krecké: Dafür gibt es drei Voraussetzungen. Zuerst muss der Wähler entscheiden, dann die Partei und schließlich eine mögliche Koalition. Mir macht mein Job Spaß.

Dernière mise à jour