Le Premier ministre Jean-Claude Juncker au sujet de la crise financière et économique

Jakub Adamowicz: In welcher Funktion macht Ihnen die Entwicklung der Wirtschaft mehr Sorgen: Eurogruppe-Chef oder Premier?

Jean-Claude Juncker: Der Euroraum gerät wirtschaftlich immer stärker in Rezessionsgewässer. Dadurch wird die Reaktionsfähigkeit des Euroraums auf die Herrausforderungen, die durch die Wirtschafts- und Finanzkrise auf uns zukommen, geschwächt. Luxemburgs Nachbarländer befinden sich in Rezession. Die USA, auch ein wichtiger Handelspartner Luxemburgs, hat im Quartal 2008 einen Wirtschaftsrückgang von über sechs Prozent zu verzeichnen. Ich bin sehr besorgt als Eurogruppen-Chef und stark besorgt als luxemburgischer Premier.

Jakub Adamowicz: Teilen Sie die Befürchtungen vor der Aushöhlung des EU-Binnenmarktes?

Jean-Claude Juncker: Ich bin ein wenig verstimmt über die Intensität der Gipfel. Es wird der Gipfelstürmerei ein bisschen viel. Mir wäre konzentrierte Aktion lieber als Gipfelaktivismus. Die Thematisierung der Einhaltung der Binnenmarkt-Regeln und der Ablehnung protektionistischer Maßnahmen innerhalb der EU ist richtig. Ich bin aber weniger besorgt als andere, dass kleine Länder unter möglichen Abschottungstendenzen großer Länder leiden könnten. In Luxemburg verfügen wir über rund 30 Automobilzulieferfirmen. Es wäre nicht mit dem Binnenmarkt vereinbar, wenn diese Firmen etwa vom französischen Markt fern gehalten werden sollten. Wir würden uns im Falle eines solchen Szenarios dagegen wehren.

Jakub Adamowicz: Mildert die Währungsunion die Auswirkungen der Krise?

Jean-Claude Juncker: Alle Euro-Länder leiden unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Es stellt sich jedoch heraus, dass die Staaten im Euroraum der Krise relativ besser widerstehen als EU-Länder, die sich nicht im Eurogebiet befinden. Das ist für Euro-Befürworter keine Überraschung. Bei stürmischer See ist es besser, im Steuerhaus eines großen Tankers zu stehen, als geduckt in einem nationalen Währungsschlauchboot dem Meer ausgesetzt zu sein.

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