"Verkehrssicherheit und Umweltgedanken". Le ministre du Développement durable et des Infrastructures Claude Wiseler au sujet du transport

Luxemburger Wort: Die Regierung strebt für das Jahr 2020 den sogenannten "Modal Split 75/25" an, was bedeutet, dass ein Viertel aller Transportbewegungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt werden soll. Welche Investitionen und Infrastrukturen bedingt dieses Konzept?

Claude Wiseler: Den Modal Split kann man nur umsetzen, wenn man den öffentlichen Transport attraktiv gestaltet. Einerseits brauchen wir dazu moderne Umsteigeplattformen, wo man schnell und bequem von einem Transportmittel in ein anderes umsteigen kann und beispielsweise auch Park&Ride-Parkplätze, die in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Ich denke da etwa an die Bahnhöfe Luxemburg, Ettelbrück oder die neu zu errichtenden "Gares peripheriques" rund um die Hauptstadt. Als zweites Element sehe ich die Priorisierung des öffentlichen Transportes auf viel befahrenen Einfallstraßen, auch wenn diese Maßnahmen in der praktischen Umsetzung nicht immer auf die größte Zustimmung stoßen, weil notgedrungen Fahrspuren oder Abstellplätze wegfallen.

Luxemburger Wort: Welche Projekte werden Sie in nächster Zeit umsetzen?

Claude Wiseler: Prioritär müssen wir die großen Zentren des Landes - Nordstad, Luxemburg und Belval - miteinander verbinden. Die Fertigstellung der Nordstraße und der Bau der "Liaison Micheville" in Esch/Alzette scheinen mir logisch, will man den wirtschaftlichen Entwicklungen des Landes Rechnung tragen. Zudem müssen wir die neuen Entwicklungszentren wie den "Ban de Gasperich" und Cessingen straßentechnisch erschließen. Aus budgetären Gründen werden wir allerdings in naher Zukunft die Notwendigkeit und den Nutzen aller Projekte eingehend prüfen müssen.

Luxemburger Wort: Wie steht es um die geplante Trambahn?

Claude Wiseler: Für mich ist die Tram ein Bestandteil des Mobilitätskonzeptes, weil sie uns erlaubt, die großen Mengen von Pendlern, die wir über die Schiene nach Luxemburg transportieren wollen, auch binnen kurzer Zeit innerhalb der Hauptstadt an ihren Arbeitsplatz zu bringen. Die Tram macht als Teil eines Ganzen durchaus Sinn.

Luxemburger Wort: Fest installierte Radargeräte sollen 2012 in Betrieb gehen. Welches Gefühl hat man als Minister, wenn man eine solch "unpopuläre" Maßnahme umsetzen muss?

Claude Wiseler: Ist sie denn unpopulär? Wir wollen ja keine "Radarfallen". Wir informieren die Automobilisten in aller Offenheit über die Standorte der Geräte. Es geht um die Absicherung unserer Straßen und um weniger Tote und Verletzte, nichl um Einnahmen. Sollte das unpopulär sein, würde auch das mich nicht stören, wenn ich im Gegenzug menschliches Leid verhindern kann. Und davon bin ich überzeugt. Im Übrigen stehen die Geräte im Regierungsprogramm, haben also eine breite Zustimmung gefunden.

Luxemburger Wort: Wie muss man sich das angekündigte Sicherheitsaudit des Straßennetzes vorstellen?

Claude Wiseler: Für die N 7 (Nordstraße, ab Friedhof in Richtung Norden) haber wir die Unfälle der vergangener zehn Jahre untersucht und Lösungen ausgearbeitet. Ich denke da an den Verteilerkreis auf "Schinker". Mit der N11 (Echternacher Strecke) sind wir mit der Analyse noch nicht fertig, dennoch sind bauliche Maßnahmen mit der Entschärfung der Kreuzung in Höhe von Bech/ Consdorf schon im Gange. Begradigungen, neue Beleuchtungen, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Straßenmarkierungen sind weitere Mittel, die wir dort wo nötig anwenden werden.

Luxemburger Wort: Wie stehen Sie zum geforderten Ausbau der N 7 auf vier Fahrspuren?

Claude Wiseler: Sollte die demografische und verkehrstechnische Entwicklung im Landesnorden einen Ausbau sinnvoll erscheinen lassen, wollen wir uns diesbezüglichen Überlegungen nicht verschließen. Einstweilen hat die Sicherheit auf dieser Strecke Vorrang.

Luxemburger Wort: Was hat Sie zur angekündigten Kampagne für die sogenannten "schwächeren" Verkehrsteilnehmer bewogen?

Claude Wiseler: Wir haben unter den Verkehrstoten des vorigen Jahres einen überdurchschnittlichen Prozentsatz an Fahrradfahrern und Fußgängern festgestellt und wollen das Verantwortungsgefühl der Autofahrer ihnen gegenüber stärken. Zudem wollen wir die Straßenverkehrsordnung wo nötig an den zunehmenden Fahrradverkehr anpassen. Regelwerke sollten intuitiv verständlich sein und veränderten Realitäten angepasst werden.

Luxemburger Wort: Konzentriert man sich bei der staatlichen Förderung abgasarmer Autos nicht zu sehr auf Kohlendioxid? Wie steht es mit Stickoxiden und Feinstaubemissionen?

Claude Wiseler: Bei den Rußpartikeln ist es so, dass 83,1 Prozent der 2009 zugelassenen Dieselfahrzeuge weniger als fünf Milligramm pro Kilometer ausstoßen, ihre Abgase also wirksam gereinigt werden. Bei den CO2-Emissionen ist der Handlungsbedarf noch weitaus größer, weshalb wir uns vorerst auf das Haupttreibhausgas Kohlendioxid konzentrieren.

Luxemburger Wort: Bei allen Vorbehalten, haben die Luxemburger Instanzen schon ernsthaft über Pilotprojekte zur Förderung der Elektromobilität nachgedacht?

Claude Wiseler: Derzeit ist kein größeres konkretes Projekt in der Realisierung. Wir sind uns aber auch bewusst, dass die Elektromobilität eine der wesentlichen Fragen der Zukunft sein wird. Sicher ist ja wohl auch, dass sie zumindest Europa eine andere Abhängigkeit von Energierohstoffen verschaffen wird, als dies aktuell der Fall ist. Auch wirtschaftlich tun sich mit ihr neue Möglichkeiten auf. Aus diesen Gründen behalten wir das Thema im Auge und ich kann mir sehr wohl eine Reihe Projekte vorstellen. Zudem läuft die Entwicklung in diesem Bereich ja rasend schnell.

Luxemburger Wort: Was sind Ihre Erwartungen an das Autofestival?

Claude Wiseler: Zusammen mit den beiden Händlervereinigungen haben wir mit den staatlichen Förderprämien wichtige Weichen gestellt.

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