"Spaß bedingt Sicherheit", Claude Wiseler au sujet du festival de l'auto, du transport public et des voitures électriques

Teddy Jaans: Herr Minister, Sie sind für Umwelt und Verkehr gleichermaßen zuständig. Was erwarten Sie sich von einem Autofestival?

Claude Wiseler: Nun, einerseits ist das Ereignis nicht nur für die Branche ein wichtiger Indikator für die Wirtschaftslage und dementsprechend wünsche ich ihr viel Erfolg. Andererseits hoffe ich als Nachhaltigkeitsminister, dass die Käufer sich für möglichst saubere Fahrzeuge oder sogar Elektroautos entscheiden werden. Wir versuchen bekanntlich auch dieses Jahr, mit Förderprämien die Käufer in diese Richtung zu beeinflussen.

Teddy Jaans: Stichwort Elektroauto: Kann das Stromfahrzeug eine Alternative zu den bestehenden Technologien darstellen?

Claude Wiseler: Schon heute entspricht die Elektromobilität besonders in einem kleinen Land wie Luxemburg mit kurzen Wegen vielen Bedürfnissen, auch wenn sie noch nicht alles kann. Deshalb glauben wir daran und haben die staatlichen Förderprämien angehoben.

Teddy Jaans: Wie sieht es mit den dazugehörigen Infrastrukturen und Ladestationen aus?

Claude Wiseler: Wir sind mit dem "Centre de recherche public Henri Tudor" und dem Wirtschaftsministerium dabei, entsprechende Modelle zu entwickeln und ich bin überzeugt, dass künftig beim Bau von öffentlichen und auch privaten Parkplätzen mehr und mehr Ladestationen vorgesehen werden. Zusammen mit dem "Fonds du Kirchberg" haben wir entsprechende Pläne für das moderne Viertel in Arbeit.

Teddy Jaans: Ist es nicht sonderbar, dass man einerseits die klassische Glühbirne verbietet und andererseits die Elektromobilität als emissionsfrei anpreist?

Claude Wiseler: Es geht unter dem Strich ja darum, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Ich denke, wenn die Elektromobilität sich erst einmal etabliert hat, wird man auch diejenigen Stromer begünstigen, die am effizientesten unterwegs sind.

Teddy Jaans: Wären höhere Kraftstoffsteuern nicht etwa besser als die aktuelle CO2-Steuer geeignet, Vielfahrer sozusagen nach dem Prinzip des "pollueur-payeur" zur Kasse zu bitten?

Claude Wiseler: Das bestehende Modell war bei seiner Einführung viel diskutiert. Ich glaube aber, dass es ein probates Mittel ist, die Automobilisten zu beeinflussen und sehe keinen Handlungsbedarf. Der Käufer hat ja immer die Möglichkeit, sich zu informieren, wieviel Steuern je nach Ausstoß zu zahlen sind, bevor er sich ein Fahrzeug anschafft.

Teddy Jaans: Ist die Tram noch immer aktuell?

Claude Wiseler: Für mich ein ganz klares "Ja". Allerdings nicht als solitäre Maßnahme, sondern als Bestandteil eines Gesamtkonzepts. Die Tram hilft innerhalb einer reorganisierten Struktur dank ihrer hohen Kapazitäten, viele Menschen schnell von A nach B zu transportieren. Innerhalb eines kohärenten Transportsystems müssten beispielsweise viele Autobusse nicht mehr bis in die Stadtzentren hineinfahren, wo sie vielbefahrene Achsen zusätzlich belasten. Wenn ich mir im übrigen die aktuellen Bewegungen in der Hauptstadt ansehe, stelle ich leider auch viel Transitverkehr fest, den es gilt, mit neuen Straßenverbindungen herauszubekommen. Nur so lässt sich Platz für zusätzliche Transportmittel gewinnen.

Teddy Jaans: Wie stehen Sie zu den tagsüber nur spärlich besetzten Bussen?

Claude Wiseler: Es ist so, dass wir mit den Bussen morgens und abends am Limit der Kapazitäten angekommen sind. Fahrer und Busse stehen notgedrungen den restlichen Tag zur Verfügung. Nun wäre es aber wirtschaftlicher Unsinn, sie irgendwo den Feierabendverkehr abwarten zu lassen. Also setzen wir sie ein, um tagsüber ein komplettes öffentliches Transportangebot anzubieten. Noch unsinniger wäre es wie auch schon gefordert -, dafür kleinere Busse einzusetzen, da man diese zusätzlich zu den bestehenden Fahrzeugen anschaffen müsste.

Teddy Jaans: Entsprechen die Straßen des Landes den Anforderungen? Stichwort A3.

Claude Wiseler: Derzeit tätigt der Staat wohl mehr Investitionen im öffentlichen Transportbereich als im Straßenbau: Doch selbst mit dem Modal Split 75/25 würden immer noch 75 Prozent der Bewegungen vom Individualverkehr abgedeckt und dementsprechend ist es unsere Aufgabe, ein ausreichend leistungsfähiges und sicheres Straßennetz zur Verfügung zu stellen. Aus Sicherheitsgründen steht der dreispurige Ausbau der A3 zwischen der Aire de Berchem und der Croix de Gasperich ganz oben auf der Prioritätenliste. Positiv sehe ich die trotz stetig wachsenden Verkahrsaufkommens "relativ" niedrige Zahl von Verkehrsopfern. Wir sind permanent gefordert, dafür zu sorgen, dass so wenig wie möglich Menschen im Straßenverkehr zu Schaden kommen, weshalb wir ganz besonders Raserei und Alkohol am Steuer konsequent den Kampf angesagt haben. Besonders in diesen präzisen Punkten haben wir den Strafpunktekatalog kürzlich verschärft.

Teddy Jaans: Wie steht es um die fest installierten Radarmessgeräte?

Claude Wiseler: Eine Firma ist aktuell damit beschäftigt, das Lastenheft auszuarbeiten. Schwierig gestaltet sich bisweilen die Handhabung der informatischen Daten. Wann die Geräte installiert werden, darüber möchte ich keine konkreten Aussagen machen.

Teddy Jaans: Autofahren bereite vielen Menschen nach wie vor Spaß, so eine ihrer rezenten Aussagen. Was tun Sie, um den Luxemburgern diesen Spaß zu erhalten?

Claude Wiseler: Der Spaß kann nur als solcher empfunden werden, wenn die Sicherheit gewährleistet ist. Daher versuche ich, meinen Obulus mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu leisten, indem ich Gefahrenpunkte aus der Welt schaffe. Darüber hinaus will ich nochmals eine Lanze für den öffentlichen Transport brechen. Dieser schadet - davon bin ich überzeugt der Autobranche nicht, denn die Menschen kaufen auch dann noch ein Fahrzeug, wenn sie den täglichen Berufspendelverkehr mit Bus und Bahn absolvieren können. Der morgendliche Stau bereitet im Gegensatz zur individuellen Freiheit wohl kaum jemandem Spaß.

Teddy Jaans: Werden Sie zu den Festivalbesuchern zählen?

Claude Wiseler: Hätte ich derzeit Bedarf, würde ich die Gelegenheit nutzen. Da dies jedoch nicht der Fall ist und mein Terminkalender gut gefüllt, sehe ich mich eher nicht unter den Besuchern.

Dernière mise à jour