Claude Meisch in Bezug auf die Wichtigkeit des Schulsports

"Freude an der Bewegung vermitteln"

Interview: Joe Turmes

Luxemburger Wort: Politiker werden nicht müde zu betonen, wie wichtig Schulsport ist. Trotzdem sind die Sportlehrer oft der Auffassung, dass ihr Fach nicht die nötige Anzahl an Stunden besitzt. Wie bewertet Bildungsminister Claude Meisch die Situation? Das Luxemburger Wort hat sich mit ihm unterhalten. Der 42 -Jährige machte klar und deutlich, dass es nicht mehr Sportstunden geben wird. Er äußerte sich über...

  • den Stellenwert des Sports:

Claude Meisch: Der Mensch muss sich bewegen. Wir sitzen allerdings permanent. Nicht nur Berufstätige, die administrative Arbeit erledigen, sondern auch die Schüler verbringen viele Stunden, ohne körperlich aktiv zu sein. Sport ist wichtig, um dieser fehlenden Bewegung entgegenzuwirken.

  • die Ziele der Sportstunden:

Claude Meisch: Die Sportstunden sollen den Kindern und Jugendlichen zunächst einmal Freude an der Bewegung vermitteln. Es ist nicht gut, wenn sich die Schüler in den Sport- oder Schwimmunterricht schleppen. Es ist in meinen Augen nicht unbedingt wichtig, dass sie die Regeln aller Sportarten kennen. Sie sollen vielmehr Spaß haben und ihren Bewegungsdrang dann auch in den Pausen ausleben. Die Schulhöfe müssen so ausgerichtet sein, dass man körperlich aktiv sein kann. Die Sportstunden sind aber nicht nur wichtig im Hinblick auf den Bewegungsdrang. Die Kinder und Jugendlichen lernen auch auf ihre Hygiene und Gesundheit zu achten.

  • Sport außerhalb der Schulstunden:

Claude Meisch: Es steht heutzutage eigentlich genügend Zeit zur Verfügung, um den Kindern Freude am Sport zu vermitteln. Nach der Schule sind sie ja oft in Betreuungsstrukturen. Auch in diesen muss darauf geachtet werden, dass sie aktiv sind. Es wäre nicht gut, wenn sie dort wieder zu lange herumsitzen. Es liegt mir am Herzen, dass wir die Betreuungsstrukturen wie die "Maisons relais" und die Sportvereine wieder besser miteinander verbinden. Kinder, die Sport treiben, lernen nämlich automatisch, wie wichtig Fair Play oder Teamgeist sind. Diese Werte benötigen sie auch im Leben.

  • mehr Sportstunden:

Claude Meisch: Wenn ich mehr Sportstunden haben will, dann muss ich einem anderen Fach Stunden wegnehmen. Dies will jedoch auch keiner. Es bliebe also nur die Möglichkeit, dass die Schulzeiten ausgedehnt würden. Dies habe ich allerdings noch keinen Lehrer fordern gehört. Deshalb denke ich, dass eine Änderung in Bezug auf die Anzahl der Stunden wenig Sinn macht. Man muss allerdings dafür sorgen, dass in unmittelbarer Nähe zur Schule Infrastrukturen vorhanden sind. Es ist nicht ideal, wenn die Schüler lange im Bus sitzen müssen, ehe sie überhaupt Sport treiben können.

  • Jugendliche, die Sportlehrer werden wollen:

Claude Meisch: Es ist wichtig, etwas zu studieren, das einen erfüllt. Andererseits sollten die Schüler auch darauf achten, dass ihr Lebensprojekt realistisch ist. Es ist leider so, dass es zurzeit zu viele Sportlehrer gibt und viele von ihnen keine Stelle finden. Man sollte also genau abwägen, ob man Sport studieren will. Nach einem solchen Studium muss man allerdings auch nicht unbedingt Lehrer werden. Es gibt auch andere Möglichkeiten, die leider in Luxemburg seltener als im Ausland vorhanden sind.

  • sein persönliches Interesse am Sport:

Claude Meisch: Der Sport ermöglicht es mir, mit anderen Menschen schöne Stunden zu verbringen. Wenn ich also nach Differdingen zu einer Fußballbegegnung gehe, dann auch, weil ich mich dort austauschen kann. Oft bin ich auch im Schwimmbad anzutreffen, da mein Sohn im Differdinger Verein aktiv ist. Ich versuche ebenfalls, sollte es zeitlich möglich sein, selbst Sport zu treiben. Ich greife dann zu den Laufschuhen. Auch ein Minister fühlt sich besser, nachdem er sportlich aktiv war.

  • Anzahl der Sportstunden:

Nicht mehr als drei pro Woche. In der Grundschule haben die Kinder im Zyklus zwei drei, im Zyklus drei ebenfalls drei und im Zyklus vier nur noch zwei Sportstunden auf ihrem Programm stehen. In der ersten Klasse der Sekundarstufe (7e) sind es zwar dann wieder drei, in den folgenden Klassen des "enseignement classique" beziehungsweise "enseignement technique" sind es jedoch nur noch höchstens zwei.

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