Interview von François Bausch mit dem tageblatt

"Luxemburg fit für die Zukunft machen"

Interview : Tageblatt

Tageblatt : Was ist der Stellenwert der Bahn im Luxemburger Transportwesen? 

François Bausch: Vor 44 Jahren, als ich mich bei der CFL bewarb, sagte man mir, ich sei verrückt. Damals glaubte man nicht mehr an die Schiene als Transportmittel. Es wurde auf den Straßenverkehr gesetzt. In diesem Zusammenhang sollte die sogenannte Nordstrecke geschlossen werden. Es ist dem Einsatz des CFL-Personals zu verdanken, dass dies nicht passiert ist. Im Vergleich zu 1973 hat sich die Lage aber erheblich verbessert. Inzwischen hat man begriffen, dass der Schienenverkehr eine der Säulen, der modernen multimodalen Verkehrspolitik ist. Da man aber während Jahrzehnten dieses Transportmittel vernachlässigt hatte, waren große Investitionen notwendig, nur um das Luxemburger Schienennetz am Leben zu erhalten. In den 1980ern waren viele Stellwerke noch mechanisch. Seit 2003 steckt die Regierung viel Geld in den Schienenverkehr. Bis 2023 sollen die Investitionen weiter steigen. Es geht darum, die CFL zu positionieren, auch auf internationaler Ebene. Bei der "neuen Mobilität" spielt der Schienenverkehr eine wichtige Rolle. Die EU kritisiert immer, dass nicht genug in die Schiene investiert wird. In Luxemburg ist das nicht der Fall. 

Tageblatt: Bis 2023 werden 3,8 Milliarden investiert. Und wie sieht es danach aus? 

François Bausch: Das Geld wird teilweise dazu verwendet, den Rückstand wettzumachen. Es ist kein Vorwurf, aber dieser Kraftakt hätte früher kommen müssen. Es geht aber auch darum, Luxemburg fit für die Zukunft zu machen. Hierzulande werden jährlich weit mehr als 10.000 neue Jobs geschaffen. Die Zahl der Grenzgänger steigt. Die Bevölkerung wächst. Die Herausforderungen werden nicht weniger. Im April oder Mai werde ich deshalb meine weiteren Vorstellungen für den Verkehr bekannt machen. Es geht nämlich nicht nur um die Schiene. Ich möchte den multimodalen Verkehr fördern. Dazu gehört der Straßenverkehr, aber auch der Radverkehr bzw. andere innovative Verkehrsmittel. Alles soll harmonisch zusammenfunktionieren und so ein effizientes Verkehrsnetz bilden. Es geht darum, in Zukunft Engpässe zu vermeiden und den Verkehr fließend zu halten. In diesem Zusammenhang ist es ebenfalls möglich, das Luxemburger Netz via sogenannte "contrats de service public" auf das nahe Ausland zu erweitern. 

Tageblatt: Heute wurde viel über den Personentransport geredet. Luxemburg will ja bekanntlich ein internationales Logistikzentrum werden. Wie sieht es aber mit dem Gütertransport aus? 

François Bausch: Auch hier spielt der Schienenverkehr eine zentrale Rolle. Unsere Nachbarn setzten da auf die "XXL-Lastwagen". Das tue ich nicht. Wir sind ein Transitland. Ökonomisch haben wir davon aber nichts, außer durch die Einnahmen der Tankstellen. Diese werden aber weniger. Durch die Schaffung von speziellen Hubs, wo sich die verschiedenen Transportmittel treffen, entsteht eine neue wirtschaftliche Lücke. Auch hier ist das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Transportmitteln wichtig. Deshalb bauen wir die Autobahn nach Bettemburg aus, um mehr Lkws auf die Züge zu bekommen. 

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