Interview mit Eric Thill im Tageblatt 4 Fragen an Eric Thill

Interview: Tageblatt

Tageblatt: Die Haushalte stehen in allen Staaten der EU zurzeit im Zeichen massiver Budgetkürzungen. Wie steht es gerade um den Kulturetat in Luxemburg?

Eric Thill: Ich bin sehr stolz, dass das bei uns in Luxemburg nicht der Fall ist. Es steht fest, dass wir bei der Filmförderung nichts kürzen müssen. Wir hatten letztes Jahr eine Steigerung von über 10 Prozent bei der Filmförderung. Man muss allerdings zugeben, dass wir jetzt noch einmal andere Zeiten haben, als vor einigen Monaten - mit der Wiederwahl von Donald Trump und seinen neuen NATO-Zielen, die man jetzt kennt. Wir müssen also die Dinge ganz realistisch sehen. Aber es ist für mich wie auch für die ganze Luxemburger Regierung ganz klar, dass bei der Kultur nicht gespart wird. Das wird auch 2026 gelten. Es wäre für die Gesellschaft eine absolute Katastrophe, wenn man gerade in diesen schwierigen Zeiten an der Kultur sparen würde.

Tageblatt: Warum ist besonders die Kinokultur so wichtig?

Eric Thill: Film erzählt Geschichten, er weckt Emotionen und man kann sich über den Film in andere Welten hineinversetzen. Kino kann verschiedenste Themen ansprechen, hinterfragen und kann auch kritisch kommentieren. Es ist gerade in diesen Zeiten sehr wichtig, die Leute zusammenzubringen und zu informieren.

Tageblatt: Jetzt würden Ihnen da manche Filmemacher erwidern: Das stimmt zwar alles, aber ich als Filmemacher bin ein unabhängiger Künstler und möchte machen können, was ich will. Mein Film soll nicht auf eine Funktion reduziert werden, auch wenn es eine gute und notwendige Funktion ist.

Eric Thill: Absolut! Es liegt nicht an der Politik und am Kulturminister, zu definieren, was jetzt wichtig ist und was gemacht werden soll oder nicht. Da hält sich die Politik ganz klar raus. Als Kulturminister ist es meine Aufgabe, eine Struktur zu schaffen, in der sich die kreativen kulturellen Köpfe unseres Landes frei bewegen können und das sagen und machen können, was sie für richtig halten. Damit formen sie eine Gesellschaft und bin den alle Bürger ein - viele Menschen sehen Kultur ja als eine Informationsquelle, in der sie sich auch repräsentiert fühlen.

Tageblatt: Film ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Er kostet scheinbar mehr Geld als andere Künste - welche Rolle spielt für Sie der wirtschaftliche Aspekt und wie bringen Sie das in die Balance?

Eric Thill: Ich bin kein Freund davon, Film gegen andere Künste auszuspielen. Das macht keinen Sinn. Mir ist es wichtig, dass jede Sparte unserer sehr diversen Kultur anständig finanziell unterstützt wird. Daran arbeiten wir. Es ist eine Herausforderung, es so hinzubekommen, dass beim Film jeder anständig davon leben kann. Auch in Zukunft.

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THILL Eric

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