Tagung „David und Goliath – Die Anbindung des Großherzogtums Luxemburg an den Deutschen Zollverein (1842-1918)“

©Collection Fernand Gonderinger, Buschdorf
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Es steht außer Frage, dass der Zeitraum zwischen 1842 und 1918 ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte Luxemburgs darstellt. 1842, vor etwas mehr als 175 Jahren, trat das Großherzogtum dem Deutschen Zollverein bei. 1918, vor genau 100 Jahren, zog sich Luxemburg aus dieser Zollunion zurück, die sich in Hinblick auf seine wirtschaftliche Entwicklung als äußerst vorteilhaft erwiesen hatte. Das Luxemburger Nationalarchiv nimmt diese zwei Jubiläen zum Anlass, um sich tiefgehender mit dieser Epoche auseinanderzusetzen. Auf diese Weise soll zu einem besseren Verständnis der Vergangenheit Luxemburgs beigetragen werden, vor allem auch, weil die Geschichtsforschung in Sachen Zollverein zum Zeitpunkt von Luxemburgs Austritt, unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkrieges, zum Stillstand kam.

Das Luxemburger Nationalarchiv lädt alle Interessenten dazu ein, neben der Ausstellung „Halt! Douane – Lëtzebuerg am Däitschen Zollveräin“ auch die Tagung „David und Goliath – Die Anbindung des Großherzogtums Luxemburg an den Deutschen Zollverein (1842-1918)“ zu besuchen, die in Zusammenarbeit mit der Luxemburger Handelskammer und dem Musée Dräi Eechelen vom 18. bis zum 20. April 2018 stattfinden wird.

Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung zur Tagung am 18. April um 18.30 Uhr in der Luxemburger Handelskammer wird der Präsident der Handelskammer, Michel Wurth, sich in seiner Ansprache mit der Bedeutung des Beitritts Luxemburgs zum Deutschen Zollverein und den Auswirkungen dieses wirtschaftlichen Zusammenschlusses auf die Entwicklung der Industrie und Wirtschaft Luxemburgs auseinandersetzen. Der Staatssekretär für Kultur, Guy Arendt, wird an dieser Abendveranstaltung teilnehmen.

Die Tagung „David und Goliath“ findet vom 19. bis 20. April im Musée Dräi Eechelen statt. Während zwei Tagen werden 15 nationale und internationale Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Recherchen zu ganz unterschiedlichen Fragestellungen den Zollverein betreffend präsentieren. Was erwartet die Zuhörer? Zwei deutsche Historiker werden einen Überblick über den aktuellen Stand der deutschen Geschichtsforschung zum Thema Zollverein geben und sich mit der Rolle der Luxemburger Verwaltungsbehörden auseinandersetzen. In einem Vortrag zu den Zollvertragspartnern Liechtensteins und in einem Vortrag zur Geschichte des Zollwesens in Elsass-Lothringen nach der Annexion an das Deutsche Reich werden Gemeinsamkeiten und Diskrepanzen in der Entwicklung dieser Territorien und Luxemburgs untersucht. Diese Gebiete waren aufgrund ihrer Kleinflächigkeit wohl oder übel gezwungen, einen Ausweg aus ihrer Isolation zu finden. Auch das Kuriosum von Neutral-Moresnet wird in einem Beitrag erörtert werden.

Die luxemburgischen Redner/-innen werden sich mit ganz unterschiedlichen Thematiken auseinandersetzen: dies zeigt, dass die ein Dreivierteljahrhundert andauernde Zugehörigkeit Luxemburgs zum Deutschen Zollverein sich nicht nur ausschließlich auf das luxemburgische Wirtschafts- und Steuerwesen ausgewirkt hat. Welchen Standpunkt vertrat die Luxemburger Bevölkerung in den Jahren 1839 bis 1842 in Hinblick auf einen möglichen Beitritt Luxemburgs zum Deutschen Zollverein? Dieser Frage wird sowohl in einem Vortrag über eine im Jahre 1840 bei einer Vielzahl von Fabrikanten und Gewerbetreibenden durchgeführten Umfrage als auch in einem Vortrag über die Institutionalisierung der Luxemburger Handelskammer 1841 nachgegangen werden. In drei weiteren Vorträgen wird sich darüber hinaus mit der Position der Luxemburger Hüttenbesitzer und der Entwicklung des Weinbaus und des Brauereigewerbes zum Zeitpunkt der Mitgliedschaft Luxemburgs im Zollverein befasst werden.

Auch kultur-, sozial- und gesellschaftsgeschichtliche Themengebiete werden angeschnitten: Inwiefern hat die Zollunion die historische Entwicklung von Kollektivverträgen in Luxemburg und die Patentgesetzgebung geprägt? Welchen Einfluss übte die deutsche Bau- und Gestaltungsweise auf die Architektur des Großherzogtums aus? Wie wurde der Zollverein in der luxemburgischen Satirepresse, vor allem in der Zeitschrift D´Wäschfra, rezipiert? Ohne Anspruch auf eine thematische Erschöpfung erheben zu wollen, zielt die Tagung darauf verschiedene, sowohl durch populärwissenschaftliche als auch durch Fachliteratur verbreitete Klischees zu hinterfragen – wie zum Beispiel die immer wieder gern tradierte Behauptung, dass der wirtschaftliche Aufstieg des Großherzogtums weitestgehend seiner Mitgliedschaft im Zollverein geschuldet sei. War diese tatsächlich der Auslöser eines wirtschaftlichen Aufschwungs in Luxemburg oder schuf sie lediglich jene Rahmenbedingungen, die zur Entstehung und zum Wachstum von Unternehmen führten und somit eine Industrierevolution ermöglichten? War die Wirtschafts- und Handelsbilanz tatsächlich derart segensreich, wie immerzu behauptet wird?

Die Tagung richtet sich an all diejenigen, die ein besseres Verständnis der Geschichte Luxemburgs, des Ursprungs seines Wohlstandes und seines kosmopolitischen Charakters erlangen wollen. Die Vorträge werden in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht.

Die Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung in der Handelskammer sowie an der Tagung im Musée Dräi Eechelen ist kostenlos. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Plätzen, bittet das Nationalarchiv um eine Anmeldung über relations.publiques@an.etat.lu oder +352 247-86692. Für die Teilnahme an den Mittagessen ist die Anmeldung obligatorisch.

Tagung „David und Goliath. Die Anbindung des Großherzogtums Luxemburg an den Deutschen Zollverein (1842-1918)“ Eröffnungsveranstaltung: 18. April 2018 um 18.30 Uhr in der Luxemburger Handelskammer
Tagung: 19. April 2018 (9 Uhr-16 Uhr) und 20. April 2018 (9 Uhr-12 Uhr) im Musée Dräi Eechelen
Sprachen: Deutsch und Französisch
Kostenlose Anmeldung: + 352 247-86692 oder relations.publiques@an.etat.lu
Tagungsprogramm: www.anlux.lu

Pressemitteilung des Luxemburger Nationalarchivs

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