Fuchs in Kehlen: Laborbericht liegt vor

Am 5. November 2021 wurde in Kehlen eine Person von einem Fuchs gebissen. Es stellte sich heraus, dass dies bereits der dritte Vorfall innerhalb weniger Wochen gewesen war. Daraufhin wurde seitens der Naturverwaltung entschieden, das entsprechende Tier umgehend aus dem Gebiet zu entnehmen. Hierfür stellte die Naturverwaltung am 7. November eine Falle in unmittelbarer Nähe des Ortes des dritten Bissvorfalls auf. Da Füchse territorial sind, sollte auf diese Weise sichergestellt werden, das richtige Tier zu fangen.

Graphik Fuchsbandwurm 2001-2020
Graphik Fuchsbandwurm 2001-2020

Am 10. November ging der Fuchs in die Falle. Er wurde erschossen und am 11. November ins Labor der Veterinärverwaltung gebracht. Um das Tier auf Wildtollwut und auf Staupe (eine Krankheit, die auch nicht geimpfte Hunde befallen kann) zu untersuchen, wurden im Labor Proben entnommen und erste Analysen ergaben negative Resultate. Zur Bestätigung dieser Resultate wurden die Proben in ausländische Referenzlaboratorien geschickt welche die negativen Resultate bestätigt haben. Die Resultate wurden am 18. November von der Veterinärverwaltung an die Naturverwaltung mitgeteilt. Der Fuchs aus Kehlen hatte also weder Wildtollwut noch Staupe.

Es handelte sich bei den Vorfällen in Kehlen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um ein Einzeltier. Eine mögliche Erklärung für das außergewöhnliche Verhalten des Tieres ist, dass es regelmäßig von Menschenhand gefüttert worden ist, Menschen mit Nahrung in Verbindung brachte und diese Nahrung dann auch mit Verhaltensauffälligkeiten, bis hin zum Beißen von Menschen einforderte. Allerdings sei bemerkt, dass es ein Fehler wäre, von einem einzelnen Individuum auf die Gesamtpopulation zu schliessen. Genauso wie beim Menschen, ist dies auch beim Fuchs nicht angebracht.

Hintergrundinformationen zum Fuchs

Füchse in Dörfern und Städten

Füchse leben seit Jahrzehnten in Siedlungen und Großstädten Europas. Auch andere Arten wie diverse Vogelarten (Meisen, Amsel, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, usw.), und Säugetiere wie der Igel, der Steinmarder, das Eichhörnchen und neuerdings auch der Waschbär und sogar das Wildschwein haben vom Menschen gebaute und bewohnte Siedlungen, auch in Luxemburg, in ihre Streifgebiete mit einbezogen, da sie dort ausgiebig Nahrung und Unterschlüpfe finden, sowie im Falle der Vögel auch Nistmöglichkeiten.

Die Anwesenheit von Füchsen und diversen anderen Wildtieren in Dörfern und Städten ist also etwas völlig Normales. Prinzipiell läuft diese Koexistenz auch relativ problemlos ab. Wichtig ist dabei, dass diese Tiere Wildtiere bleiben und sich nicht allzu sehr an den Menschen gewöhnen. In diesem Kontext ist darauf zu achten, dass Wildtiere nicht gefüttert werden, um den Menschen nicht mit Nahrung in Verbindung zu bringen. Man sollte also auf keinen Fall bewusst Futter für Füchse, Waschbären und Co. auslegen, und auch aufpassen, dass man nicht unbewusst Wildtiere füttert, indem man z.B. Katzenfutter auf der Terrasse stehen hat. Des Weiteren sei auch daran erinnert, dass das Füttern von Tieren, die dem Jagdgesetz unterliegen (Wildschwein, Waschbär, Fuchs, etc.), durch letzteres gesetzlich untersagt ist.

Füchse, Krankheiten und Fuchsjagdverbot

Jedes Jahr werden von der Veterinärverwaltung rund 100 Füchse untersucht, die entweder überfahren oder aus sanitären Gründen erschossen worden waren. Diese Tiere werden auf Wildtollwut sowie eine Reihe anderer Krankheiten und Parasiten untersucht. Der letzte Fall von Wildtollwut in Luxemburg datiert aus dem Jahr 1999. Im gesamten Westeuropa ist die Wildtollwut vor rund 20 Jahren ausgerottet worden, dies nachdem die Füchse flächendeckend mittels Impfködern immunisiert worden waren.

Ein Parasit, der in sehr seltenen Fällen auch den Menschen befallen kann, ist der Kleine Fuchsbandwurm. Diese Art hat sich in Europa in den letzten 30-40 Jahren stark ausgebreitet und tritt auch häufiger auf. Aus den seit dem Jahr 2000 getätigten Untersuchungen der Füchse in Luxemburg ging hervor, dass der Prozentsatz der befallenen Füchse stark fluktuierte, mit insgesamt einer leichten Tendenz nach oben. Seit 2015 ist der Prozentsatz stark gefallen.

Mitunter war befürchtet worden, dass durch das 2015 in Kraft getreten Fuchsjagdverbot der Kleine Fuchsbandwurm in Luxemburg drastisch zunehmen würde. Dies hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: aus der Grafik [Datenquelle: Ahlmann (1996) (1990) & Veterinärverwaltung (2001-2020)] ist deutlich zu sehen, dass es nach dem Fuchsjagdverbot keinesfalls zu einer Erhöhung der Prävalenz des Kleinen Fuchsbandwurms kam (siehe Anhang).

Des Weiteren wurde im Großraum Nancy eine Studie durchgeführt, welche Ende 2017 in der internationalen wissenschaftlichen Fachzeitschrift "Preventive Veterinary Medicine" veröffentlicht wurde und neue interessante Erkenntnisse zum Fuchs, zum Abschuss von Füchsen und dessen Einfluss auf das Vorkommen des Kleinen Fuchsbandwurms lieferte. Die Resultate dieser Studie zeigen, dass 1. der massive Abschuss von Füchsen keinen messbaren Einfluss auf die Fuchsdichte hat, was sich z.T. dadurch erklärt, dass die Populationsstruktur zerstört wird und mehr Jungfüchse überleben und die frei gewordenen Reviere besetzen, und 2. mit der Erhöhung des Fuchsabschusses die Prävalenz des Fuchsbandwurms bei den Füchsen stark anstieg, welches sich mit dem höheren Anteil an jüngeren Füchsen im Bestand erklärt, die anfälliger für den Parasiten sind.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Fuchs sind in der Broschüre "Füchse in Luxemburg" zu finden, die man unter www.emwelt.lu aufrufen kann oder auch gratis bei der Naturverwaltung bestellen kann (Telefonnummer: 247-56652).

Pressemitteilung der Naturverwaltung

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