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Einweihung des Wildlife Tower in Weimerich
Am 11. Juli hat die Naturverwaltung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Junglinster den Wildlife Tower in Weimerich eingeweiht.
Vor über 15 Jahren startete das Arrondissement Est der Naturverwaltung ein Programm zur Umgestaltung ungenutzter Gebäude in den luxemburgischen Grünzonen, mit dem Ziel, neue Lebensräume für Fledermäuse zu schaffen. Im Rahmen dieses Engagements wurde im Jahr 2017 das leerstehende Haus Weimerich von der Gemeinde Junglinster zu einem symbolischen Preis von einem Euro gepachtet – mit dem Zweck, das Gebäude als potenzielles Quartier für bedrohte Fledermausarten, insbesondere für die Große Hufeisennase, auszubauen.
Die Große Hufeisennase zählt zu den akut vom Aussterben bedrohten Fledermausarten Mitteleuropas und findet in Luxemburg eine ihrer letzten größeren Wochenstubenkolonien. Luxemburg hat somit eine umso größere Verantwortung diese in Europa und Luxemburg geschützte Art zu fördern. Diese Art ist neben dem allgemeinen Biodiversitätsschwund auch durch den Verlust traditioneller Lebensräume wie Dachstühle und Scheunen gefährdet.
Vor diesem Hintergrund gewann die Idee, neue und speziell angepasste Lebensräume für diese gefährdete Art zu schaffen, zunehmend an Bedeutung. Trotz der baulichen und schadstoffbedingten Einschränkungen des Hauses Weimerich, die eine Umgestaltung unmöglich machten, konnte die ursprüngliche Idee eines Fledermausquartiers erfolgreich verwirklicht werden. Nach einvernehmlicher Auflösung des Pachtvertrags mit der Gemeinde Junglinster setzte die Naturverwaltung ein Projekt um, das die Errichtung eines speziell konzipierten Neubaus vorsah.
Die Wahl des Standorts fiel dabei auf das umliegende Naturschutzgebiet "Weimerich", dessen strukturreiche Landschaft und angrenzenden extensiven Weideflächen optimale Voraussetzungen für gebäudebewohnende Fledermausarten bieten. Der Neubau wurde gezielt auf die Bedürfnisse dieser Arten abgestimmt und stellt ein wichtiges Element zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in der Region dar. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der Gemeinde Junglinster, die den größten Teil der Kosten übernahm, konnte dieses wichtige Projekt verwirklicht werden.
Der Wildlife Tower orientiert sich am Vorbild der Fledermaustürme des EU-LIFE-Projekts "Große Hufeisennase" in Bayern und wurde speziell für die Ansprüche gebäudebewohnender Fledermausarten konzipiert. Der dreistöckige Turm mit einem Grundriss von 3,5 x 3,5 m kombiniert ein Erdgeschoss aus Beton mit zwei Obergeschossen aus Holz. Durch diese Bauweise entstehen unterschiedliche Quartiere und Temperaturzonen, die den jahreszeitlichen Bedürfnissen der Fledermäuse angepasst sind und ihnen je nach Außentemperatur optimale Bedingungen bieten. Ein besonderes Merkmal des Turms auf der Weimerich ist der integrierte Kellerraum der als potenzieller Überwinterungsort dienen kann. Die Einflugöffnung wurde so gestaltet, dass sie den Zugang zu Prädatoren nicht verhindern und gleichzeitig den Fledermäusen sichere Ein- und Ausflugmöglichkeiten bieten.
Der Holzbau wurde vom Forstrevier der Naturverwaltung in Eigenregie mit regionalem Holz ("Holz vun hei") realisiert.
Neben Fledermäusen sollen auch gebäudewohnende Vogelarten im Turm Unterschlupf finden. Je nach Standort werden gezielt Nisthilfen für unterschiedliche Arten angebracht, um die ökologische Vielfalt weiter zu fördern. Zur wissenschaftlichen Begleitung des Projekts setzt die Naturverwaltung zudem Temperaturlogger ein, die ein unkompliziertes Monitoring des Innenraumklimas ermöglichen und wichtige Erkenntnisse über das Verhalten und die Aktivität der Fledermäuse in den verschiedenen Jahreszeiten liefern.
Neben dem Wildlife Tower auf der Weimerich wurden bislang zwei weitere Fledermaustürme im Osten Luxemburgs errichtet, ein vierter ist derzeit in Planung. Auch alle bisher umgebauten Bestandsgebäude in den Grünzonen konnten von der Großen Hufeisennase besiedelt werden – ein vielversprechender Hinweis auf die Wirksamkeit der Maßnahmen.
Das übergeordnete Ziel besteht im Aufbau eines Netzwerks spezialisierter Installationen an ökologisch geeigneten Standorten sowie der Förderung strukturreicher Offenlandschaften, um sowohl die Population der Großen Hufeisennase zu fördern als auch weiteren gebäudebewohnenden und gefährdeten Fledermausarten neue Lebensräume zu erschließen.
Dieses Vorhaben entspricht den Zielsetzungen des nationalen Naturschutzplans (PNPN3) und wird an zahlreichen Orten in Luxemburg durch die finanzielle Unterstützung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Biodiversität sowie durch das tatkräftige Engagement zahlreicher Akteure aus dem öffentlichen und privaten Bereich möglich gemacht.
Pressemitteilung der Naturverwaltung