Drei Fragen an Sam Tanson

Interview von Sam Tanson im Luxemburger Wort

Interview: Luxemburger Wort (Anne Heintz)

Luxemburger Wort: Bis wann soll ein fertiges Konzept für die genaue Funktionsweise des zukünftigen nationalen Zentrums für Industriekultur vorliegen? Und wie soll es aussehen?

Sam Tanson: An erster Stelle geht es darum, alle bedeutenden Akteure der Industriekultur an einen Tisch zu bekommen. Das Projekt soll gemeinsam entwickelt und vorangetrieben werden. Ein Konzept soll dann auch seitens der Beteiligten ausgearbeitet werden. Auf ihre jahrzehntelangen Erfahrungen und ihr Wissen gilt es dabei zurückzugreifen. Sie sind die Experten. Bereits im Mai hatte ein Treffen stattgefunden, bei dem ich den Beteiligten versichert hatte, das Schaffen eines nationalen Industriezentrums vollstens zu unterstützen. Die meisten der Akteure setzen sich seit Langem für das industrielle Erbgut ein, darunter viele auf freiwilliger Basis. An guten Ideen und Ansätzen, wie eine mögliche Vernetzung der bestehenden Industriestandorte und allen dazugehörigen Instanzen aussehen könnte, fehlt es also nicht. Über die großen Prinzipien der Gestaltung des Netzwerks sind wir uns zudem einig. Wir stellten in Aussicht, 2020 eine Konvention mit der neu gegründeten Vereinigung "Industriekultur-CNCI" auszuhandeln. Anhand dieser soll die Konzeptentwicklung weiter vorangetrieben werden und die Beteiligten sollen dadurch über mehr Mittel für die Kommunikation und Organisation verfügen können.

Luxemburger Wort: Um eine übersichtliche und kohärente Arbeitsweise des Netzwerks garantieren zu können, bedarf es neben den Freiwilligen weiterer Mitarbeiter. Werden der Vereinigung feste Angestellte seitens des Staats zur Verfügung gestellt?

Sam Tanson: Um professionell arbeiten zu können, ist dies unabdinglich. Es scheint nicht realistisch, gleich von zehn weiteren Angestellten zu sprechen. Um herauszufinden, wie viele in einer ersten Phase zusätzlich gebraucht werden, soll von den Beteiligten ausgelotet werden. Anschließend soll mir eine genaue Anzahl an Arbeitsstunden genannt werden, die es zu bewältigen gilt. Daraufhin entscheiden wir, was möglich ist und lassen es in die Konvention mit einfließen. Bereits als ich die Gründung des CNCI im Parlament angekündigt hatte, beteuerte ich, dass ein Budgetposten diesbezüglich vorgesehen sei.

Luxemburger Wort: Bereits 2004 hat ein fertiges Konzept für das Schaffen eines nationalen Industriezentrums vorgelegen. 15 Jahre hat das Projekt nun auf Eis gelegen. Warum? Hat die Wiederbelebung der Initiative etwas mit der Dynamik rund um die europäische Kulturhauptstadt Esch 2022 zu tun?

Sam Tanson: Die größte Dynamik in dieser Hinsicht ist ganz deutlich im Süden zu spüren. Diese Region ist reich an industriellem Erbgut. Ich bin mir sicher, dass einige Projekte im Zusammenhang mit dem CNCI für Esch 2022 bereits realisiert werden können. Warum es 15 Jahre bis zur Gründung des CNCI gedauert hat, verstehe ich nicht ganz. Wir reden so oft von unserer Identität. Dabei ist sie ganz eng an die Industriegeschichte des Landes geknüpft. Die industrielle Entwicklung ist ein wichtiger Teil der Geschichte Luxemburgs. Es geht darum, sich ins Bewusstsein zu rufen, was wir uns in Luxemburg alles aufgebaut und was unsere Vorfahren diesbezüglich alles geleistet haben. Ich denke, die Geschichte Luxemburgs lässt sich ganz gut über die Industriekultur zurückverfolgen. Die noch bestehenden Zeitzeugen gilt es in diesem Sinne zu valorisieren und ihnen Visibilität zu geben. 

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