Interview von Lex Delles in der Revue

"Es gilt, sich breiter aufzustellen"

Interview: Revue (Stefan Kunzmann)

Revue: Herr Minister, wie waren die ersten Reaktionen auf die 50-Euro-Hotelgutscheine, die ab 15. Juli gelten?

Lex Delles: Ich bekomme nicht von jedem einen Dankes- oder Beschwerdebrief. Von einzelnen Hotels und Campingplätzen haben wir aber schon gesagt bekommen, dass es tendenziell mehr Luxemburger sind, die im Land bleiben wollen, um hier Urlaub zu machen. Ob das jetzt an den Gutscheinen liegt oder generell an der "Vakanz doheem", kann ich noch nicht bewerten. In der Zwischenzeit haben wir 243 Hotels und Campingplätze, Gites und Jugendherbergen, die sich eingeschrieben sind.

Revue: Wie war der neueste Stand, was die Belegung angeht?

Lex Delles: Wir haben eine gegenläufige Tendenz zu den vergangenen Jahren. Sonst sind die Hotels in Luxemburg-Stadt und Umgebung vorwiegend unter der Woche stark belegt und weniger am Wochenende, gerade umgekehrt ist es im ländlichen Raum, wo vor allem an den Wochenenden gebucht wird. Jetzt ist es anders: In der Hauptstadt liegt die Auslastung zurzeit bei zehn bis zwanzig Prozent. Dagegen ist momentan der ländliche Raum gefragt. Es gibt einen netten Anstieg, aber keine Komplettbelegung.

Revue: Wie ist das Interesse aus dem Ausland? Gerade in jüngster Zeit haben sich die steigenden Infektionszahlen herumgesprochen.

Lex Delles: Wir haben unsere Marketingstrategie angepasst und schon im März damit begonnen. Unsere Strategie für Luxemburg als touristisches Ziel hat sich verstärkt an unsere Nachbarländer wie an die Niederlande gerichtet, um unser Land zu promoten. Das hat gut funktioniert. Wir setzen _dieses Jahr auf Touristen, die kurzfristig entscheiden und buchen und mit dem Auto oder Zug hierherfahren. Was die gestiegenen Zahlen angeht, ist das Problem, dass uns manche Länder auf spezielle Listen gesetzt haben, so dass Hotelzimmer und Campingplätze, die reserviert waren, wieder abgesagt wurden. So zum Beispiel Belgien. Das war aber nur vereinzelt. In der Tat sind die jüngsten Zahlen über die Neuansteckungen nicht gut und im Ausland schlecht zu verkaufen.

Revue: Welche Regionen sind am meisten gefragt?

Lex Delles: Die Hotels, die sich eingeschrieben haben, betreffen die klassischen Reiseziele wie Müllerthal, Norden und Osten. Aber auch die Hotels in den anderen Regionen sind durchaus gefragt.

Revue: Wie hat sich die Lage bei den Geschäftsreisen entwickelt?

Lex Delles: In der Hauptstadt, wo wir sonst eine traditionell hohe Belegung haben, sind wir, wie gesagt, bei zehn bis zwanzig Prozent. Die Geschäftsleute fehlen sowohl am Flughafen als auch in den Hotels. Das liegt auch daran, dass die ganzen Konferenzen ausgefallen sind. Wir sind dabei, mit der LEA, der Vereinigung der Betriebe aus dem Eventbereich, ein Label "Save to meet" auszuarbeiten, um uns international als sicheren Standort präsentieren zu können. Die Konferenzen sind bis auf Monate hin abgesagt. Es bedarf also eine bestimmten Vorlauf- und Organisationszeit, um wieder alles neu zu starten. Wenn wir sagen, dass alles wieder geöffnet ist, wird nicht gleich morgen wieder eine Konferenz mit 500 Teilnehmern stattfinden.

Revue: Welche Lehren kann der Tourismusbereich aus der Pandemie ziehen?

Lex Delles: Es gilt, sich breiter aufzustellen. Auf der anderen Seite müssen wir überlegen, wie wir auf den Einbruch eines Marktes reagieren. Nach der Bankenkrise gab es schon einen Einbruch, weil der Rotstift bei vielen Unternehmen angesetzt wurde. Wir müssen also differenzierter aufgestellt sein, und sowohl Freizeitwie Businesstouristen ansprechen, sowie spezifische Angebote ausarbeiten.

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