Interview mit Claude Turmes im Tageblatt

"3 Fragen an"

Interview: Tageblatt

Tageblatt: Rückblick auf Belval, Ausblick auf Esch-Schifflingen. Welche Herausforderungen haben sich in den letzten 20 Jahren bei der Rekonvertierung der Industriebrachengeändert?

Claude Turmes: Das sind eine ganze Menge zum Beispiel Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft oder Mobilität. Belval war ein visionäres Projekt, bei dem absolutes Neuland betreten wurde. Damals war die Elektromobilität oder Carsharing noch nicht aktuell. Aber auch Esch-Schifflingen ist visionär. Ab Januar 2023 müssen in Luxemburg neue Häuser quasi ohne fossile Energie auskommen. Zudem soll Esch-Schifflingen ein autofreies Viertel werden, da gibt es noch viele Dinge zu definieren. Wobei bei allem auf die Erfahrungen von Belval zurückgegriffen wird. Und die Bürgerpartizipation soll beim Entstehen des neuen Viertels anders werden als beim Belval.

Tageblatt: Wie kann man sich das vorstellen?

Claude Turmes: Das Ausarbeiten des Konzepts wird so etwas wie eine Hochschule für Urbanismus sein. Esch-Schifflingen also als Modell für das Stadtviertel der Zukunft. Als Beispiel: Wenn das Viertel autofrei sein soll, dann braucht es Parkhäuser am Rand. Da stellt sich die Frage, soll ein Parkhaus noch ein Parkhaus sein oder vielmehr ein Parkhaus mit einem Service-Center und anderen Diensten. Solche Sachen sollen in fünf bis sechs Workshops definiert werden.

Tageblatt: Welche Rolle spielt dabei die Internationale Bauausstellung(IBA), die in der Regel der Stadt und Landschaftsplanung dient und Impulse im sozialen, kulturellen und ökologischen Bereich setzt?

Claude Turmes: Es ist nicht gut, dass wir bei vielen Projekten keine bessere Zusammenarbeit mit der Grenzregion gesucht haben. Unsere Wirtschaft braucht die Grenzgänger, also ist es in unserem Interesse, dass besser zusammengearbeitet wird. Die IBA Alzette-Belval soll für ein gemeinsames Konzept genutzt werden. Denn nach Belval und Esch-Schifflingen wartet mit dem "Crassier Terres Rouges" die nächste Industriebrache. Und die liegt sowohl auf luxemburgischem wie auch auf französischem Territorium.

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