Zum letzten Mal aktualisiert am
Interview: Tageblatt 4 Fragen an François Bausch, Mobilitätsminister
Interview: Tageblatt
Tageblatt: Herr Bausch, diese Leitlinie beschäftigt sich auch mit dem Thema "Tempo 30" in den Ortschaften. Ist dieses Dokument eine Antwort auf die Frage, ob innerorts eine Maximalgeschwindigkeit von 30 km/h eingeführt werden soll?
François Bausch: Nein, wir arbeiten schon seit Jahren an diesem Dokument. Ich bin kein Freund davon zu sagen, dass 30 km/h die Regel wird. Das führt nur zu Aggressivität bei den Autofahrern und wir täuschen zum Teil falsche Sicherheit vor. Es bringt nur etwas, wenn ich es baulich begleite. Eine Nationalstraße kann auch zum Teil auf 30 km/h umgestellt werden, aber größtenteils soll die Maximalgeschwindigkeit bei 50 bleiben.
Tageblatt: Sie haben von Aggressivität bei den Autofahrern geredet. Zum Teil bekommen Fußgänger und Fahrradfahrer Abkürzungen und für Autofahrer wird der Weg länger. Machen Sie sich Sorgen um die Reaktionen?
François Bausch: Nein. Wenn ich mir die Länder anschaue, in denen das hier schon gut funktioniert, dann sehe ich, dass die Maßnahmen auf den Gesamtverkehr, aber auch auf die Lebensqualität einen sehr positiven Effekt haben. Wir reden nicht von Umwegen von 50 Kilometern für den Autofahrer. Wo er früher vielleicht 900 Meter fahren musste, sind es jetzt 2,4 Kilometer. Das Auto wird nicht aus der Ortschaft verdrängt, es muss sich nur anders verhalten. Es geht nicht darum, gegen das Auto vorzugehen.
Tageblatt: Die Maßnahmen werden das Erscheinungsbild der Ortschaften schon stark verändern, oder?
François Bausch: Absolut. Das wird ein komplett anderes Leben innerorts. Wo gehen wir im Ausland am liebsten hin? Da, wo ich flanieren kann — dort, wo ich eine super Lebensqualität habe. Niemand sagt: Ich gehe gerne in eine Stadt, weil mir dort permanent Autos über die Füße fahren und ich keine Terrasse oder öffentlichen Raum habe.
Tageblatt: Wie haben die Gemeinden bis jetzt auf diese Leitlinie reagiert?
François Bausch: Die Anfragen, um Verkehrsberuhigungen durchzuführen, sind gestiegen. Wir haben bei der Straßenbauverwaltung etwa 100 Anfragen liegen, aber es wurden nur etwa zehn umgesetzt. Die Gemeinden fragen es an, dann sagen wir, dass es etwas kosten wird, und dann landet es wieder in der Schublade. Es gibt natürlich Kommunen, die eher die Mittel haben, um diese Projekte umzusetzen. Aber der Standpunkt der Bürger ist relativ klar: Eines der Hauptthemen während des Wahlkampfes war mehr Lebensqualität in den Vierteln.
Und wenn in Zukunft irgendjemand von einer Gemeinde sagt: “Ich weiß nicht wie“ — nichts da, das steht jetzt hier drin.