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Nach acht Jahren Pause hat die Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau, Martine Hansen, die Tradition der informellen Treffen der deutschsprachigen Agrarminister erneut aufgegriffen. An die letzte Zusammenkunft von 2017 in Remich anknüpfend – damals zum Thema Bodenschutz – bot Luxemburg nun den Rahmen für einen offenen Austausch zu aktuellen Herausforderungen des Sektors.
Der Einladung waren unter anderem gefolgt: Norbert Totschnig (Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Österreich), Christian Hofer (Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, Schweiz), Sabine Monauni (stellvertretende Regierungschefin und Landwirtschaftsministerin Liechtensteins) sowie Prof. Dr. Dr. Markus Schick (Staatssekretär im deutschen Bundeslandwirtschaftsministerium).
Arbeitssitzung: Generationenwechsel im Fokus
In der Morgensitzung diskutierten die Delegationen gemeinsam mit dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer, Christian Hahn, sowie den Präsidenten der beiden landwirtschaftlichen Jugendorganisationen – Charel Ferring (Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren, LLJ) und Sam Mille (Service jeunesse der Centrale paysanne Luxembourg) – über den Generationenwechsel in der Landwirtschaft. Dieses Thema stellt in allen vertretenen Ländern eine zentrale Herausforderung dar.
In Luxemburg werden 51% der Betriebsleiter in den kommenden zehn Jahren das Rentenalter erreichen. In den meisten Fällen ist die Hofnachfolge noch ungeklärt: Laut einer Umfrage haben 50% der über 55-Jährigen keinen Nachfolger, bei weiteren 20% ist die Nachfolge unsicher. Besonders ausgeprägt ist das Problem im Weinbau, wo 61% der Winzer über 50 Jahren derzeit keine Nachfolge sehen.
Die deutschsprachigen Minister und ihre Vertreter waren sich einig, dass die Lebensmittelsouveränität Europas ohne Junglandwirte und Jungwinzer nicht gewährleistet werden kann. Um jungen Menschen den Einstieg in die Landwirtschaft zu erleichtern, braucht es ausreichendes Einkommen, Planungssicherheit, Zugang zu Krediten sowie eine Reduktion des bürokratischen Aufwands. Die Leistungen, die sie für die Lebensmittelversorgung erbringen, verdienen Respekt und gesellschaftliche Anerkennung. Eine positive Darstellung des Berufsstandes und gezielte Informationsarbeit wurden als zentrale Aspekte hervorgehoben.
Die Vertreter des Berufsstands betonten zudem, wie wichtig ein ganzheitlicher Ansatz bei der Betriebsübernahme ist, der nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale und psychologische Aspekte berücksichtigt. Auch die Vereinfachung der Agrarpolitik und verlässliche Rahmenbedingungen bleiben entscheidende Faktoren für junge Landwirte. Die Jungbauern arbeiten tagtäglich Hand in Hand mit der Natur, daher bedauern sie, dass während den letzten Jahren die Lebensmittelproduktion auf Kosten des Umweltschutzes immer stärker in den Hintergrund geraten ist.
Besuch des "Biohaff" Steichen – gelebter Strukturwandel
Im Anschluss besichtigten die Teilnehmer den Biohof Steichen bei Welscheid, einen neu errichteten Aussiedlerbetrieb, geführt von einem jungen Landwirt, der den elterlichen Hof übernommen hat. Der Betrieb setzt auf biologische Schweinehaltung mit Fokus auf Tierwohl, Transparenz und Modernisierung – und steht sinnbildlich für gelungene Hofnachfolge in einer sich wandelnden Landwirtschaft.
Regionale Kulinarik auf Schloss Bourscheid
Zum Abschluss luden die Gastgeber auf Schloss Bourscheid, wo die Gäste luxemburgische Spezialitäten und Weine aus der nationalen Produktion entdecken und genießen konnten – eine Gelegenheit für den kulturellen Austausch und um die Verwurzelung der Landwirtschaft in der Region sichtbar zu machen.
Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau