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Interview: Télécran (Sarah München)
Télécran: Herr Mischo, als Sportlehrer könnten Sie jetzt gerade zwei Monate Ferien genießen. Vermissen Sie diese Zeit?
Georges Mischo: Natürlich schon manchmal. Ich werde auch von ehemaligen Sportlehrerkollegen angesprochen: "Du hast sie doch nicht mehr alle! Bereust du das nicht? Du hattest doch ein schönes Leben als Sportlehrer." Aber wenn ich A sage, sage ich auch B. Wenn ich mich engagiere, dann zu 100 Prozent. Ich mache keine halben Sachen. Der Job als Sportlehrer hat mir super viel Spaß gemacht. Ich bin mir auch bewusst, dass das Politiker-Dasein kein Vertrag auf Lebensdauer ist. Wenn es nicht mehr klappen sollte mit der Politik, gehe ich wieder zurück in die Schule.
Télécran: Was ist schwieriger: ein Ministerium zusammenzuhalten oder eine Schulklasse?
Georges Mischo: Gute Frage. Es sind immer Menschen und es gibt Tage, an denen es super läuft und dann wieder Tage, an denen der eine oder andere fehlt und es nicht so schnell weitergeht, wie ich mir das vorstelle. Das ist in einer Schule dasselbe. Manchmal habe ich eine Übung vorgemacht und gehofft, dass die Schüler und Schülerinnen das schnell umsetzen. Mit der einen Klasse hat das schnell geklappt, mit der anderen gar nicht. Als Sportlehrer habe ich auch Praktikanten betreut und denen gesagt: Du musst immer einen Plan B haben. Wenn die eine Übung nicht klappt, probiere eine andere. Das ist im Ministerium genauso. Ich bin der Letzte, der sagt: Ich bin fehlerfrei. Wenn etwas nicht klappt, frage ich mich: Warum hat es nicht geklappt und was kann ich tun, um das zu ändern? Aber manchmal muss man sich auch eingestehen, dass es einfach nicht funktioniert.
Télécran: Können Sie Beispiele nennen aus der Politik, wo es nicht geklappt hat und Sie umplanen mussten?
Georges Mischo: Es ist schwierig, ein Beispiel zu finden. Es kommt vor, dass man ein Projekt weitertreiben will und in Diskussionen feststeckt. Vielleicht lasse ich das Projekt einfach sein, anstatt es auf Teufel komm raus umzusetzen. Manche Sachen sind einfach nicht möglich. Ich mache auch nicht irgendwas, um jemandem zu gefallen. Meine Aufgabe als Bürgermeister und auch als Minister war und ist es, den Menschen weiterzuhelfen. Aber ich muss mich dabei an die Regeln und Gesetze halten, und mache keine Kapriolen, um zwei Stimmen mehr zu bekommen. Ich verkaufe meine Seele nicht, ich verkaufe mich nicht.
Télécran: Sie sollten als Treffpunkt für das Interview einen Ort auswählen, an dem Sie sich wie im Urlaub fühlen. Wir sitzen nun hier im Centre Omnisports Henri Schmitz in Esch/Alzette. Warum?
Georges Mischo: Sport ist wichtig für mich. Das alles hier ist meine Heimat, die Halle mein Baby. Ich verbringe in dieser Halle viel Zeit als Zuschauer und Taxifahrer für meine Kinder. Als Bürgermeister habe ich die Halle mitgeplant, mitgefiebert und mitgezittert, bis sie Ende 2024 endlich fertig war. Die Idee war, hier viele Sportarten, nicht nur Handball, Fußball und Basketball unterzubringen. Wir haben 92 Sportvereine, die sind nicht alle hier, sondern auch in der alten Halle des COHS, und es gibt noch ein Schwimmbad, aber es reicht trotzdem nicht.
Télécran: Warum nicht?
Georges Mischo: In allen Gemeinden laufen wir hinter der Musik. Pro Jahr kommen in Luxemburg 10.000 bis 12.000 Einwohner hinzu und die Sportinfrastruktur kommt nicht schnell genug nach. Das ist schade. Von der Planung bis zur Fertigstellung vergehen meist fünf Jahre.
Télécran: Ihre Kinder spielen auch hier in Esch im Verein?
Georges Mischo: Ja, meine Tochter ist 13 und spielt bei Basket Esch. Mein Sohn ist 18 und spielt bei Handball Esch in der U2l und in der zweiten Mannschaft. Gerade macht er die Vorbereitung mit der ersten Mannschaft mit, und spielt auch in der Ul9-Nationalmannschaft. Ich bin so glücklich, wenn er endlich den Führerschein hat. Er ist immer der Allerletzte, der aus der Umkleide kommt. Dann stehe ich hier und warte.
Télécran: Bleibt Ihnen viel Zeit für das Familienleben?
Georges Mischo: Mir ist es wichtig, dass ich als Vater präsent bin, um sie zu unterstützen. Ich bin kein Vater, der auf der Tribüne rumschreit wie ein Verrückter. Ich bin keiner, der pusht und sagt: Mein Sohn oder meine Tochter muss in der ersten Mannschaft oder in der Nationalmannschaft spielen. Das ist mir ziemlich egal, auch wenn ich natürlich stolz bin, wenn es so ist. Ich will ihnen nicht noch mehr Druck machen, als sie indirekt schon haben, dadurch, dass ihr Vater Sportlehrer und Bürgermeister war und nun Sportminister ist.
Télécran: Kommen Sie selbst noch dazu, Sport zu treiben?
Georges Mischo: Vor ein paar Jahren war ich oft nervös, bin bei Kleinigkeiten an die Decke gegangen. Damals war ich Bürgermeister in Esch. Es gab einen Abend, da bin ich meine Tochter verbal angegangen. Ich habe mich entschuldigt, ich hatte überreagiert. Da habe ich mir gesagt: Jetzt ist Schluss, ich muss was machen. Ich habe früher viel Sport getrieben, war Triathlet und habe Handball gespielt. An dem Abend habe beschlossen, wieder damit zu beginnen. Zwei Mal die Woche habe ich mir mittags eine Stunde freigeräumt und bin ins Fitnessstudio gegangen. Dieser Ausgleich hat mir sehr geholfen.
Télécran: Und als Minister?
Georges Mischo: Als Minister gehe ich abends nach der Arbeit nach Esch ins Fitnessstudio. Ich habe dort einen Coach, so gehe ich auch regelmäßig hin. Die Hemmschwelle, ihn anzurufen, dass ich nicht komme, ist größer, als wenn ich alleine trainieren würde. Es gibt ja sonst 100 Entschuldigungen nicht zu gehen. Am Wochenende fahre ich Rad oder gehe joggen.
Télécran: Im Sport und auch in der Politik gehören Niederlagen dazu. Was war bisher Ihre größte politische Niederlage, was Ihr größter Erfolg?
Georges Mischo: Mein größter Erfolg war, nach 98 Jahren hier in Esch 2017 als erster Bürgermeister der CSV gewählt zu werden. Darauf bin ich sehr stolz. Das habe ich natürlich nicht alleine erreicht, sondern mit meinem Team und den Koalitionspartnern.
Als ich 2023 nochmal gewählt wurde, war das eine Genugtuung. Wie man im Sport sagt: Meister wird man, aber nochmal Meister zu werden, ist schwieriger.
Télécran: Und Ihre größte Niederlage?
Georges Mischo: Die Projekte, die ich nicht so umsetzen konnte, wie ich mir das vorgestellt habe.
Télécran: Denken Sie da an ein bestimmtes Projekt?
Georges Mischo: Ja, die Sportarena in 300 Metern Luftlinie. Da sollte eine größere Sporthalle entstehen für bis zu 2.000 Zuschauer. Dafür konnten wir nur eine gewisse begrenzte Zone haben. Das Projekt ging den Bach runter, das war enttäuschend. Hätte ich das gewusst, hätte ich hier im Sportzentrum größere Tribünen anbringen lassen. Aber Niederlagen gehören dazu.
Télécran:Gab es noch weitere?
Georges Mischo: Natürlich. 2011 war ich zum ersten Mal bei den Gemeindewahlen dabei. Den ganzen Tag sah es so aus, dass ich in den Gemeinderat komme, bis zu den zwei letzten Wahlbüros. Zack, weg war ich. Zwölf Stimmen haben gefehlt. 2013 war ich erstmals bei den Parlamentswahlen dabei. Auch das war eine Niederlage: zweitletzter - 22ter von 23. Ich war der Einzige auf der Liste, der kein Mandat hatte. Da habe ich mir geschworen: Jetzt verlierst du keine Wahl mehr. Bisher hat das geklappt. Ich bin mir aber bewusst, dass Politik nichts für die Ewigkeit ist und sich alles schnell ändern kann.
Télécran: Eine Stelle, an der sich Ihre Ministerien kreuzen: Die Gesellschaft treibt weniger Sport, wird immer dicker, das führt zu mehr Krankschreibungen. Wie wird das besser?
Georges Mischo: Was mich schon als Sportlehrer gestört hat und was mich auch als Minister stört, ist: Jeder spricht von Sport und jeder glaubt, selbst Spezialist im Sport zu sein und zu wissen, wie wichtig und wie gesund Sport ist. Alles ist supertoll und super wichtig, aber wenn es dann ums Bezahlen geht, kommt das große Pfeifen im Walde. Wenn wir etwas bewirken wollen, müssen wir auch investieren. Das letzte Budget der alten Regierung für das Sportministerium lag bei 41 Millionen. Ich habe es geschafft, das auf 66 Millionen hochzubekommen.
Télécran: Wie soll das Geld investiert werden?
Georges Mischo: Die Sportverbände werden gestärkt. Sie sollen mit mehr Geld professionellere Leute einstellen können, sowohl im sportlichen als auch im administrativen Bereich. Dasselbe ist für die Sportvereine geplant. Nicht nur im Leistungssport, sondern auch im Breitensport. Mit dem Geld können sie sich professionelle Kompetenzen einkaufen. Das soll Hand in Hand mit den Frei willigen geschehen. Es soll aber auf keinen Fall so sein, dass nur noch professionelle Leute da sind.
Télécran: Ist der Sportsektor in der Krise
Georges Mischo: Ja. Vor Covid hatten wir 1.500 Sportvereine, jetzt haben wir nur noch 1.287. Ich bin froh um jeden Freiwilligen, aber die meisten sind nur noch temporär dabei. Für einen Verein ist es schwierig, sich immer wieder neu aufzustellen, wenn jedes Jahr Leute abspringen. Da müssen wir ansetzen. Beispielsweise mit der IPESS (Initiative zur Förderung der Beschäftigung im Sportsektor, Anm. d. Red.), einer öffentlichen Institution, der Fachkräfte angehören, die Vereine, Verbände und Gemeinden temporär einkaufen können, wenn beispielsweise ein Trainer kurzfristig ausfällt.
Télécran: Sie haben gegenüber dem Fußballverband zur Gerson-Rodrigues-Affäre klare Worte gefunden und wollten sich mit FLF-Vertretern zusammensetzen. Haben Sie das bereits getan?
Georges Mischo: Ja. Ministerin Yuriko Backes und ich haben den Fußballverband zu uns gerufen, zusammen mit dem Nationalen Olympischen Komitee. Wir haben die Situation besprochen und festgehalten, dass wir eine Ethikkommission auf die Beine stellen. Nicht nur für den Fußballverband, sondern eine für alle Sportarten, die in die Anti-Doping-Agen tur integriert wird. Die Rodrigues-Affäre war die Spitze, aber es gibt auch Probleme in anderen Sportarten: Im Basketball beispielsweise gab es auch zwei Gewaltakte zwischen Eltern, Trainern und Spielern.
Télécran: Wann soll diese Ethikkommission kommen?
Georges Mischo: Voraussichtlich im Herbst. Wir haben eine Gruppe gebildet, die nun verschiedene Themenbesprechen wird. Ich möchte, dass die Ethikkommission gleichermaßen mit Männern und Frauen besetzt ist.
Télécran: Aus welchen Bereichen sollen die Mitglieder kommen?
Georges Mischo: Es muss mindestens ein Jurist oder eine Juristin dabei sein, Vertreter des Nationalen Olympischen Komitees, des Sportministeriums sowie des Ministeriums für Gleichstellung und Diversität. Die genaue Zusammenstellung haben wir noch nicht festgelegt, aber es sollten Menschen aus verschiedenen Bereichen und nicht nur welche aus Verbänden sein. Die Kommission soll unabhängig sein, die Regierung soll sich raushalten.
Télécran: Sie haben zu Beginn Ihrer Amtszeit die Arbeit von Sportjournalisten als lapidar und oberflächlich bezeichnet. Dabei haben Sie selbst als freiberuflicher Mitarbeiter für die Sportredaktion von RTL Radio gearbeitet...
Georges Mischo: Das Wort lapidar finde ich respektlos und das habe ich so auch nicht gesagt. Was ich schade finde, ist, dass viele Live-Berichterstattungen gestrichen wurden, dabei habe ich vor allem das Medium RTL anvisiert. Ich habe mich auch X-mal entschuldigt. Das war eine blöde Geschichte.
Télécran: Haben Ihre alten RTL-Kollegen sich daraufhin bei Ihnen gemeldet und beschwert?
Georges Mischo: Ja, sich beschwert, aber mir teilweise auch Recht gegeben. Ich habe trotzdem zu den Sportreportern guten Kontakt. Ich respektiere jeden Journalisten, auch wenn ich nicht mit jedem Journalisten einverstanden bin.
Télécran: Sonst würden wir ja auch unseren Job nicht richtig machen...
Georges Mischo: Ja, das stimmt.
Télécran: In Ihrer Position müssen Sie viel Kritik einstecken. Können Sie im Urlaub und nach Feierabend entspannen oder nehmen Sie das mit?
Georges Mischo: Ich wäre ein Lügner, wenn ich sagen würde, dass ich nach 19 Uhr Feierabend mache, nach Hause fahre und sage: Jetzt ist alles ok. Natürlich nehme ich das mit. Aber Urlaub ist die Zeit, in der ich mit meinen Kindern unterwegs bin. Als Bürgermeister habe ich immer gesagt: Ich hebe im Urlaub nur das Telefon ab, wenn Polizei oder Feuerwehr anrufen. Jetzt hebe ich nur ab, wenn der Premierminister anruft.
Télécran: Das Diensthandy lassen Sie also schon angeschaltet?
Georges Mischo: Ja klar. Ich bin immer erreichbar. Der Premierminister hat mir bei Amtsantritt gesagt: Du bist jetzt Minister und zwar 24 Stunden lang, sieben Tage die Woche. Auch als Bürgermeister musste ich mitten in der Nacht aufstehen, wenn ein Großbrand oder ein anderes Problem war. Ich habe damit kein Problem, das gehört zum Job.
Télécran: Fahren Sie weg? (Wir führten das Interview vor seinem Urlaub, Anm. d. Red.)
Georges Mischo: Ja, ich fahre mit meinen Kindern zehn Tage nach Japan und dann ist wirklich Urlaub angesagt, ich konzentriere mich nur auf die beiden, damit wir eine schöne Zeit verbringen können. Wir fahren auch zwei Tage zur Weltausstellung, aber nur privat. Und wir erkunden ein bisschen das Land. Ich freue mich schon sehr.
Télécran: Waren Sie schon mal in Japan?
Georges Mischo: Nein, wir waren noch nie da. Als die Kinder noch klein waren, haben wir solche großen Reisen nicht gemacht. Kleinkindern ist es egal, ob sie auf dem Spielplatz in Esch, in Belgien oder in Peking sind. Aber jetzt bekommen sie was mit. Das wird sicher ein Abenteuer.
Télécran: Ist das Ihr erster Urlaub dieses Jahr?
Georges Mischo: Ja. Während der Pfingstferien war ich beruflich bei den Spielen der kleinen Länder in Andorra. Vor Weihnachten war ich mit meinen Kindern Skifahren, das war mein letzter Urlaub.
Télécran: Ihre Urlaube verbringen Sie also eher aktiv?
Georges Mischo: Auf jeden Fall. Ich bin nicht der Typ, der stundenlang am Meer oder am Pool liegt. Ich habe sowohl Berge als auch Meer super gerne, aber es soll schon Aktivurlaub sein, wandern gehen, Radfahren, oder etwas erleben.
Télécran: Am 3. September gehen die Verhandlungen mit den Gewerkschaften in die nächste Runde. Beschäftigt Sie so etwas im Urlaub?
Georges Mischo: Ich habe die Eindrücke und Informationen im Kopf und lasse das alles im Urlaub mal sacken, ohne es komplett zu vergessen. Aber ja, das beschäftigt mich schon, das ist mein Beruf.
Télécran: Sind das auch Themen, über die Sie mit Ihren Kindern sprechen?
Georges Mischo: Ja. Sie können immer mit mir reden, wenn sie Fragen haben. Und auch ich frage sie, wie sie das eine oder andere sehen. Vor allem mit meinem Sohn sind das gute Gespräche.
Télécran: Ihr Vater Josy Mischo stieg 1999 in Esch/ Alzette nicht in den Schöffenrat auf, weil die CSV-Elite ihm das als gelerntem Schlosser nicht zutraute. Er zog sich daraufhin aus der Politik zurück. Was würde er dazu sagen, dass Sie Minister sind?
Georges Mischo: Als ich Bürgermeister wurde, hat meine Mutter mich dasselbe gefragt. Und ich habe geantwortet: "Nichts." Sie hat mich angeschaut und gefragt: "Wie, nichts?" - Er wäre drei Tage nicht nach Hause gekommen, er hätte drei Tage gefeiert. Also ich glaube, dass er superstolz gewesen wäre und dass er das auch irgendwie mitbekommen hat. Ich denke jeden Tag an ihn und es macht mich auch stolz, dass ich sein Vermächtnis weitergeführt habe. Es wäre toll gewesen, wenn er dabei gewesen wäre. Aber so ist das Leben, das kann man sich nicht aussuchen.
Télécran:Ihr Vater war auch Gewerkschafter beim LCGB, eigentlich müssten Sie den Gewerkschaften doch nahe stehen...
Georges Mischo: Ja, ich bin auch Mitglied in drei Gewerkschaften, das wird oft vergessen.
Télécran: In welchen?
Georges Mischo: LCGB, CGFP und in der Sportlehrer-Gewerkschaft. Ich respektiere die Arbeiten der Gewerkschaften zu 100 Prozent und wäre auch nicht Mitglied, wenn ich sie überflüssig finden würde. Das hat mich am meisten gestört: Dass mir als Arbeitsminister und auch der Regierung vorgeworfen wurde, dass wir die Gewerkschaften komplett abschaffen wollen. Das haben wir nie, zu keinem Moment angedacht. Man ist nicht immer einer Meinung, dann herrscht auch manchmal Funk stille. Aber etwas abschaffen, das mehr als 100 Jahre Bestand hat - niemals.
Télécran: Der Vorwurf war ja auch, dass Sie den Gewerkschaften Kompetenzen wegnehmen möchten...
Georges Mischo: Der Plan d'action einer europäischen Direktive war der Startschuss der ganzen Diskussion, der Stein des Anstoßes. Ichwollte verschiedene Sachen ansprechen und diskutieren. Die Reaktion war heftig. Die Gewerkschaftsvertreter wollten gar nicht darüber sprechen. Da habe ich mich auch falsch verstanden gefühlt.
Télécran: Wenn man die Situation zwischen Ihnen und den Gewerkschaften von außen sieht, wirkt alles sehr zerfahren. Kann überhaupt wieder ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden?
Georges Mischo: Ich bin immer bereit zu Dialogen. Ich habe auch nie einen Sozialdialog abgebrochen, nie, nie. Auch in anderen Dossiers haben wir immer zusammengearbeitet, wir haben den Austausch nie komplett abgebrochen.
Télécran: Wie wird sich die Situation Ihrer Meinung nach in den nächsten Monaten entwickeln?
Georges Mischo: Bei Verhandlungen bekommt nie eine Seite zu 100 Prozent Recht. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir einen gemeinsamen Weg finden.
Télécran: Sie sind zuversichtlich, dass es am 3.September zu einer Einigung kommt?
Georges Mischo: Ja, ich glaube schon. Aber ich bin kein Hellseher. Kann auch sein, dass wir uns am 3. September noch nicht ganz einig sind und uns am 4. September noch einmal sehen. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir das im September abschließen können.
Télécran: Herr Mischo, vielen Dank für das Gespräch und einen schönen Urlaub.