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Interview: Luxemburger Wort (Joe Geimer)
Luxemburger Wort: Martine Hansen, unabhängig vom Standort und von der Größe des Projekts: Benötigt Luxemburg ein Sportmuseum?
Martine Hansen: Im Koalitionsabkommen ist das Sportmuseum festgehalten worden. Dementsprechend wurde an sich eine Entscheidung getroffen. Es wird jetzt aber nicht meine erste Priorität sein. Wir haben eine juristische Analyse in Auftrag gegeben. Sie soll offenlegen, was schiefgelaufen ist.
Anschließend müssen wir schauen, dass wir wieder die Zeit, die wir im Ministerium haben, damit verbringen, den Sport proaktiv zu unterstützen. Und nicht zu viel Zeit damit verschwenden müssen, um alte Geschichten aufzuarbeiten. Das hätte ich gerne so. Deswegen habe ich auch gesagt, und das ist mit dem Premierminister abgesprochen, dass wir eine externe Analyse anfertigen lassen. Wir warten jetzt auf den Befund. Dann hoffe ich, dass wir den Fokus rasch auf die wichtigen Sportdossiers legen können und wir dort schnell Fortschritte sehen werden.
Luxemburger Wort: Ist das Projekt Sportmuseum nach dem Schlamassel rund um den Standort "Rout Lëns" in Esch/Alzette gestorben?
Martine Hansen: Es liegt jetzt erst einmal auf Eis. Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten. Ich habe mir in der Richtung noch keine Gedanken gemacht. Das Sportmuseum steht wie gesagt im Regierungsprogramm. Aber da stehen auch noch andere Sachen drin. Es muss jetzt erst einmal alles geklärt sein, bis ich eventuell etwas Neues anfange.
Luxemburger Wort: Was erwarten Sie sich konkret von dem juristischen Gutachten?
Martine Hansen: Ich möchte wissen, wie legal das abgeschlossene Protocole d'accord (zwischen dem Staat und dem Bauunternehmen IKO Real Estate, Anm. d. Red.) ist. Welche Konsequenzen hat die Tatsache, dass das unterschrieben wurde? Wenn wir diese Klarheiten haben, wissen wir auch, welche Schritte noch unternommen werden müssen. Ich möchte einfach Ruhe in dieses Dossiers bekommen. Damit das gelingt, müssen ein paar Dinge aufgearbeitet werden. Erst dann können wir den Blick nach vorn richten.
Luxemburger Wort: Von dem ominösen Protocole d'accord wussten Sie selbst nichts?
Martine Hansen: Nein.
Luxemburger Wort: Und es war auch zu keinem Zeitpunkt ein Thema im Regierungsrat?
Martine Hansen: Nein, auch nicht.
Luxemburger Wort: In der erwähnten Absichtserklärung ist von einer Entschädigung für Planungskosten zu lesen, die auf den Höchstbetrag von 120.000 Euro begrenzt ist. Diese wäre für IKO Real Estate bzw. IKO Development fällig, sollte der Staat das Projekt nicht weiter verfolgen.
Martine Hansen: Das muss eben jetzt analysiert werden.
Luxemburger Wort: Auch um herauszufinden, inwiefern das bindend ist?
Martine Hansen: Ich denke schon, dass dieser Aspekt ebenfalls aus dem in Auftrag gegebenen juristischen Gutachten hervorgehen wird.
Luxemburger Wort: Hat IKO Real Estate jüngst von sich hören lassen?
Martine Hansen: Nein, zumindest nicht bei mir persönlich. Es kann aber sein, dass sie sich im Ministerium gemeldet haben. Es hat sich ein Unternehmen gemeldet, das hat aber, so wie ich es verstanden habe, mit dem Projekt noch davor zu tun. Damals wurde unter den Ministern Pierre Gramegna und Dan Kersch eine Konvention mit der Stadt Esch geschlossen (angedacht war damals, dass in Esch-Lankelz vom Unternehmen Tracol eine Sportarena und ein Museum gebaut werden würden, Anm. d. Red.).
Luxemburger Wort: Ist diese Ende 2021 unterzeichnete Konvention weiterhin in Kraft?
Martine Hansen: Die ist noch nicht aufgelöst worden. Sie müsste aber eigentlich noch gekündigt werden.
Luxemburger Wort: Wurde die Auflösung nicht vor dem Sommer bereits im Regierungsrat festgehalten?
Martine Hansen: Ob das vor dem Sommer war, kann ich auf Anhieb nicht bestätigen. Es war aber gesagt worden, dass die Kündigung in die Wege geleitet werden soll.
Luxemburger Wort: Für die Escher Gemeinde sind sicherlich Kosten in Bezug auf diese Konvention angefallen...
Martine Hansen: Diese Details kenne ich noch nicht. Dafür war die Einarbeitungszeit bislang et was zu kurz. Ich bin erst seit zwei Woche als Sportministerin im Amt.
Luxemburger Wort: Hat in den vergangenen Tagen keine andere Gemeinde ihr Interesse bekundet, um das Sportmuseum eventuell zu beherbergen?
Martine Hansen: Nein, zumindest nicht dass ich wüsste. Niemand hat den Finger ausgestreckt. Vielleicht hält sich das Interesse nach der jüngsten Schlagzeilen in Grenzen.
Luxemburger Wort: Sollte das Dossier Sportmuseum in Zukunft wieder Fahrt aufnehmen, muss es dann nach Esch/Alzette kommen?
Martine Hansen: Nein, ich denke nicht, dass Esch in irgendeiner Form Priorität genießt.
Luxemburger Wort: In der Chamberkommission für die Ausführung des Haushaltsplans (Comexbu) wurden viele Fragen bezüglich des Sportmuseums gestellt und gesammelt. Haben Sie diesen Fragenkatalog bereits gesehen?
Martine Hansen: Nein, ich habe diese Fragen noch nicht erhalten. Was gekommen ist, ist ein Antrag auf Einsicht in die Dokumente.
Luxemburger Wort: Wenn die gesammelten Fragen auf Ihrem Schreibtisch landen, werden sie auch beantwortet?
Martine Hansen: Ja, natürlich. Wenn die Chamber nach Antworten verlangt, wird sie die bekommen. Das gehört sich so und ist ein ganz normaler Vorgang. Ich möchte, wie erwähnt, ebenfalls, dass Transparenz geschaffen wird und wir das Dossier abschließen können. Das Sportministerium muss mehr nach außen sein, als die Geschichte rund um das Sportmuseum. Wir müssen vorankommen mit den wichtigen Dossiers und unsere Energie dort einsetzen, wo sie unbedingt gebraucht wird.