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Jean Asselborn au sujet des cyclistes luxembourgeois dans le Tour de France
Jean Asselborn: Guten Abend.
Bayern 2: Sind Sie traurig, dass Fränk Schleck sein gelbes Trikot heute verloren hat?
Jean Asselborn: Nein, überhaupt nicht. Es handelt sich ja nicht um Nationalmannschaften. Bei der CSC ist man ganz gescheit vorgegangen. Carlos Sastre hatte heute Vorrang. Er ist der Mann der, glaube ich, die besten Chancen im Zeitfahren hat und auch die Tour zu gewinnen.
Bayern 2: Und Fränk Schleck ist ja immer noch nach wie vor zweiter im Gesamtklassement der Tour de France. Sie haben ja mehrere sehr, sehr gute Radfahrer: Andy Schleck den besten Nachwuchsfahrer, Fränk Schleck den derzeit Gesamtzweiten und dann gibt es ja auch noch den Luxemburger Radprofi Kim Kirchen der da auch mitmischt, sehr professionell. Herr Asselborn, woher kommt das, dass so ein sehr kleines Land, mit Verlaub, wie Luxemburg so viele gute Radsportler hervor bringt.
Jean Asselborn: Sie können ruhig "kleines Land" sagen. Da sind wir nicht traurig drüber... Wissen Sie: wir hatten nach dem Krieg zum Beispiel Charly Gaul. Charly Gaul hat für uns das dargestellt, was vielleicht für die Deutschen ein Max Schmeling oder ein Fritz Walter dargestellt haben. Das war schon eine Faszination. Sowohl die Schleck Brüder als auch Kirchen haben eigentlich das Radfahren in den Genen, denn der Vater von Fränk und Andy Schleck war ein großer Radprofi. Auch in Kirchens Familie waren Radprofis. Dazu kommt, dass der Radsport eine Individualsportart ist. In Mannschaftssportarten haben wir keine Chance. Aber in einer Sportart wie Radfahren waren wir vor dem Krieg, nach dem Krieg und auch jetzt im 21. Jahrhundert unter den Besten. Wir haben eben jetzt 3 Spitzenleute zusammen und das ist schon schön für unser Land.
Bayern 2: Sie sind ja selbst, Herr Außenminister, leidenschaftlicher Radsportler, Radfahrer. Würden Sie es denn auch hinaus schaffen nach Alpe d'Huez, frech gefragt.
Jean Asselborn: Ja, ich bin die Alpe d’Huez ja schon hinauf gefahren! Aber das ist nicht so schlimm. Wenn man ein wenig trainiert und man die richtige Übersetzung hat geht das schon. Aber auf dem Rad sieht man sehr schnell wo die Grenzen sind. Und man weiß auch wenn man Rad fährt, auch als Hobbysportler, was leiden heißt. Darum ist ja diese Faszination für die Tour de France immer noch sehr groß, auch wenn verschiedene Schattenseiten bestehen.
Bayern 2: Es geht ums Leiden?
Jean Asselborn: Es geht ums Leiden, wirklich ja.
Bayern 2: Sie haben gerade die Schattenseiten angesprochen. Man kann glaube ich nicht über Radsport sprechen ohne über diese Schattenseiten zu sprechen. Es vergeht fast kein Tag an dem kein neuer Dopingfall, ein mehr oder weniger Prominenter da offenbart wird bei dieser Tour de France. Warum, mal positiv gefragt, ist es trotzdem immer noch so faszinierend für viele? Obwohl da gedopt wird.
Jean Asselborn: Man darf Doping nicht einfach ignorieren und in die Ecke stellen. Das muss man ansprechen. Ich weiß, dass es in Deutschland sehr radikale Meinungen gibt, laut denen der ganze Sport nur Doping, nur Zirkus ist, von dem man Abstand gewinnen muss. Ich glaube, es gibt im Radsport, wie überall, einige Sportler, die sehr schnell Geld verdienen wollen. Dann wird Gesundheit, Ethik, Fairness und so weiter über Bord geworfen. Aber man sieht, dass die Kontrollen greifen. Vor allem aber hat man sich in vielen Ländern legale Mittel gegeben, wie zum Beispiel bei Barloworld. Ich hoffe, dass man das europaweit tut, um so auch herauszustellen wo Doping herkommt. Es ist ja nicht nur der Fahrer. Der Fahrer ist das Endresultat. Wo bekommt er die Dopingmittel her, wer hat sie verschrieben, welche Machenschaften stehen dahinter und so weiter. Man wird es trotzdem nie fertig bringen, Doping ganz zu eliminieren. Das hat schon vor 100 Jahren bestanden, im Radfahren wie auch in anderen Sportarten. Aber trotzdem ist das Radfahren viel sauberer geworden.
Bayern 2: Der Reiz der Tour de France besteht in Etappen wie dieser heute nach Alpe d'Huez hinauf, die der Spanier Carlos Sastre gewonnen hat. Das sind die spannenden Etappen, aber müsste man das nicht alles auch ein bisschen leichter machen, damit der Radsport auch vom Doping wegkommt? Also die Tour zum Beispiel auch verkürzen.
Jean Asselborn: Sie haben mich vorhin zum Thema "Mythos Tour de France" befragt: Franzosen, Belgier, Italiener, Spanier und auch Luxemburger sind von Kindheit an mit Namen wie Eddy Merckx, Bahamontes, Gimondi, Anquetil vertraut… Die Leute begeben sich im Sommer auf die Strassen Frankreichs, um sich die Tour de France anzusehen. Die Radfahrer, damals wie auch heute noch, sind Helden der Strasse, Übermenschen die an einem vorbeirollen. Dann versteht man diese Faszination, diesen Mythos. Das macht einem viel Freude. Frankreich ohne Tour de France wäre wie München ohne das Oktoberfest. Das ist unvorstellbar. Und darum ist es ja so schade wenn verschiedene Leute mit kriminellen Dopingmethoden alles kaputt machen wollen. Darum muss sich die Tour de France, muss sich der Radsport wehren.
Bayern 2: Das war der Herr Außenminister Luxemburgs, Jean Asselborn zum Thema Radsport. Und Tour de France. Vielen Dank Herr Asselborn. Und ja man kann sagen noch viel Erfolg und viel Vergnügen bei der Tour de France.
Jean Asselborn: Danke vielmals, danke.
Bayern 2: Tschüss, auf Wiederhören.
Jean Asselborn: Auf Wiederhören.