Jean Asselborn au sujet de l'arrivée au pouvoir de Barack Obama

Sabine Beckmann: Seine Antrittsrede hat nach viel Arbeit geklungen. Amerika steht vor ernsthaften Herausforderungen, so Obama, wir müssen Amerika erneuern. Er hat auf die schwere Wirtschaftskrise verwiesen in der die USA, und nicht nur die USA, stecken. Er hat auch auf die Konflikte verwiesen in denen die US-Armee steckt, Irak oder Afghanistan.

Was hat er Europa gesagt? Zum Thema ist jetzt Jean Asselborn am Telefon, der Aussenminister Luxemburgs. Guten Morgen.

Jean Asselborn: Guten Morgen Madame Beckmann.

Sabine Beckmann: Was haben Sie aus seiner Rede in Richtung Europa herausgehört?

Jean Asselborn: In meinem ersten Satz möchte ich mich auf das Atmosphärische konzentrieren. Man hat ja gesehen, vor 4 Jahren waren es 200.000 Menschen die versammelt waren, jetzt sind es 2 Millionen gewesen, das sagt sehr, sehr viel aus. Und ich glaube die Rede war schon eine Rede, die, für mich jedenfalls, sehr bedeutend war. Einer der letzten Sätze war ja: "Die Welt hat sich geändert, Amerika muss sich auch ändern". Da steckt schon ganz viel drin.

Sabine Beckmann: Das heisst, welche Hoffnung knüpfen Sie an diesen Satz, Amerika muss sich auch ändern?

Jean Asselborn: Ich glaube, vor allem wenn man zum Beispiel das Thema Europa anspricht und die europäische Aussenpolitik, dass es hochinteressant ist, dass er gesagt hat, dass man die aussenpolitischen Probleme nicht mit Raketen lösen kann, dass die Gegner der Demokratie nicht mit militärischen Waffen besiegt werden können. Das heisst also, dass man Geduld braucht, dass man Argumente braucht um Gerechtigkeit zu verteidigen, und dies auch mit einer gewissenen Bescheidenheit.

Und darum hoffe ich, und ich bin auch davon überzeugt, dass wirklich die Zusammenarbeit zwischen Amerika, Europa, aber auch Russland sich verbessert, um die grossen Probleme der Welt zu lösen, die sowohl Europa angehen, wie auch Amerika. Ich denke da an den Nahen Osten, wie auch an Afghanistan und an Afrika, und hoffe, dass wir diese Probleme zusammen lösen können, besser zusammen lösen können, als es jetzt der Fall war in den letzten 8 Jahren.

Sabine Beckmann: Rechnen Sie aber damit, dass die EU dann auch von den USA stärker gefördert wird, zum Beispiel militärisch, weil Sie jetzt die Krisengebiete angesprochen haben?

Jean Asselborn: Ich würde sagen, dass es sicherlich nicht einfacher werden wird, was den Einsatz der Europäer angeht.

Aber was sich ändern muss, und was sich ja auch ändern wird, das ist diese ganze Psychologie auch. Es kann nicht sein, dass Amerika mit der Fahne vorangeht, und dass wir Europäer den Pfad hinterher mit marschieren müssen. So ähnlich sah es ja aus in verschiedenen Situationen in den vergangenen Jahren. Darum müssen wir jetzt versuchen den Amerikanern auch zu sagen, dass wir gleichberechtigt sind, dass wir auf gleicher Augenhöhe mit ihnen verhandeln wollen, und auch mit ihnen die Probleme lösen wollen.

Natürlich wird mehr Einsatz von uns verlangt werden. Aber ich glaube das wird die Politik, und das werden wir Europäer auch verkraften, wenn wir sehen, dass diese Solidarität auch besteht.

Sabine Beckmann: Die Wirtschaftskrise ist sicherlich das erste und wichtigste Problem, das Barack Obama angehen muss, genau wie die europäischen Länder. Wie können EU und USA in dieser Frage zusammenarbeiten?

Jean Asselborn: Auch hier möchte ich zuerst etwas ansprechen, was glaube ich noch kein Präsident in Amerika bei seiner Antrittsrede angesprochen hat. Er hat gesagt, die Umverteilung des Reichtums muss jedem zugute kommen. Das ist ein sehr, sehr wichtiger Satz.

Und er hat auch über die soziale Absicherung der Amerikaner gesprochen, die ja noch verschiedenartig in den Kinderschuhen steckt, was Krankenkassen angeht, was Renten angehen, und so weiter. Das ist ein sehr, sehr wichtiger Punkt. Das ist ein neuer Akzent, wenn wir die sozialpolitische Kultur Amerikas betrachten. Hier würde Amerika sich eigentlich der europäischen sozialen Kultur nähern, und es wäre auch sehr, sehr wichtig glaube ich, dass dieser Schritt gemacht würde.

Die Wirtschaftskrise, die Finanzkrise in dieser globalisierten Welt, das wissen wir alle, ist nur gemeinsam zwischen Amerika und den Europäern zu lösen.

Ich glaube, es war ein wichtiger Schritt als die 20 grossen Länder, oder wichtigen Länder der Welt, zusammen kamen. Diese werden jetzt wieder in London zusammen kommen, und ich hoffe, dass auch hier eine andere, neue Mentalität aufgebaut werden kann, um zu zeigen, dass die Welt nicht nur vom Westen regiert wird, sondern auch Länder einbezogen werden, die bis jetzt nur Zuschauer waren, wie Brasilien, wie China, wie Indien, wie die Türkei, wie Indonesien, und so weiter.

Sabine Beckmann: Kann noch alles ganz anders kommen, um der US amerikanischen Wirtschaft auf die Beine zu helfen? Könnte Obama auch Einfuhrzolle erheben zum Beispiel?

Jean Asselborn: Wenn er das tun würde, wäre das, glaube ich, entgegen allen Prinzipien, die er im Wahlkampf vertreten hat. Er hat ja praktisch gepredigt, dass er eine offene Welt will, und ich gehe davon aus, dass er sich eher darauf konzentrieren wird, dass wir auf dem Gebiet der Welthandelsorganisation Fortschritte machen. Das wäre wirklich das Bild, was Obama vorhergesagt hat über seine Politik.

Sabine Beckmann: Herzlichen Dank an Jean Asselborn, Luxemburgs Aussenminister, zum Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama.

Membre du gouvernement

ASSELBORN Jean

Date de l'événement

20.01.2009

Type(s)

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