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Mady Delvaux-Stehres au sujet des critiques exprimées sur l'école fondamentale et des réformes à venir de l'enseignement secondaire
Télécran: Frau Delvaux, Sie haben ein anstrengendes Schuljahr hinter sich ...
Mady Delvaux-Stehres: Ach, für die Unterrichtenden war es mindestens genauso anstrengend.
Télécran: Bereuen Sie es manchmal, dass man Ihnen nach den Wahlen wieder das Bildungsressort gegeben hat?
Mady Delvaux-Stehres: Nein, überhaupt nicht. Die Arbeit macht mir Spaß. Es ist nun einmal so, dass Schulreformen sehr langsam vorangehen. Der Vorteil eines zweiten Mandats ist, dass man genug Zeit hat, etwas vorzubereiten und es dann auch umzusetzen. Es wird oft behauptet, wir würden immer nur reformieren. Doch nach sechs Jahren im Amt stelle ich fest, dass wir erst ganz am Anfang stehen. Die Grundschulreform kommt in ihr zweites Jahr, die Reform der Berufsausbildung startet jetzt erst. Außerdem braucht es sehr viel Zeit, bis sich die Praxis in den Schulen ändert. Das haben wir 2009 deutlich In den Grundschulen gesehen. Sogar Lehrer, die ihre Arbeit bisher sehr gut gemacht haben, waren auf einmal verunsichert. In diesem Jahr gilt es, die guten Praktiken zu festigen.
Télécran: Die Grundschulreform war längst überfällig, darin waren sich alle einig. Doch als sie dann umgesetzt wurde, hagelte es Kritik.
Mady Delvaux-Stehres: Das ist normal.
Télécran: Gab es Kritikpunkte, die Sie trotzdem trafen?
Mady Delvaux-Stehres: Es war nichts dabei, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Unterschätzt hatte ich allerdings den administrativen Aufwand. In der Verwaltung sind die Mitarbeiter an die Grenzen ihrer Kapazität gestoßen. Dadurch entstanden Probleme, die für sehr viel Verärgerung in den Schulen gesorgt haben, zum Beispiel die Tatsache, dass wir zu wenig Vertreter für Krankheitsfälle hatten, oder dass die Lehrbeauftragten so lange auf ihr Gehalt warten mussten. Die Reform war als pädagogische Reform gedacht, doch sie zog eine enorme administrative Reform hinterher. Damit haben wir die Geduld der Schulen strapaziert, insbesondere der Präsidenten, die mit Anfragen und Beschwerden bombardiert wurden.
Télécran: Für sie war die administrative Arbeit Neuland...
Mady Delvaux-Stehres:Wobei ich die beiden Bereiche klar trennen möchte. Die administrative Arbeit oblag den Verwaltungen. Für die Schulkomitees galt es, im Team gemeinsam Entscheidungen zu treffen und darüber kurze Berichte zu verfassen. Das Absprechen im Team ist ein wichtiger Bestandteil der Reform, auf den wir nicht verzichten können.
Télécran: Hat sich das Modell "Schulkomitees" mit den Präsidenten bewährt, oder denken Sie mittlerweile doch über Schuldirektoren nach?
Mady Delvaux-Stehres: Ich glaube, die Komitees funktionieren ganz gut. In Gesprächen mit den Präsidenten habe ich erfahren, dass die meisten der Auffassung sind, die Teamarbeit bringe sie weiter. Man sieht ja auch bei den Gymnasien, dass eine Schule nie von einer einzigen Person geleitet wird. Der Direktor hat ein ganzes Team um sich herum, das gemeinsam Entscheidungen trifft.
Télécran: Eine wichtige Neuerung waren die Evaluierungsmethoden im ersten und zweiten Zyklus. Viele Lehrer warfen Ihnen vor, das neue System überstürzt einzuführen. Sind sie froh, dass Sie sich durchgesetzt haben?
Mady Delvaux-Stehres: Das erste Jahr ist immer schwierig. Wir haben diese Reform vier Jahre lang vorbereitet. Selbst wenn wir noch ein Jahr gewartet hätten, wäre es für die Lehrer schwierig geworden. Auch wenn man sich intensiv mit etwas Theoretischem beschäftigt, sieht die Anwendung in der Praxis wieder ganz anders aus. Das Problem ist immer, dass man gleichzeitig versuchen muss, jeden ins Boot zu bekommen und weiterzukommen. Die Lehrer des dritten Zyklus' hatten jetzt ein Jahr Zeit, sich auf die "Bilans" einzustellen, doch auch für sie wird die Anwendung nicht einfach. Unterm Strich bin ich eher zufrieden mit dem ersten Jahr der Schulreform.
Télécran: Die zweite große Reform steht ja bereits vor der Tür. Wie weit sind Sie mit der Sekundarschulreform?
Mady Delvaux-Stehres: Wir hatten ja im März ein "document d'orientation" mit den groben Zügen der Reform vorgestellt. Von den Gymnasien haben wir durchweg positive Rückmeldungen dazu erhalten. In der Oberstufe geht es ja darum, weniger zu spezialisieren und die Schüler durch mehr Allgemeinbildung besser auf die Universität vorzubereiten. Jetzt müssen wir an den Details arbeiten. Beim "cycle inférieur" sind die Arbeiten schon etwas weiter vorangeschritten. Das Konzept stellen wir offiziell Ende September vor. Ein Schwerpunkt wird eine bessere Orientierung der Schüler sein.
Télécran: Was wird Ihnen in diesem Schuljahr wohl am meisten Kopfzerbrechen bereiten?
Mady Delvaux-Stehres: Alles gleichermaßen. Dabei fällt mir ein, dass wir noch nicht über die Reform der Berufsausbildung gesprochen haben. Die Ausbildung basiert auf einzelnen Modulen. Schafft der Schüler ein Modul nicht, kann er es im Laufe der Ausbildung wiederholen, unabhängig von den anderen Kursen, die er belegt. Das stellt eine enorme organisatorische Herausforderung an die Schulen und Betriebe. Aber die Mühe wird sich lohnen, denn es kommen laufend neue, sehr interessante Berufe hinzu, die immer anspruchsvoller werden.
Télécran: Neues, vor allem kreative Ideen und Impulse, hatte man sich auch von den Schulen "Neie Lycée" und "Eis Schoul" erwartet. Während man von der einen praktisch nichts mehr hört, dringt von der anderen vor allem Negatives an die Öffentlichkeit...
Mady Delvaux-Stehres: Beim "Neie Lycée möchte ich betonen, dass der Betrieb dort sehr gut funktioniert. Im Januar werden wir die Qualitätsstudie über die Schule, die die Uni Luxemburg durchführt, präsentieren. All die Erfahrungen, die dort gemacht werden, fließen in die Reform des Sekundarschulunterrichts ein.
Bei "Eis Schoul" hat es in der Tat viele Schwierigkeiten gegeben, was mich sehr traurig stimmt. Eine neue Schule braucht aber immer eine gewisse Anlaufzeit, in der Regel drei Jahre. Wir waren auf die Schwierigkeiten nicht ganz vorbereitet, weil das Konzept von sehr erfahrenen Pädagogen an uns herangetragen wurde. Man hatte sich nicht erwartet, dass dieses Team Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit hätte. Doch dann hat sich herausgestellt, dass nicht alles so im Detail geplant gewesen ist, wie ich mir das erwartet hatte. Außerdem hatte sich das Team sehr viel vorgenommen. Unter den Kindern waren aber dann einige "Schulflüchtlinge", also Schüler, die bereits in anderen Schulen Probleme hatten. Die Schwierigkeiten bringen solche Kinder in die neue Schule mit. Viele davon hatten Verhaltensschwierigkeiten, die das Team überfordert haben. Wir versuchen nun, diese Kinder besser zu betreuen, und ich hoffe, dass sich das Schulklima dann auch bessert. Denn "Eis Schoul" hat bisher auch sehr viel Positives hervorgebracht.
Télécran: Bei der vergangenen Rentrée beklagten die Gewerkschaften einen akuten Personalmangel. Mittlerweile stehen die Zeichen in der Regierung auf Sparen. Heißt das, dass das Problem noch immer nicht gelöst werden kann?
Mady Delvaux-Stehres: Das Unterrichtsministerium beteiligt sich selbstverständlich am Sparpaket. Doch ich möchte betonen, dass ich von der Regierung grünes Licht zur Rekrutierung bekommen habe. Die Einstellung von neuem Lehrpersonal läuft deshalb auf hohem Niveau. Doch unser Reservoir, aus dem wir schöpfen, ist nun mal nicht unbegrenzt, vor allem im Sekundarunterricht. Für die Grundschule haben wir in diesem Jahr übrigens alle Kandidaten eingestellt. Nur für den ersten Zyklus hatten wir zum ersten Mal zu viele Kandidaten. Für die Abgänger der Universität Luxemburg ist das kein großes Problem, da sie sowohl für den ersten als auch für die restlichen Zyklen ausgebildet wurden. In Belgien unterscheidet man aber zwischen Kindergarten und Primärschule.
Télécran: Wie sieht für Sie die ideale Schule aus?
Mady Delvaux-Stehres: Das eine richtige Modell gibt es nicht. Aber es gibt Charakteristiken für eine gute Schule. Zuerst einmal müssen alle Beteiligten ein Team sein, denn das Arbeitsklima ist sehr wichtig. Es müssen gemeinsame Regeln bestehen, an die jeder sich hält. Ideal ist, wenn jeder gerne hingeht und arbeiten will.
Télécran: Diese Beschreibung wäre eigentlich auf jedes Unternehmen anwendbar...
Mady Delvaux-Stehres: Das stimmt. Ich bin mir auch bewusst, dass niemand sich jeden Tag voller Freude in die Arbeit stürzt, auch nicht im schönsten Beruf der Welt. Deswegen muss die Zusammenarbeit so sein, dass alles funktioniert, auch wenn einer mal einen schlechten Tag hat. Das Schulklima wird übrigens ein Schwerpunkt dieser "Rentree" sein. Im Rahmen der "Plan de Réussite Scolaire" haben viele Schulen dieses Thema zur Priorität erklärt.