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"Die Rolle der Schule nicht überschätzen", Mady Delvaux-Stehres au sujet de la rentrée scolaire
Mady Delvaux-Stehres: "Mit Bestimmtheit, aber auch mit einer gewissen Gelassenheit. Vor allem im Vergleich zum vergangenen Jahr. Denn zur letztjährigen Rentrée, im Jahr eins der praktischen Umsetzung der Grundschulreform, war ich zugegebenermaßen sehr aufgeregt. Zwar gibt es auch in diesem Jahr diverse Neuheiten, ich denke da zum Beispiel an die Berufsausbildung, aber das Ausmaß dieser Neuerungen ist auf die Anzahl der betroffenen Klassen bezogen ein ganz anderes als bei der Grundschulreform."
Tageblatt: Wenn Sie auf die vergangenen Jahre zurückblicken, haben Sie jemals bereut, die Schulreform in ihrer jetzigen Form begonnen zu haben? Hatten Sie jemals diesbezügliche Zweifel?
Mady Delvaux-Stehres : "Ich denke nach wie vor, dass das, was wir bisher unternommen und geleistet haben, sei es in Sachen Grundschule oder Berufsausbildung, aber auch die bisherigen Vorbereitungsarbeiten im Zusammenhang mit der Reform des Sekundarunterrichts, richtig war und ist. Nur geht mir persönlich alles zu langsam. Ich bin der Auffassung, dass wir bei der Umsetzung der verschiedenen Reformen einfach schneller vorankommen müssten. Wobei man aber auch bedenken muss, dass wir unsere Reformen nicht einfach von einem Institut ausarbeiten lassen, sondern gemeinsam mit den verschiedenen Parteien, den Lehrern, mit den für die Programme zuständigen Ausschüssen und mit den einzelnen Arbeitsgruppen versuchen, die Reformen umzusetzen. Diese Vorgehensweise braucht einfach ihre Zeit. Die Vorwürfe, die Reform der Grundschule bzw. der "formation professionnelle" sei überstürzt, sind so also nicht haltbar. Ich glaube, unsere Kinder haben es verdient, dass wir ihnen eine zukunftsorientiertere Schule aufbauen. Ich bin auch bereit, die Sachen, die nicht gut laufen - in diesem Zusammenhang werden mir immer wieder die Promotionskriterien, das Kompensationssystem genannt -, zu ändern. Aber nur, wenn wir es durch ein vollwertiges System ersetzen können. Und die Ausarbeitung dieses Systems dauert."
Tageblatt: Jahr eins nach dem offiziellen Start der Schulreform. Wie fällt Ihre ganz persönliche Bilanz bzw. Zwischenbilanz aus? War es richtig, die Reform auf Grundschulebene zu beginnen?
Mady Delvaux-Stehres : "Allgemein ist es zu früh, eine Bilanz zu ziehen. Wir haben erst ein Jahr dieser Reform hinter uns. Was wiederum aber nicht bedeutet, dass wir nicht versuchen, auf die Sachen zu reagieren, die bereits jetzt verbessert werden können. Was nun die Vorgehensweise anbelangt, so war es logisch, die Definition der Kompetenzen, die ein Schüler haben muss, einerseits bei den ganz Kleinen zu beginnen, andererseits aber auch die Ziele zu definieren, die man bis zum Ende seiner Laufbahn erreicht haben sollte. Das ist die Diskussion, die wir derzeit führen, wo es darum geht, was wir von einem l ere bzw. 13 e -Schüler erwarten. Ich bin der Auffassung, dass man nicht ausschließlich unten beginnen kann."
Tageblatt: Sie haben die Reform der Berufsausbildung angesprochen. Die wird im neuen Schuljahr nur teilweise umgesetzt ...
Mady Delvaux-Stehres :"Wir beginnen die praktische Umsetzung der Reform mit 19 "formations-phares". Ich gebe zu, dass dies etwas schwierig zu verstehen ist. Denn einerseits bilden wir immer noch in den gleichen Berufen aus wie bisher. Nur dass die einen Ausbildungen entsprechend dem neuen, andere wiederum entsprechend dem alten Modell laufen. Bis zum kommenden Jahr, wo dann hoffentlich alle Ausbildungen nach dem neuen Modell funktionieren sollen. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass wir die praktischen Probleme zum Beispiel in Sachen Informatik oder Organisation der Stundenpläne im kleinen Maßstab einmal durchexerzieren können und so Fehler rechtzeitig erkennen und ausbügeln können. Bevor die Reform in ihrer Gesamtheit und in allen Fachbereichen umgesetzt wird. Anders als bei der Grundschulreform, die wir gleich nahezu ganz umgesetzt haben und wo dann im Nachhinein Punkte auftauchten, die nicht wie gedacht funktionierten. Wie zum Beispiel das Ersetzen von Fehlstunden beim Lehrpersonal."
Tageblatt: Das Ersetzen der Fehlstunden ist etwas, das nicht- zumindest nicht auf Anhieb-geklappt hat. Was hat im vergangenen Jahr bei der praktischen Umsetzung gut-vielleicht besser als erwartet- geklappt? Was, außer den bereits erwähnten Fehlstunden, weniger gut?
Mady Delvaux-Stehres :"Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Denn die Reform der Grundschule umfasst ja eigentlich zwei Elemente: ein pädagogisches und ein administratives. Letzteres, also die administrative Umstellung, zu der die staatliche Nominierung sowie die Zuteilung der Lehrkräfte und die zentrale Verteilung der Lehrbeauftragten zählen, das muss ich zugeben, hat uns fast das Genick gebrochen. Das, was mehr als 100 Gemeinden bisher dezentral gemacht haben, musste auf einmal zentral geregelt werden. Das hat das Ministerium in Sachen Leistungsfähigkeit schon an seine Grenzen gebracht. Dabei verstehe ich, um auf die Fehlstunden zurückzukommen, die Unzufriedenheit. Wenn ich eine fehlende Lehrkraft ersetzen muss und ich finde keinen Ersatz, dann trägt dies noch zur bereits vorherrschenden Nervosität bei. Positiv hingegen ist - und dies betrifft nun den pädagogischen Bereich -, dass die Teams in den Schulen beginnen, richtig zu funktionieren. Diesbezüglich gab es anfangs ja erhebliche Aufregung. "Wir beraten uns zu Tode, wir haben keine Zeit mehr, um uns um die Kinder zu kümmern", hieß es immer. Mittlerweile wird dies aber, wie mir in den verschiedenen Treffen berichtet wird, die ich u.a. mit den Präsidenten der verschiedenen Schulen hatte, von fast allen Seiten positiv bewertet. Als positiv bewerte ich auch die Akzeptanz der neuen Bilanzen. Die anfänglichen Befürchtungen, dass die Eltern überhaupt nicht verstehen, was wir eigentlich bezwecken, scheinen sich so nicht bewahrheitet zu haben."
Tageblatt: Die Akzeptanz ist höher bei den Eltern als bei den Lehrkräften ...
Mady Delvaux-Stehres : "Ja, das stimmt, aber das finde ich durchaus normal. Für einen Lehrer, der ein bestimmtes System gewohnt war, ist es nicht einfach, sich von einem Tag zum anderen umzustellen. Gleichzeitig sagen mir aber etliche Leute, dass das neue System ihnen erlaubt, ein allgemein besseres Bild der Stärken und Schwächen des jeweiligen Schülers zu bekommen. Dies ist bei einer Bewertung nach Punkten so nicht möglich.
Die Herausforderung in diesem Jahr besteht nun darin, dieses System nach den Zyklen eins und zwei nun im Zyklus drei einzuführen. Zur Rentree 2011/2012 folgt dann der vierte Zyklus, aber nur das erste Jahr. Das sechste Schuljahr lassen wir nach dem alten System laufen. Weil dieser Jahrgang im Sekundarbereich noch nach Punkten benotet werden wird, macht es wenig Sinn, sie in einem Jahr ohne Punkte, im darauffolgenden Jahr aber wieder mit Punkten zu benoten.
Vielleicht noch ein Wort zum immer wieder kritisierten administrativen Aufwand: Vom Ministerium und von den Regionalbüros des Inspektorats her versuchen wir, jeden unnötigen Briefwechsel mit den Schulen zu vermeiden. Um die Berichte über die verschiedenen Versammlungen, um das Erstellen eines persönlichen Dossiers für jedes Kind, darum kommen wir nicht herum. Es ist einfach enorm wichtig, dass die geleistete Arbeit auch dokumentiert wird."
Tageblatt: Im übernächsten Jahr, haben Sie gesagt, werden die neuen Bilanzen auch im vierten Zyklus eingeführt. Ist zu diesem Zeitpunkt denn auch mit der viel geforderten Reform der Orientierung zu rechnen?
Mady Delvaux-Stehres : "Ja, im Schuljahr 2011/2012 wird das entsprechende Reglement vorgestellt, so dass es zu Beginn des Schuljahres 2012/2013 in Kraft treten kann. Mehr sage ich zum jetzigen Zeitpunkt zu diesem Thema aber nicht. Aber wir sind uns bewusst, dass die Notwendigkeit für diese Reform immer größer wird. Ich hoffe zudem, dass wir durch die neuen Bilanzen, in denen die verschiedenen Kompetenzsockel aufgeführt sind, eine präzisere Beschreibung der einzelnen Schüler über Jahre hinweg durchführen können.
Derzeit werden wir regelmäßig mit Fällen konfrontiert, in denen die Eltern ob der Orientierung ihres Kindes aus allen Wolken fallen."
Tageblatt: Im Idealfall wäre die Orientierung also nichts weiter als eine Bilanz der einzelnen, über die Jahre gemachten Bilanzen? Nichtsdestotrotz wird es wahrscheinlich immer Eltern geben, die die Entscheidungen infrage stellen werden ...
Mady Delvaux-Stehres :"Ich weiß nicht, ob es die ideale Lösung gibt. Zwischen den Erwartungen und der Realität gibt es immer ein Spannungsfeld. Wobei ich aber betonen will, dass die Orientierung eines Kindes in den technischen Sekundarunterricht dem betroffenen Kind aber immer noch alle Möglichkeiten offen lässt. Und auch eine Orientierung in den "préparatoire", wo eine sehr gute Arbeit geleistet wird, bietet Möglichkeiten. Die Hälfte der in den "modulaire" orientierten Kinder schaffen wieder den Anschluss an eine EST-Klasse. Der "préparatoire" hat einfach ein schlechtes Image.
Bei der Reform der Unterstufe des Sekundarunterrichts, die wir Ende des Monats vorstellen werden, wird der "préparatoire" verstärkt eingebunden und die Brücken zwischen den verschiedenen Ausbildungswegen werden besser definiert. In einer idealen Schulstruktur dürfte es ja keine Einbahnstraße geben. Gleichzeitig hoffe ich, dass wir aufgrund der Reform in der Grundschule, aufgrund der besseren Beobachtung der Kinder weniger Kinder in Richtung "préparatoire" orientieren werden."
Tageblatt: Oft spielen aber nicht nur pädagogische, sondern auch soziale, familiäre Probleme eine große Rolle ...
Mady Delvaux-Stehres : "Kinder lernen nicht nur in der Schule. Die Kinder, die ein Elternhaus haben, in dem sich viel um sie gekümmert wird, haben natürlich mehr Chancen, auch in der Schule weiterzukommen. Kinder, um die sich nicht oder weniger gekümmert wird, haben diese Chancen nicht. Und wenn dann noch hinzukommt, dass das Kind vielleicht schwieriger lernt und auch nicht die Zuneigung erfährt, die es bräuchte, dann sind die Chancen, dass es im "préparatoire" landet, um ein Vielfaches höher.
In Luxemburg kommt dann auch noch das sprachliche Problem hinzu, das sich oft mit einem sozialen Defizit kumuliert. Das erklärt bis zu einem gewissen Punkt die aktuelle Situation. Deshalb auch die Idee, in der Grundschule einen sogenannten 'appui' anzubieten. Hierbei geht es vor allem darum, dass sich Lehrer Zeit für die Kinder nehmen, um die sich normalerweise niemand kümmert, die niemand anspornt.
Wenn diese Maßnahme greift, dann werden wir zukünftig wahrscheinlich weniger Schüler haben, die nicht korrekt lesen oder schreiben können.
Wobei ich aber auch immer wieder betonen will, dass wir uns nicht nur in Bezug auf die schwächeren, sondern auch bei den stärkeren Schülern anstrengen wollen. Der Grundgedanke der Reform ist schließlich, alle Schüler in ihrem Leistungsvermögen eine Stufe weiter zu bringen."
Tageblatt: In der Grundschule soll das kommende Jahr dazu dienen, dass die Reform sich "stabilisiert", dass die verschiedenen Partner an Sicherheit gewinnen. Was aber ist mit der anstehenden Reform des "secondaire"?
Mady Delvaux-Stehres : "Im März dieses Jahres haben wir ein sehr allgemeines Orientierungspapier für die Oberstufe vorgestellt und in den Schulen diesbezügliche Reaktionen eingeholt. Ich habe in diesem Zusammenhang für den Herbst eine Orientierungsdebatte im Parlament beantragt. Im Anschluss an diese Debatte werden wir erste Schlussfolgerungen ziehen und dann ein konkreteres Dokument vorlegen. In dieses Dokument werden auch Informationen einfließen, die wir aus Simulationen bezüglich der Schulorganisation ziehen, die wir derzeit dabei sind, durchzuführen. Die Frage, die sich nämlich stellt, ist, wie viele Optionen aus organisatorischer Sicht man einem Schüler überhaupt ermöglichen kann.
Das Dokument mit präzisen Vorschlägen zur Reform der Unterstufe indes werden wir Ende September präsentieren. Diese Vorschläge betreffen sowohl die Lehre als auch die Bewertung und die Orientierung. Damit wäre dann nach den Vorbereitungsarbeiten (Definition der Kompetenzsockel, Einführung des 'complement-bulletin'), die im vergangenen Jahr geleistet wurden, für die Klassen T bis 9 e bzw. T bis 5 e das Gesamtpaket geschnürt. Dann stellt sich aber auch noch die Frage der Schulautonomie. In anderen Worten: Wie viel Autonomie bei der Organisation, aber auch bei den Programmen oder der Orientierung gewähren wir den Schulen, um die vorgegebenen Objektive zu erreichen? Das wird sicherlich eine interessante Diskussion werden. Danach muss dann der rechtliche Rahmen bezüglich der Organisation der Lyzeen neu definiert werden."
Tageblatt: Persönlich plädieren Sie für den größtmöglichen Freiraum für die einzelnen Schulen?
Mady Delvaux-Stehres : "Persönlich bin ich dafür. Ich weiß aber auch, dass diese Meinung nicht bei jedem Anklang findet. Denn wenn man den Schulen mehr Freiraum zugesteht, muss man gleichzeitig aber auch sicherstellen, dass die Vorgaben eingehalten beziehungsweise erreicht werden. Dies geschieht anhand eines Monitoring-Systems, das die Schulqualität, aber auch andere Punkte wie zum Beispiel das Schulklima bewertet. Dieses System, das wir dabei sind, gemeinsam mit der Uni Luxemburg zu entwickeln, ist aber ein schwieriges Dossier. Auch deshalb, weil es darum geht, aus diesem Monitoring Schlussfolgerungen zu ziehen. Es geht nämlich nicht nur darum, etwas festzustellen, man muss aus diesen Feststellungen auch Handlungen ableiten können. An diesem Punkt haben wir noch viel zu arbeiten."
Tageblatt: Wer Bewertung sagt, sagt auch PISA ...
Mady Delvaux-Stehres : "Die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie werden im Dezember veröffentlicht. Erstmals wurden die Tests auch zweisprachig - auf Deutsch und auf Französisch - durchgeführt. Und Anfang 2011 dann, im Januar oder Februar, wird nach fünfjährigem Betrieb auch die Bewertung für den 'Neie Lycee' vorgestellt."
Tageblatt: Sorgen machen Ihnen noch immer die zahlreichen Schulabgänger?
Mady Delvaux-Stehres : "Wir haben die Zahl der Schüler, die die Schule ohne Abschluss verlassen, zwar reduzieren können, doch sind es immer noch zu viele. Wobei ich aber auch hier betonen will, dass dies nicht die alleinige Schuld der Schule ist.
Zur diesjährigen Rentrée zum Beispiel haben wir mehr als 250 sogenannte "primo-arrivants", die älter als 13 Jahre sind. Diese beherrschen nicht eine der in Luxemburg gängigen Sprachen und diese Jugendlichen innerhalb von nur drei bis vier Jahren zu einem Abschluss zu bringen, ist enorm schwer. Es macht einen Riesenunterschied, ob man ein Kind ab der Vorschule begleitet oder ob es sich um jugendliche Quereinsteiger handelt.
Und Letztere haben wir in Luxemburg enorm viele, rund 800 im Laufe eines Schuljahres. Wenn wir diese Kinder nicht auffangen, dann hat das negative Auswirkungen auf die Integration und auf den sozialen Frieden im Land. In diesem Sinne müssen wir auch in diesem Bereich immer neue Schulformen entwickeln."
Tageblatt: Der Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), hat im Rahmen der Sarrazin-Debatte über die Integration ausländischer Mitbürger die obligatorische Einschulung ab dem ersten Lebensjahr gefordert. Aufgrund der angesprochenen hohen Anzahl an (älteren) Quereinsteigern wäre dies also kein Modell für Luxemburg?
Mady Delvaux-Stehres : "Also erstens bin ich nicht dafür, die Menschen zu allem zu zwingen. Zweitens warne ich davor, die Rolle der Schule zu überschätzen. Schule ist ein wichtiges Element, aber die Schüler sind und bleiben immer noch die Kinder ihrer Eltern. Neben der Schule verbringen die Kinder sehr viele Stunden zu Hause. Meiner Meinung nach müssen wir also, wie es in England zum Beispiel mit großem Erfolg getan wird, verstärkt den Dialog mit den Eltern suchen. Wir müssen den Eltern vermitteln, dass für den schulischen Erfolg ihres Kindes der eigene Bildungsstand zwar sicherlich eine Rolle spielt, aber nicht entscheidend ist.
Viel wichtiger ist Aufmerksamkeit, viel wichtiger ist, dass Eltern sich mit ihren Kindern abgeben, ihnen Zeit widmen und mit ihnen reden. Fehlenden Dialog, fehlende Aufmerksamkeit kann man nicht durch eine Schulausbildung - und wenn es von Geburt an wäre - ausgleichen. In jedem Fall ist Elternarbeit sehr wichtig. Wie eine Auswertung der PISA-Studie in Deutschland gezeigt hat, ist sie ein Element, das zum schulischen Erfolg eines Kindes beiträgt.
Und auch in diesem Bereich müssen die einzelnen Schulen ihren ganz eigenen Weg finden: Denn es ist nicht das Gleiche, ob eine Schule im dörflichen oder städtischen Raum liegt, ob der Anteil ausländischer Kinder hoch oder niedrig ist, ob die Eltern viel oder eher wenig berufstätig sind ... All diese Punkte spielen eine Rolle bei der Art, wie man die Eltern miteinbeziehen kann oder soll."
Tageblatt: Kritiker werden jetzt sagen, dass die Eltern, die sich schon vor der Reform interessiert haben, dies auch weiterhin tun werden und jene, denen ihre Kinder egal sind, auch weiterhin den Kontakt zur Schule meiden werden ...
Mady Delvaux-Stehres: "Das mag zu einem gewissen Teil stimmen. Nichtsdestotrotz versuchen wir, die Eltern dazu zu bewegen, in die Schule zu kommen. Deshalb haben wir auch die verschiedenen Bilanzen eingeführt, die dem Kind nicht wie ein Zeugnis einfach mit nach Hause gegeben werden, sondern die zusammen mit den Eltern in der Schule diskutiert werden. Es geht hier auch darum, den Eltern, vor allem jenen Eltern, die selbst schlechte Erfahrungen mit der Schule gemacht haben, ihre Angst vor der Schule zu nehmen. In einer gewissen Weise teilen sich durch dieses System Lehrer und Eltern die Verantwortung. Das macht es für viele Eltern leichter. Die Einführung der verstärkten Elternarbeit ist auch deshalb nicht ganz einfach, weil es anders als zum Beispiel in skandinavischen Ländern diesbezüglich keine Tradition in Luxemburg gibt."
Tageblatt: Zum Schluss vielleicht noch die klassischste aller Fragen: Wie waren Sie eigentlich in der Schule?
Mady Delvaux-Stehres : "Muss ich diese Frage beantworten? (schmunzelt) Sagen wir so: Ich bin immer unheimlich gerne zur Schule gegangen."