Interview mit Stéphanie Obertin im Tageblatt "Ich habe viel gelernt"

Interview: Tageblatt (Chris Schleimer)

 

Tageblatt: Frau Ministerin, wie fällt Ihre Bilanz der Wirtschaftsmission aus?

Stéphanie Obertin: Es waren intensive Tage. Zuerst hatten wir in Tokio im Bereich der Forschung einen wichtigen Austausch mit Kollegen von japanischen Instituten und versucht, neue Kooperationen aufzubauen. Wir haben ja bereits einige Zusammenarbeiten in dem Bereich, zum Beispiel durch das LIH (Luxembourg Institute for Health, Anm. d. Red.) im Bereich der Parkinson-Forschung. Hier in Osaka war es für mich ganz interessant, andere Bereiche kennenzulernen, wie die Raumfahrt oder die Kreislaufwirtschaft.

Tageblatt: Welche Schlüsse ziehen Sie im Bereich der Digitalisierung?

Stéphanie Obertin: Das war ein wichtiges Thema dieser Mission. Als Luxemburg haben wir uns ja Strategien im Bereich KI, Quantentechnologie und Datenverwaltung gegeben. Hier konnten wir uns mit Leuten in genau diesen Bereichen aus tauschen. Japan verfolgt - wenn wir die Datenverwaltung nehmen - eine ähnliche Idee wie wir. Sie legen auch viel Wert auf Datenschutz und die Wahrung der Privatsphäre. Von daher waren die Diskussionen darüber, wie man mit Daten umgehen soll, sehr interessant. Daten sind ein wichtiges Element in vielen Be reichen, zum Beispiel sind sie die Grundlage, um überhaupt mit KI zu arbeiten.

Tageblatt: Sie haben Minister Delles vertreten und sowohl beim Wasserstoff als auch beim Thema Raumfahrt den Fokus auf die Forschung gelegt.

Stéphanie Obertin: Richtig. Wir betreiben in Luxemburg ja auch Forschung im Bereich Wasserstoff. Das ist etwas, was man erst einmal aufbauen muss. Wasserstoff ist eine wichtige Alternative, um im Be reich Energie nachhaltiger und klimaschonender zu werden.

In der Raumfahrt spielt die Forschung in Luxemburg ebenfalls eine große Rolle, unter anderem mit dem LIST. Auch hier habe ich interessante Akteure getroffen. Ich bin in diesem Bereich zwar weniger Experte als Minister Delles, doch ich habe hier sehr viel gelernt.

Tageblatt: Wird diese Mission in irgendeiner Weise weiterverfolgt?

Stéphanie Obertin: Absolut. Mit ispace, also der Firma, die den Mond-Rover gebaut hat, haben wir bereits weitere Termine vereinbart. Aber die Mission wird auf sämtlichen Ebenen eine Fortsetzung finden, ob in der Forschung, mit Universitäten oder anderen Akteuren.

Tageblatt: Sie haben auch ein paar Pavillons auf der Weltausstellung gesehen. Welcher hat Ihnen - ab gesehen vom Luxemburger - am besten gefallen?

Stéphanie Obertin: Ich habe einige interessante Pavillons gesehen. Gestern (Mittwoch, Anm. d. Red.) habe ich den japanischen gesehen, der sehr interessant war. Heute war ich im Healthcare-Pavillon, der für mich persönlich sehr spannend war (Oberton praktizierte vor ihrem Eintritt in die Regierung als Allgemeinmedizinerin, Anm. d. Red.). Der Schweizer Pavillon, der den Fokus auf den wissenschaftlichen Bereich gelegt hat, hat mir auch gefallen. Für solche Sachen bin ich immer zu begeistern.

Aber der Luxemburger Pavillon mit diesen beeindruckenden Bildern aus Luxemburg hat definitiv auch seinen Reiz.

Tageblatt: War es Ihre erste Reise nach Japan und wie hat Ihnen das Land gefallen?

Stéphanie Obertin: Es war meine erste Reise. Auf solchen Missionen sieht man natürlich nicht sehr viel vom Land. Ich muss aber sagen, dass Tokio und Osaka sehr unterschiedlich sind.

In Tokio haben wir vor allem den Teil der Stadt mit den ganzen Administrationen gesehen, der sehr geordnet ist. Da geht es hier in Osaka schon etwas wilder zu (lacht). Aber sowohl in Tokio als auch in Osaka sind die Menschen sehr freundlich und zuvorkommend. Mir persönlich hat es jedenfalls sehr gut gefallen.