Conférence publique "Borrelia und andere Krankheitserreger – Ergebnisse der luxemburgischen Studie 2007-2009"

Borrelia und andere Krankheitserreger: Ergebnisse der luxemburgischen Studie 2007-2009
Donnerstag, 03.06.2010 - von 18h30 bis 20h00 im Amphithéâtre am Centre Hospitalier in Luxemburg

Borreliose und Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) gehören zu den bekanntesten von Zecken übertragenen Krankheiten. Weitere Krankheiten mit teilweise problematischen Verläufen sind Rickettsiose, Anaplasmose, Babesiose, Tularämie, Katzenkratzkrankheit, Fünf-Tage-Fieber und Q-Fieber. Zur Abschätzung des Infektionsrisikos nach einem Zeckenstich wurden im Rahmen einer Studie des Instituts für Immunologie (CRP-Santé/LNS) Zecken auf diese Erreger untersucht.

Zwischen 2007 und 2009 wurden an 33 Probestellen insgesamt mehr als 8000 Zecken von der Vegetation gesammelt und auf Krankheitserreger untersucht. Nach einem Aufruf im Jahr 2008 wurden von der Bevölkerung weitere 1600 Zecken eingesandt, die vorwiegend von Haus- und Wildtieren stammten.

Interessanterweise unterschied sich die Artzusammensetzung der von Vegetation und von Wirtstieren gesammelten Zecken. So wurden 99,9% der von der Vegetation stammenden Zecken dem Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) zugeordnet und nur 0,01% der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Die Zecken, die von der Bevölkerung eingeschickt wurden zeigten eine größere Artenvielfalt (I. ricinus, I. hexagonus, I. frontalis, D. reticulatus), jedoch war auch hier der Gemeine Holzbock vorherrschend (90%). Menschen wurden ausschließlich vom Gemeinen Holzbock befallen.

Diese Beobachtung lässt sich auf die unterschiedliche Lebensweisen der Zecken zurückführen. Der Gemeine Holzbock gehört zu den exophilen Zecken, welche aktiv auf Wirtssuche gehen und dabei die niedrige Vegetation erklimmen (bis ca. 1,5m Höhe), während endophile Zecken, wie z.B. die Igelzecke (I. hexagonus) ihr Leben im Bau oder Nest eines Wirtes verbringen. Aus diesem Grund kommen Menschen vorwiegend mit dem Gemeinen Holzbock in Kontakt. Somit gilt diese Zeckenart auch als wichtigster Krankheitsüberträger in Westeuropa.

Insgesamt waren 25% der Zecken mit mindestens einem Erreger infiziert, wobei die Infektionsrate erwachsener Zecken doppelt so hoch war wie die der Nymphen (Jungstadien).

Am häufigsten waren Erreger der Borreliose (15,1%) und Rickettsiose (6,5%), während die Erreger der Babesiose (2,1%), Anaplasmose (1,1%) und der Katzenkratzkrankheit (0,2%) weniger häufig detektiert wurden. Bislang konnten weder das FSME-Virus, noch Erreger der Tularämie und des Q-Fiebers in luxemburgischen Zecken nachgewiesen werden.

Auf regionaler Ebene konnten Schwankungen in der Häufigkeit von Borrelia-infizierten Zecken festgestellt werden. Diese sind wahrscheinlich durch die unterschiedliche Habitate der Probestellen bedingt, die sich zum einen im Mikroklima, zum anderen in der Wirtstierpopulation unterscheiden. Bei näherer Untersuchung der Probestellen zeigte sich, dass die Borrelia-Infektionsrate von Zecken an Stellen mit starkem Maß an Verstädterung (10-60% versiegelter Flächen) höher war, als in naturbelassenen (<10%) Regionen. Diese Beobachtung kann ebenfalls auf unterschiedliche Wirtstierpopulationen (z.B. bestimmte Nagetiere und Vögel) zurückgeführt werden.

Zusätzlich zu den regionalen Schwankungen wurden auch saisonale Unterschiede in der Infektionsrate von Zecken festgestellt. Im Mai und September waren prozentual mehr Zecken mit Borrelia infiziert, als in den Sommermonaten. Infizierte Zecken sind anscheinend stärker von ungünstigen Klimabedingungen, insbesondere von Trockenheit, betroffen und überdauern die Sommermonate vermehrt in einem Ruhezustand. Sobald die Luftfeuchtigkeit im Herbst wieder ansteigt, nehmen die Zecken die Wirtssuche erneut auf. Dies bedeutet daher für Mensch und Tier, dass insbesondere im Frühjahr und im Herbst ein erhöhtes Infektionsrisiko nach einem Zeckenstich besteht. Zudem zeigen die Ergebnisse deutlich, dass der Stich einer erwachsenen Zecke gefährlicher ist als der einer Nymphe.

Im Rahmen einer Informationsveranstaltung wird die Abteilung für Immunologie des CRP-Santé/LNS am Donnerstag, den 03.06.2010 (18.30-20.00 Uhr, Amphithéâtre - CHL) ihre Ergebnisse präsentieren und über das Infektionsrisiko nach einem Zeckenstich informieren. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei und eine Voranmeldung ist nicht nötig. Konferenzsprachen sind luxemburgisch und deutsch, plus englisch und französisch während der Diskussionsrunde.

(communiqué par le Laboratoire national de santé / CRP-Santé)

Date de l'événement

19.05.2010

Type(s)

Conférence Colloque