Le Premier ministre Jean-Claude Juncker à l'occasion du 50e anniversaire du cimetière militaire allemand à Sandweiler

Sehr verehrter Herr Botschafter,
Exzellenzen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Freunde.

Es gibt auch 60 Jahre später Erinnerungsfeiern, Gedenken zu diesen Erinnerungsfeiern, die nicht so selbstverständlich sind, wie sie aussehen. Und die einen eigentlich auch mitfühlen lassen, obschon man zu einer Generation gehört, die mit dem, an das erinnert wird, direkt und aus eigener Erfahrung nichts zu tun haben.

Auf diesem Friedhof liegen viele junge Soldaten, deutsche Soldaten, und es kann keine Erinnerungsfeier hier stattfinden, wie sie auch sonst nirgendwo stattfinden kann, ohne dass die Erinnerung weiterlebt, intensiver und alle einschließt, die Opfer waren. Die vielen Luxemburger, die ihr Leben verloren haben, die an Körper und Seele geschunden nach Luxemburg zurückgekommen sind oder Schlimmes in Luxemburg erlebt haben. Die vielen amerikanischen Soldaten, die unweit von hier beerdigt sind und die unser Land befreit haben, gemeinsam mit anderen.

Die vielen Opfer hier und in Europa, die in jungen Jahren ihren Lebenstraum hier und auf anderen Friedhöfen mit sich selbst beerdigen mussten. Hier liegen viele Soldaten. Einige davon haben wahrscheinlich an das geglaubt, wofür sie unterwegs waren, auch die Nicht-Deutschen, die hier begraben sind. Der Raum ihrer Erinnerung ist groß, der Raum, in denen ihnen einfach so verziehen würde, ist sehr klein. Aber die vielen, die hier liegen, die überaus große Zahl, fast alle waren Opfer.

Wenn ich mir die Grabsteine ansehe, auf die ich einen direkten Blick hatte, sehe ich, dass die, die hier begraben sind, kaum 20-jährig waren, als sie ihr Leben verloren. Ich weigere mich, in ihnen Täter zu sehen, sie sind Opfer. Nicht Opfer wie wir, aber Opfer. Und es gibt zwischen dem Leben, das Opfer verlieren, nur sehr geringfügige Unterschiede, es gibt eigentlich keine. Und deshalb gilt mein Gruß vor allem den Angehörigen der hier Begrabenen. Für die macht es nun wirklich keinen Unterschied, in welcher Uniform man umkommt und welcher Fahne man gedient hat.

Ich möchte den deutschen Gästen sagen, dass das, was im deutschen Namen hier in Luxemburg geschah, schrecklich war. Ich möchte ihnen aber auch sagen, dass die Geschichte, die wir mit Deutschland und mit den Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt haben, zu dem Besten gehört, was Europa je hervor gebracht hat. Dies gilt für die Menschen direkt an der Grenze, ich begrüße mit Freuden den Oberbürgermeister von Trier und Abgeordnete des Deutschen Bundestages aus dem Grenzraum.

Wir sind ja alle Menschen, und es gibt keinen Unterschied zwischen uns, auch wenn es manchmal so aussah, weil wir von Idioten regiert wurden und weil alle irgendwo Opfer der Unvernunft der damals Regierenden wurden und viele auch sich der Unvernunft zu eilfertig, weil unbedacht, angeschlossen haben. Die Deutschen waren uns noch nie in der Geschichte unserer langen Nachbarschaft so gute Nachbarn wie sie es heute sind. Das Trennende gibt es nicht mehr, und das Gemeinsame ist seit 1945 auf dem Vormarsch.

Wer zweifelt, wer auch an Europa verzweifelt - wer täte das nicht in diesen Tagen? -, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen. Dort kann man sehen, wozu das Nicht-Europa, das Gegeneinander der Völker, das nicht miteinander wollen, das nicht miteinander können, führen muss. Und deshalb sind Soldatenfriedhöfe, der Soldatenfriedhof hier in Sandweiler, Soldatenfriedhöfe überall in Europa, permanente Zeugnisse dafür, dass es eine heilige Pflicht bleibt, die europäische Freundschaft nicht enden zu lassen, sondern sie trotz aller Irrungen und Wirrungen, trotz aller Zwänge, trotz aller Probleme, trotz aller Schwächemomente und trotz aller Zweifel und manchmal Verzweiflung unbeirrt weiterzuführen. Wer hier steht, begreift Europa besser.

Ich wünschte mir, dass meine Nachfolger, in 20, 30 Jahren, nie mehr auf Friedhöfen sprechen müssten, die neu angelegt werden müssten, weil wir aus der Geschichte, den schlimmen, tragischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts nichts gelernt hätten. Ich wünsche mir eine Freundschaft zwischen den Deutschen und den Luxemburgern, die keine Soldatenfriedhöfe mehr braucht. Ich wünsche mir, dass es nie mehr Soldatenfriedhöfe gibt, weil ich mir wünsche, dass es keinen Krieg zwischen unseren Völkern gibt.

Vielen Dank.

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